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Wirtschaft: Springer expandiert digital

Verlag investiert in elektronische Programmführer und Online-Portale

Berlin - Der Medienkonzern Axel Springer will künftig vor allem im Internet wachsen. „Unser Ziel für 2007 steht fest: Expansion mit Schwerpunkt im digitalen Geschäft“, sagte Vorstandschef Mathias Döpfner am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz in Berlin. Zugleich gab er die Gründung der Axel Springer Digital TV Guide GmbH bekannt. Das Unternehmen entwickelt elektronische Programmführer, die Kunden helfen sollen, sich in den digitalen Unterhaltungsangeboten zu orientieren. Mit dem elektronischen Programmführer will der Konzern auch seine Werbemöglichkeiten ausbauen. Mit einer neuen 14-tägigen Programmzeitschrift unter dem Namen „TV Guide“ tut er das im Printgeschäft.

Döpfner betonte das Interesse des Konzerns am bisher weitgehend unregulierten Internetfernsehen. „Wir wollen Zugang zu bewegten Bildern als Voraussetzung für die multimediale digitale Zukunft“, sagte der Springer-Chef. Im vergangenen Jahr hatte das Kartellamt Springer die vollständige Übernahme der Sendergruppe Pro Sieben Sat 1 aus Wettbewerbsgründen untersagt. Dafür hat Springer in ausländischen Fernsehmärkten investiert und erwarb 25 Prozent an der türkischen Sendergruppe Dogan TV (für 375 Millionen Euro) und 25,1 Prozent an Polsat in Polen (250 Millionen Euro).

Döpfner sprach von „guten Zahlen“ für das Jahr 2006. Bereits im Februar hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass der Gewinn von 230,7 Millionen Euro im vorangegangenen Jahr auf 290,8 Millionen Euro in 2006 gestiegen ist. Hierzu trug aber auch eine Gesetzesänderung und die daraus resultierende Aktivierung eines Körperschaftssteuerguthabens bei. Der Jahresüberschuss wäre jedoch auch ohne diesen Sondereffekt gestiegen. Der Umsatz im gesamten Konzern ging nach der Ausgliederung des Tiefdruckgeschäfts um 0,7 Prozent auf 2,38 Milliarden Euro zurück. Im Kerngeschäft, bei den Vertriebs- und Anzeigenerlösen, legte Springer nach eigenen Angaben um 1,2 Prozent auf 2,19 Milliarden Euro zu.

Der Vorstand will der Hauptversammlung eine Dividende von 3,50 Euro je Aktie vorschlagen, das wäre mehr als eine Verdopplung im Vergleich zu 2005. Das kommt vor allem der Verlagserbin Friede Springer zugute, die gut 50 Prozent der Anteile hält. Döpfner rechnet damit, dass der Finanzinvestor Hellman & Friedman weitere Springer-Aktien platzieren wird. Damit würde der Anteil der frei handelbaren Aktien und die Chance für eine Aufnahme in den M-Dax steigen, sagte er.

Im laufenden Jahr will Springer einen Rückgang seines operativen Gewinns in Kauf nehmen, um neue Projekte und Zukäufe zu finanzieren. „Wenn wir eine Reihe von Projekten realisieren, die wir derzeit prüfen, kann ein erheblicher zusätzlicher Mittelbedarf entstehen“, sagte Döpfner. Bereits im vergangenen Jahr hatte Springer Anlaufverluste für neue Projekte in Höhe von 60 Millionen Euro verbucht. 2007 könne dieser Wert bei 90 Millionen Euro liegen. Ein Investment verkündete Döpfner bereits: Der Axel Springer Finanzen Verlag kauft die Mehrheit an der Berliner Wallstreet-online-Gruppe, die Finanzportale im Internet betreibt.

Bis 10. April will Springer entscheiden, was aus dem Zwölf-Prozent-Anteil an Pro Sieben Sat.1 wird. Es gebe ein Angebot der neuen Aktionäre Permira und KKR, sagte Döpfner. Geprüft werde, ob man den Anteil verkaufe, halte oder aufstocke.

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