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Wirtschaft: Springer will ins Fernsehen

Nach der geplatzten Fusion mit Ringier sucht der Verlag neue Anteilseigner und die Nähe zum Kirch-Käufer Bauer

Berlin (mot/usi). Nach den geplatzten Fusionsgesprächen mit dem Schweizer Ringier Verlag will Springer das Fernsehgeschäft deutlich ausbauen. „Wir prüfen jetzt, ob es attraktive Konditionen für eine Aufstockung unseres Anteils an ProSiebenSat1 gibt“, sagte eine Unternehmenssprecherin am Donnerstag. Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner wollte sich zwar im Fall der Fusion mit Ringier ganz aus dem TV-Geschäft herausziehen und auf Printmedien konzentrieren. Da der Deal platzte, geht es ihm nun aber erneut darum, die Beteiligung des Verlags an der Pro Sieben Sat 1 Media AG bis zu einer „strategisch relevanten Position“, also mindestens 25 Prozent, aufzustocken.

Springer hält bereits 11,5 Prozent an der ehemaligen TV-Familie der Kirch-Gruppe, die an den Bauer-Verlag verkauft werden soll. Springer sieht sich als Partner von Bauer, gehört aber nicht mehr zum Bieter-Konsortium aus Bauer und Hypo-Vereinsbank, das das Kerngeschäft des ehemaligen Kirch-Konzerns kaufen will. Dazu gehört eine der größten Filmbibliotheken der Welt und die 52,5- prozentige Mehrheit an ProSieben Sat1. Seit zwei Wochen verhandelt Kirch- Media exklusiv mit dem Konsortium unter der Führung Bauers. Finanzkreisen zufolge hat die Gruppe knapp zwei Milliarden Euro geboten.

Der Schweizer Verleger Michael Ringier hatte am Mittwoch den Axel Springer Verlag und Friede Springer persönlich in Berlin informiert, dass er die Gespräche über ein Zusammengehen der beiden Verlagshäuser nicht mehr weiterführen wolle. Der Wunsch nach Selbstständigkeit sei „im Endeffekt stärker gewesen als die an sich faszinierende Vision einer verbundenen Verlagsgemeinschaft“.

Aktien sollen gestreut werden

Ringier hätte einen Anteil von 29,6 Prozent an Springer übernehmen sollen, der sich derzeit im Besitz der Deutschen Bank befindet. Die Aktien sollen nun voraussichtlich an der Börse breit gestreut werden, da Springer einen strategischen Investor ablehnt. Anfang Oktober hatte die Deutsche Bank nach dem Erwerb der 40-prozentigen Springer-Beteiligung von Leo Kirch 10,4 Prozent der Anteile an Friede Springer weiterverkauft. Die Verlegerwitwe hat mit 55 Prozent ihre Position als Großaktionärin in Europas größtem Zeitungshaus gefestigt und hofft so auf Unabhängigkeit von ihren Stiefenkeln.

Springer könnte seine Beteiligung an ProSiebenSat1 ausbauen, indem der Verlag von einem Vorkaufsrecht für weitere Anteile Gebrauch macht, das ihm Kirch im Falle der Insolvenz eingeräumt hatte. Auf diesem Wege könnte der Verlag 28 Prozent an der Fernsehgruppe erlangen. Entscheidend dürften die Konditionen sein, auf die sich Bauer und Springer einigen. Döpfner hatte betont, das TV-Engagement nur dann ausbauen zu wollen, „wenn der Preis stimmt“. Gemessen am aktuellen Börsenwert der Pro Sieben Sat1 Media AG wären 16,5 Prozent, die Springer zukaufen könnte, rund 100 Millionen Euro wert. Der Bauer-Verlag hat bereits signalisiert, dass er an einer Zusammenarbeit mit Springer nach wie vor interessiert ist.

Medienkonzern auf zwei Säulen

Der Hamburger Zeitschriftenverleger verhandelt zudem mit dem Hollywood-Studio Columbia Tristar (Sony) über eine Beteiligung am Käufer-Konsortium. Verhandlungskreisen zufolge sollen die Gespräche in den kommenden Tagen abgeschlossen werden. Als wahrscheinlich gilt, dass Columbia mit einem Anteil von „zehn bis 20 Prozent“ zusammen mit Bauer und der Hypo-Vereinsbank an der künftigen Konzern-Holding beteiligt wird. Die als GmbH geführte Holding soll als Dachgesellschaft für zwei Geschäftsbereiche dienen: Zum einen das Fernsehgeschäft, in das die Beteiligung an der börsennotierten ProSiebenSat1 Media AG eingebracht wird, zum anderen die Filmbibliothek der ehemaligen Kirch-Media. An einen späteren Börsengang der Holding wird nach Bauers Plänen nicht gedacht. „Bauer ist und bleibt ein Familienunternehmen“, so heißt es.

Auch die Filmbibliothek soll als GmbH firmieren. Nach Angaben aus Verhandlungskreisen sollen an ihr neben der Bietergruppe die vier Gläubigerbanken beteiligt werden. Commerzbank, DZBank, Bayerische Landesbank und Hypo-Vereinsbank könnten so einen Teil ihrer Forderungen an die ehemalige Kirch-Gruppe in eine Beteiligung, also Eigenkapital, umwandeln. Gegenstand der Gespräche ist, wie viel Geld Bauer und die Banken jeweils für den Filmstock mitbringen und wie die Mehrheitsverhältnisse aussehen sollen.

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