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Stabilitätspakt: EU einigt sich auf härtere Strafen für Defizitsünder

Seit Monaten beraten die EU-Finanzminister über einen neuen Stabilitätspakt. Damit sollen Konsequenzen aus der Schuldenkrise im Frühjahr gezogen werden. Die Einigung vom Montag sieht vor, dass Defizitsünder künftig härter bestraft werden sollen.

Nach zähen Verhandlungen haben sich die EU-Staaten auf einen Kompromiss für strengere Schuldenregeln geeinigt. Das bedeutet, dass Defizitsünder künftig schneller und härter bestraft werden können, berichteten Diplomaten am Montag in Luxemburg nach Beratungen einer Reformgruppe der EU-Finanzminister.

Damit soll eine Eskalation der Schuldenprobleme einzelner Länder mit Auswirkungen auf den Euro verhindert werden. Unterdessen hat Griechenland sein Defizit erneut nach oben korrigieren müssen. Parallel zu den Verhandlungen der Finanzminister bekräftigten Deutschland und Frankreich ihren Willen zu effizienteren Sanktionen.

"Wenn ein Land ein exzessives Defizit hat und nach sechs Monaten keine ausreichenden Maßnahmen ergriffen hat, dann soll es Sanktionen geben", kündigte der französische Präsident Nicolas Sarkozy nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im französischen Deauville an. "Das Sanktionsverfahren soll kürzer und effizienter werden", fügte er hinzu. Es gehe darum, bis zum Auslaufen des Rettungsfonds 2013 Wege zu finden, um schnell reagieren zu können, ohne die Verträge zu ändern, sagte Merkel.

Der polnische Finanzmister Jan Rostowski hatte zuvor am Rande des Ministertreffens erklärt, es bestehe Übereinstimmung, die vorbeugende Budgetüberwachung bei den Euro-Ländern zu stärken. Auch die Strafen für Länder, die die Defizitgrenze von drei Prozent der Wirtschaftsleistung überschreiten, sollen verschärft werden.

Rostowski ist Mitglied einer einer Reformgruppe, die seit Mai unter Vorsitz von EU-Gipfelchef Herman Van Rompuy tagt. Der Belgier will dem Gipfel der Staats- und Regierungschefs Ende nächster Woche Bericht erstatten. Die EU zieht mit dem strengeren Pakt die Konsequenz aus dem griechischen Schuldenfiasko und der Euro-Krise im Frühjahr.

Rostowski sagte auch, es bestehe "hohe Übereinstimmung" zur Schaffung eines dauerhaften Krisen- Reaktionsmechanismus, der wackelnden Ländern helfen kann. Die Eurostaaten und der Internationale Währungsfonds hatten im Mai unter dem Druck der Schuldenkrise einen Rettungsschirm von insgesamt 750 Milliarden Euro vereinbart, der aber bis 2013 befristet ist. Die Bedingungen für einen dauerhaften Mechanismus müssen noch festgelegt werden.

Diplomaten betonten, Deutschland und Frankreich hätten den Weg zu einem Kompromiss geebnet. Berlin erklärte sich demnach bereit, die Pariser Forderung nach politischem Entscheidungsspielraum bei der Haushaltskontrolle zu berücksichtigen. Frankreich hatte sich lange gegen quasi-automatische Strafen für Defizitsünder gewehrt. Berlin pochte dem Vernehmen darauf, dass die Prozeduren kräftig verschärft werden.

Die politische Vereinbarung der Finanzminister bedeutet noch keine Gesetzgebung. Die Vorschläge der EU-Kommission dazu von Ende September müssen erst noch im Ministerrat und im Europaparlament beraten werden. Die Kommission hatte unter anderem vorgeschlagen, dass schon bei der Eröffnung eines Defizitverfahrens ein "Pfand" in Höhe von 0,2 Prozent der Wirtschaftsleistung in Brüssel hinterlegt werden muss.

Griechenland hat indes abermals neue Schulden entdeckt. Daher muss der größte EU-Schuldensünder das Staatsdefizit für 2009 schon wieder nach oben korrigieren. Nach neuesten Informationen aus Kreisen des Athener Finanzministeriums beläuft sich der Fehlbetrag im Staatshaushalt des vorigen Jahres nun auf 15,4 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt. Darüber habe Finanzminister Giorgos Papakonstantinou in Brüssel seine Kollegen der Eurogruppe informiert, berichtete der Athener Nachrichtensender Skai am Montag. Griechenland steht unter EU-Dauerkontrolle und muss sein Defizit bis 2014 unter die Grenze von drei Prozent drücken. (dpa)

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