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Wirtschaft: Stahl verkauft sich selbst in der Krise gut

Thyssen-Krupp, Salzgitter und Arcelor verbuchen steigende Gewinneim Kerngeschäft/Vorsichtige Prognosen

Düsseldorf (mjh/tom/HB). Trotz anhaltender Konjunkturschwäche verdienen die Stahlhersteller prächtig. ThyssenKrupp und Salzgitter, die Nummer Eins und die Nummer Zwei in Deutschland, verbuchten in den ersten drei Monaten 2003 kräftige Gewinnzuwächse. Während bei Thyssen-Krupp auch die übrigen Geschäftsfelder zumeist zulegen konnten, bescherte das Röhrengeschäft Salzgitter einen herben Gewinneinbruch. Thyssen-Krupp zählte am Donnerstag mit einem Kursplus von 3,5 Prozent zu den größten Gewinnern im Dax, die Salzgitter-Aktie war dagegen mit einem Minus von 2,4 Prozent einer der größten Verlierer im M-Dax.

Weltmarktführer Arcelor erzielte im ersten Quartal ein Nettoergebnis von 192 Millionen Euro nach fünf Millionen Euro Verlust im Vorjahr. Der Umsatz stagnierte bei 6,85 Milliarden Euro.

Bei Thyssen-Krupp greifen die eingeleiteten Sparmaßnahmen offenbar immer besser. Bei einem Umsatz von 9,2 Milliarden Euro (plus zwei Prozent) verbesserte sich das Konzernergebnis vor Steuern im zweiten Quartal 2002/2003 auf 250 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte der Konzern nur 96 Millionen Euro verdient. Das Geschäftsjahr endet am 30. September. Maßgeblich zu diesem Gewinnsprung beigetragen hat das größte Konzernsegment Steel. Hier verbesserte sich das Ergebnis um 196 Millionen auf 157 Millionen Euro. Im Vorjahr war das Stahlergebnis mit einem Verlust von 39 Millionen Euro noch tief rot. Seit April 2002 hat Thyssen-Krupp aber die Preise für warmgewalzten Flachstahl in mehreren Schritten um mehr als die Hälfte auf 320 Euro je Tonne erhöht. Wichtigste Kunden für Warmbreitband-Stahl sind die Automobilbauer. Besser abgeschnitten als vor zwölf Monaten haben auch die Segmente Elevator und Technologies. Weniger verdiente dagegen die Autozuliefersparte.

Ein Analyst bezeichnete den Zwischenbericht von Thyssen-Krupp als „gut, aber im Rahmen der Erwartungen“. Zudem sei fraglich, wie lange die Stahlpreise noch hoch blieben. „Die Preise werden noch in diesem Jahr wieder fallen“, sagt Julien Onillon von HSBC Securities, „wenn auch nicht so stark, wie es in der Vergangenheit meist der Fall war“. Der Grund: Die Lager sind inzwischen gut gefüllt und die allgemeinen wirtschaftlichen Daten deuten nicht auf eine schnelle Konjunkturerholung in Europa hin. Der aktuelle Preis passt nicht zum Markt. Wer nicht unbedingt Stahl kaufen muss, wartet lieber ab. Die gute Lage der Stahlindustrie bleibt somit ein Sonderfall.

Noch freilich profitiert Thyssen-Krupp von Lieferkontrakten mit Laufzeiten von etwa einem Jahr. Der Konzern wird also noch eine Weile von den guten Konditionen zehren. Thyssen-Krupp-Chef Ekkehard Schulz forciert dennoch seinen Sparkurs. Und falls sich die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht weiter verschlechtern, werde das Ergebnis vor Steuern in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres „mindestens dem des ersten Halbjahres“ von 391 Millionen Euro entsprechen, kündigte er an. Der Gewinn für das gesamte Jahr dürfte demnach knapp 800 Mill. Euro betragen.

So viel Optimismus verbreitet Salzgitter nicht. Nur falls sich „das konjunkturelle Umfeld in den nächsten Monaten leicht verbessere“, könne 2003 „ein Vorsteuergewinn im mittleren zweistelligen Millionenbereich“ erreicht werden. Im ersten Quartal hat Salzgitter sechs Millionen Euro verdient – 69 Prozent weniger als im Vorjahr. Zwar drehte das Stahlergebnis von minus 13,9 auf plus 2,1 Millionen Euro, zugleich aber blieb vom Röhrengewinn des Vorjahres (25,2 Millionen Euro) mit 0,2 Millionen Euro fast nichts mehr übrig.

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