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Wirtschaft: Stahlhersteller profitieren von Chinas Wachstum

Thyssen-Krupp und Salzgitter rechnen für 2004 mit deutlich mehr Gewinn – die Anleger honorieren das

Düsseldorf Der größte deutsche Stahlhersteller Thyssen-Krupp hat nach einem Gewinnsprung im dritten Quartal die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr um die Hälfte angehoben. „Wir wollen beim Ergebnis vor Steuern nun möglichst nahe an unser mittelfristiges Ziel von 1,5 Milliarden Euro herankommen“, sagte Konzernchef Ekkehard Schulz. Bislang hatte der Mischkonzern für 2003/2004 die Marke von einer Milliarden Euro angepeilt, hat aber nach neun Monaten bereits ein Vorsteuerergebnis von 900 Millionen Euro erreicht. Das Geschäftsjahr endet am 30. September. Mit der erhöhten Gewinnprognose und unerwartet starken Quartalszahlen überraschte der Konzern die Finanzmärkte. Die Thyssen-Krupp-Aktie war mit 3,8 Prozent Plus Tagesgewinner im Dax 30, konnte allerdings ihre anfänglichen Gewinne von bis zu sechs Prozent nicht halten.

Der von der immensen Nachfrage Chinas getragene weltweite Stahlboom beschert der Branche seit gut einem Jahr eine Sonderkonjunktur. Trotz des nachlassenden Wirtschaftswachstum in China sei kein Anzeichen für ein Abklingen des Stahlbooms erkennbar, heißt es in Branchenkreisen. Ende Juli hatte der weltgrößte Stahlhersteller Arcelor (Luxemburg) die Serie glänzender Stahlergebnisse eröffnet. Arcelor steigerte im ersten Halbjahr den Nettogewinn um 141 Prozent auf 865 Millionen Euro. Außerdem kündigte der Branchenprimus für Herbst weitere Preiserhöhungen an, um den Kostenanstieg durch verteuerte Rohstoffe wie Erze, Kohle und Koks aufzufangen. So strebt Arcelor bei den Verhandlungen mit den Automobilherstellern über neue Jahreskontrakte um 20 Prozent höhere Preise an. Branchenkenner gehen davon aus, dass die Konkurrenz nachziehen wird.

Auch der niedersächsische Stahl- und Röhrenkonzern Salzgitter legte gestern ansprechende Zahlen vor und nahm die guten Aussichten für das zweite Halbjahr zum Anlass, seine Gewinnprognose zu erhöhen. „Wir rechnen im laufenden Jahr nun mit einem Vorsteuergewinn vor Sondereinflüssen von 140 bis 150 Millionen Euro, der nahe an das gute Ergebnis des Jahres 2001 von damals 160 Millionen heranreicht“, sagte Vorstandschef Wolgang Leese dem „Handelsblatt“. 2003 hatte der Konzern vor Steuern einen Gewinn von 41,5 Millionen Euro verbucht. Ursprünglich hatte Salzgitter für 2004 beim Vorsteuerergebnis einen Überschuss im höheren zweistelligen Millionenbereich erwartet. Salzgitter hat im ersten Halbjahr 2004 einen Gewinn vor Steuern von 81,7 (Vorjahr: 16,6) Millionen Euro erzielt. Mehr als die Hälfte davon entfallen auf den Stahlhandel. Die guten Zahlen beeindruckten auch die Börse: Die im Nebenwerteindex M-Dax notierte Salzgitter-Aktie verteuerte sich um 1,5 Prozent.

Konkurrent Thyssen-Krupp hat im dritten Quartal dank der verbesserten Weltkonjunktur einen Gewinn vor Steuern von 488 Millionen Euro eingefahren und damit das entsprechende Ergebnis des Vorjahres von 218 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Zugleich übertraf der Konzern die Ergebnisschätzungen von Analysten deutlich, die im Mittel bei 320 Millionen Euro lagen. Mit 280 Millionen Euro leistete der Stahl den größten Beitrag zum Ergebnis.

Winfried Becker, Analyst bei Sal. Oppenheim in Frankfurt, bezeichnet „die dynamische Gewinnentwicklung im Stahl als das Glanzlicht. Stahl ist im Moment der Gewinntreiber von Thyssen-Krupp.“

Die eigentliche Perle des Konzerns bleibt aber der Aufzugsbereich, der seine Umsatzrendite vor Steuern von zehn auf 11,4 Prozent verbesserte. Markant aufwärts ging es auch im Bereich Services (produktionsnahe Dienstleistungen), der sein Ergebnis nach erfolgreicher Restrukturierung vervierfachte. Die Analysten der Deutschen Bank hoben das Kursziel für Thyssen-Krupp von 13 Euro auf 15,50 Euro an. mjh/HB

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