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Wirtschaft: Stahlpreise belasten Autobauer

Lieferverträge laufen teilweise aus – Neuwagen könnten teurer werden

Berlin - Stahl ist teuer geworden – besonders für Unternehmen, die sich kurzfristig mit dem Rohstoff eindecken müssen. An den Spotmärkten kostet eine Tonne rund 500 Euro, Anfang des Jahres lag der Preis bei weniger als der Hälfte. Und nun drohen deshalb im kommenden Jahr höhere Autopreise. Jedenfalls ist davon der Verband der Automobilindustrie (VDA) überzeugt. Vor kurzem sagte dessen Präsident Bernd Gottschalk, die Kosten seien mittlerweile so stark gestiegen, dass sie jetzt wahrscheinlich auch dem Endkunden in Rechnung gestellt werden müssten. Zurzeit laufen Verhandlungen zwischen den Autobauern und den Stahlherstellern. Ausgang ungewiss. Bei Volkswagen heißt es gar, zu dem Thema äußere man sich zurzeit nicht.

Der Grund für die hohen Stahlpreise ist das starke Wirtschaftswachstum vor allem in China, aber auch in Indien. Investiert wird in neue Fabriken und neue Gebäude – und fast überall wird Stahl gebraucht. Doch die Stahlindustrie hat in den vergangenen Jahren kaum Geld in neue Werke gesteckt hat. Deshalb wird derzeit fast am Limit produziert.

Allerdings hielten sich die Auswirkungen auf die deutschen Autokonzerne bisher in Grenzen. BMW-Sprecher Eckhard Wannieck sagte dem Tagesspiegel: „In diesem Jahr war für uns nichts von dem Preisanstieg zu spüren.“ In der Regel würden mit den Stahllieferanten Verträge abgeschlossen, die über mehrere Jahre laufen. Darin würden sowohl die Mengen als auch die Preise fixiert. „Momentan finden Verhandlungen bei auslaufenden Verträgen statt“, sagte Wannieck. Das Volumen der Verträge wollte er jedoch nicht nennen. Außerdem sei noch nicht absehbar, mit welchen Preissteigerungen man jetzt zurechtkommen müsse.

Daimler-Chrysler-Sprecher Stephan Öri sagte wiederum, alle Angaben über die Preisentwicklung seien „hochspekulativ“. „Aber natürlich fühlt die Industrie die steigenden Preise“, sagte Öri. „Stahlpreise auf dem hohen Niveau, das zurzeit herrscht, haben Einfluss.“ Daimler-Chrysler habe allerdings langfristige Verträge mit den Lieferanten, die auch einen festen Preis garantieren.

In jedem Fall sei aber keine Verknappung zu befürchten, sagt Öri. Zu einem Ausfall wie jüngst beim japanischen Autobauer Nissan werde es bei Daimler-Chrysler nicht kommen. Die Produktion werde kontinuierlich abgesichert. Und das gelte auch für die Zulieferer, sagte Öri. Zu den Firmen pflege man den Kontakt, um gegebenenfalls dortige Engpässe, die auch die Daimler-Chrysler-Werke wegen fehlender Autoteile beeinträchtigen könnten, auszugleichen.

Ähnlich ist die Situation bei BMW. Auch wenn der Autobauer von Quartal zu Quartal neue Rekordabsatzzahlen präsentiert, geht man dort nicht davon aus, bald durch fehlende Stahllieferungen gebremst zu werden. BMW-Sprecher Wannieck sagte, der Konzern habe eine „konservative Kapazitätsplanung“ – das heißt: Es wird so viel Stahl bestellt, dass potenziell die Werke immer voll auszulasten sind.

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