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Wirtschaft: Stammzell-Entscheidung: Interview: "Wir brauchen bald neue Embryonen"

Andreas Barner ist Forschungsvorstand bei Boehringer Ingelheim und Vorstandsmitglied im Verband forschender Arzneimittelhersteller. Herr Barner, am Mittwoch entscheidet der Bundestag über den Import von embryonalen Stammzellen.

Andreas Barner ist Forschungsvorstand bei Boehringer Ingelheim und Vorstandsmitglied im Verband forschender Arzneimittelhersteller.

Herr Barner, am Mittwoch entscheidet der Bundestag über den Import von embryonalen Stammzellen. Was wird herauskommen?

Ich gehe davon aus, dass die Position des Ethikrates, also der begrenzte Import unter strengen Auflagen, mehrheitsfähig ist.

Könnten Sie damit leben?

Wir stoßen gerade in einen Grenzbereich menschlichen Lebens vor. Darum müssen wir alles tun, um im gesellschaftlichen Konsens schrittweise voranzugehen. Die Grundlagenforschung mit menschlichen embryonalen Stammzellen ist notwendig. Darum wäre die Entscheidung für einen begrenzten Import ein guter erster Ansatz.

Aber mit deutlicher Option auf eine spätere, weitergehende Bundestagsentscheidung?

Wir werden aller Wahrscheinlichkeit nach mehr und unterschiedlichere embryonale Stammzellen brauchen, als die jetzt vorhandenen Zelllinien hergeben. Darum brauchen wir vermutlich bald neue Stammzelllinien von neuen Embryonen. Spätestens dann müssen wir noch einmal über die Frage entscheiden. Das wird aber frühestens in einem Jahr der Fall sein.

Der Bundestag diskutiert nur über den Import ausländischer Stammzellen, lehnt die Forschung an deutschen Stammzellen aber ab. Ist das nicht scheinheilig?

Ein bisschen. Ethik ist nicht teilbar. Wenn wir Embryonenforschung machen wollen, sollten wir uns unter ganz strikten Auflagen bereit erklären, übrig gebliebene Embryonen aus dem Inland zu nutzen. Ich hoffe, dass wir mittelfristig zu adulten Stammzellen oder anderen Lösungen übergehen werden.

Wird das Potenzial der embryonalen Stammzellen überschätzt?

Ich glaube, dass wir am Schluss die embryonalen Stammzellen nicht brauchen - und vor allem nicht brauchen sollten. Weil wir eines nicht tun dürfen: Regelmäßig Leben schaffen, um Leben zu vernichten.

Herr Barner[am Mittwoch entscheidet der B], estag

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