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Elon Musks jüngstes Unternehmen: The Boring Company.

© Lucy Nicholson/REUTERS

Start-up-Milliardär Elon Musk: Pionier für die Straße und das All

Elon Musk ist noch immer der Liebling vieler Amerikaner und Investoren – trotz der Probleme beim E-Auto-Bauer Tesla.

Der neueste Coup, der doch einfach gute Schlagzeilen bringen muss: Elon Musk, der Gründer von Tesla, Space X und Boring Company, hat einen Milliardenauftrag der öffentlichen Hand gewonnen. Er darf eine Hochgeschwindigkeitsverbindung zum Flughafen Chicago bauen, wie der Sprecher von Bürgermeister Rahm Emanuel, Adam Collins, Ende der vergangenen Woche bestätigte. Eine aufregende Nachricht. Eine gute Nachricht. Das ist wichtig für Elon Musk. Denn rund um den E-Auto-Hersteller Tesla hagelte es zuletzt eher schlechte Nachrichten von Produktionsproblemen, Unfällen, Verlusten und Massenentlassungen.

Das kann dem Milliardär, der in ein paar Tagen 47 Jahre alt wird, nicht gefallen, will er doch mit dem relativ günstigen Elektroauto „Model 3“ den Massenmarkt erobern und Tesla endlich in die schwarzen Zahlen bringen – 15 Jahre nach der Gründung des Unternehmens. Entsprechend gereizt reagiert er, wenn ihm Analysten oder Journalisten wie neulich bei der Vorstellung der Quartalszahlen unangenehme Fragen stellen. Der Markt antwortete prompt, die Tesla-Aktie sackte in den Keller. Doch nun der Überraschungserfolg in Chicago. Die unterirdische Hochgeschwindigkeitsbahn soll den Loop, die Chicagoer Innenstadt, mit dem Großflughafen O’Hare verbinden, in nur zwölf Minuten und zu einem Preis zwischen 20 und 25 Dollar.

Weniger als eine Milliarde Dollar für die neue Hochgeschwindigkeitsbahn in Chicago

Alle 30 Sekunden soll ein neues Fahrzeug starten, in dem bis zu 16 Personen Platz finden. Die Geschwindigkeit der elektrischen Vehikel, die durch zwei Tunnelröhren zum Flughafen fahren, soll bis zu 240 Stundenkilometer betragen. Das Projekt wird die Boring Company, Musks jüngste und erst vor anderthalb Jahren gegründete Firma, vollständig selbst finanzieren. Nach Angaben der „Chicago Tribune“ geht es dabei um weniger als eine Milliarde Dollar – erstaunlich wenig im Vergleich zu anderen Tunnelprojekten. In New York zum Beispiel kostete der Ausbau der U-Bahn rund 2,5 Milliarden Dollar. Allerdings pro Meile (1,4 Kilometer). In Chicago geht es dagegen um knapp 30 Kilometer.

Im Gegenzug für die Vorfinanzierung soll Boring dann alle Einnahmen erhalten, die aus Betrieb und Vermarktung der Bahn entstehen. Klingt nach einem günstigen Geschäft – für Chicago. Und das ist genau die revolutionäre Vision des „Hyperloop“, die dahinter steht: Musk will so die Kosten des Tunnelbaus um bis zu 90 Prozent senken. Nicht Profit interessiere seine Mitarbeiter, sagt Musk. Und über seine eigene Motivation twitterte er am Freitag „Ich will doch einfach nur, dass wir nicht traurig in die Zukunft blicken.“

Jules Verne des 21. Jahrhunderts

Der im südafrikanischen Pretoria geborenen Musk ist eine dieser schillernden Unternehmerfiguren, die Amerika begeistern. Als eine Art Jules Verne des 21. Jahrhunderts fasziniert er die Menschen mit seinen Zukunftsvisionen, er gilt als Pionier auf der Straße und im All, als Abenteurer, der auch vor der Schwerkraft und den irdischen Grenzen keinen Respekt hat. Vor Skeptikern, die am Erfolg seiner Visionen zweifeln, schon gar nicht. Auf Twitter folgen ihm 22 Millionen.

Doch dieses Bild des erfolgreichen Abenteuers, das er auch intensiv über die sozialen Netzwerke pflegt, hat schon länger Risse bekommen. Aus seinen vollmundigen Versprechungen von 2013, die gigantischen Verkehrsprobleme in Los Angeles mit dem „Hyperloop“ zu lösen, ist noch nicht viel geworden. Da er an Profit ja nicht interessiert sein will, gibt es wohl auch wenig Anreize für Investoren, die genau dafür ihr Geld anlegen wollen. Aber immerhin: Die Stadt Los Angeles steht hinter ihm. Derzeit darf er Probetunnel bohren.

Auch Chicagos Bürgermeister scheint das alles nicht abzuschrecken. Emanuel lobt den Start-up-Unternehmer als „einen Kerl, der nicht gerne verliert“. Deshalb setze er auf ihn. „Es fahren Teslas auf den Straßen. Er hat Space-X zusammengefügt. Er hat einiges bewiesen.

Elon Musk ist inzwischen selbst größter Tesla-Aktionär

Bewiesen hat er indes auch, dass seine Art, Unternehmen zu führen, durchaus riskant sein kann. Neun Prozent seiner rund 46.000 Mitarbeiter wird er bei Tesla entlassen, um seinem Ziel, profitabel zu sein, näherzukommen. Da das nicht nur gut ankommt, auch nicht an den Märkten, hat er in dieser Woche wieder Tesla-Aktien gekauft – laut der US-Börsenaufsicht SEC sind es 72.500 Stück im Wert von 24,9 Millionen Dollar, nachdem er bereits Anfang Mai 33.000 Aktien im Wert von zehn Millionen Dollar erworben hatte. Das macht den Tesla-Chef zum größten Aktionär des Unternehmens. Die Aussage ist klar: Musk glaubt an sich und die Autofirma. Und erwartet, dass die anderen das auch tun.

Tun sie das nicht, klingt er manchmal schon wie US-Präsident Donald Trump. Kritischen Journalisten ruft er zu, niemand traue mehr der Presse, diese hätte ihre Glaubwürdigkeit „schon vor langer Zeit verloren“. Und setzt zur Gegenwehr an: Die Website „Pravda“ (russisch für Wahrheit) solle den Wahrheitsgehalt von Artikeln bewerten. Dass das eine besonders glückliche Namenswahl ist, kann bezweifelt werden: „Pravda“ hieß die kommunistische Propagandazeitung der Sowjetunion.

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