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Spricht sich gegen staatliche Hilfen aus: Lufthansa-Chef Carsten Spohr.

© Imago/Sven Simon

Statt Coronavirus-Hilfen vom Bund: Lufthansa prüft Insolvenz in Eigenverwaltung

Lufthansa-Chef Carsten Spohr will sich nicht von der Politik reinreden lassen. Er plant für sein Unternehmen eine Insolvenz im Schutzschirmverfahren.

In den Verhandlungen um mögliche Coronavirus-Hilfen prüft die Lufthansa auch eine Insolvenz in Eigenverwaltung anstelle eines direkten Staatseinstiegs. Entsprechende Informationen der Gewerkschaft Ufo wurden am Dienstag von einem Unternehmenssprecher in Frankfurt bestätigt.

Ein solches Schutzschirmverfahren hat bereits der Ferienflieger Condor durchlaufen. Das Unternehmen wird in diesem Fall unter die Aufsicht eines Sachwalters gestellt und könnte unter dem bisherigen Management die Sanierung angehen.

Lufthansa- und Regierungskreise dementierten Rettungspaket

Der Bericht des Online-Magazins „Business Insider“, wonach die Verhandlungen über ein milliardenschweres Rettungspaket für die Lufthansa auf deutscher Seite bereits abgeschlossen sein sollen, wurde aus Unternehmens- und Regierungskreisen jedenfalls dementiert.

Dort hatte es gehießen, dass sich der Bund mit rund neun Milliarden Euro an dem Konzern beteiligen und dafür mindestens 25 Prozent der Aktien, sowie ein oder zwei Aufsichtsratsmandate erhalten würde. Die wegen der Coronavirus-Krise schwer angeschlagene Airline verhandelt derzeit mit mehreren Staaten über mögliche Unterstützung.

Zu den Dementis passt auch die Aussage von Lufthansa-Chef Carsten Spohr, der laut Kabinengewerkschaft Ufo intern erklärt habe, dass er das Unternehmen lieber in die Insolvenz in Form eines Schutzschirmverfahrens führe, als sich von der Politik reinreden zu lassen.

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„Wenn die Bundesrepublik zu große Einflussnahme auf operative Geschäftsaufgaben nehmen wollte, fordert das vielleicht die österreichische Regierung ebenso ein, dann möglicherweise auch die Schweiz, Belgien, Bayern oder Hessen“, sagt Spohr außerdem der „Zeit“.

Ufo hatte sich wiederum pro direktem Staatseinstieg ausgesprochen, weil sie sich davon einen besseren Schutz von Arbeitnehmerrechten und strategische Vorteile für den deutschen Luftverkehr erhofft.

Der Luftverkehr sei immer politisch gewesen, aber „es darf nie eine politisch verordnete Frage werden, ob wir von München oder von Zürich aus nach Osaka fliegen“, sagte Spohr weiter. Das sei eine zentrale Frage für die Zukunft des Unternehmens.

[Verfolgen Sie in unseren Liveblogs die aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus in Berlin und zum Coronavirus in Deutschland und der Welt.]

Der Vorteil der Insolvenz in Eigenverwaltung wäre, dass sich die Lufthansa auch eines Teils ihrer Schulden und der Pensionslasten entledigen könnte. Das Beispiel Condor zeige, dass dieser Weg möglich sei, sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Freilich zeigt gerade der Ferienflieger Condor, mit welchen Risiken ein Schutzschirmverfahren verbunden ist.

Zwar hatten die Kunden dem Unternehmen die Treue gehalten. Der geplante Verkauf, mit dessen Erlös die Gläubiger befriedigt werden sollten, scheiterte aber, weil der Käufer – die polnische Fluggesellschaft LOT – einen Rückzieher machte. Damit musste nun doch der deutsche Staat mit einem erneuten Überbrückungskredit einspringen.

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Das Schutzschirmverfahren, eine Art Vorstufe zum Insolvenzverfahren, soll es Unternehmen ermöglichen, sich rechtzeitig zu sanieren, bevor ihnen das Geld ausgeht. Bedingung dafür ist, dass sie noch nicht zahlungsunfähig sind. Oft mündet das Schutzschirmverfahren aber nach drei Monaten in eine reguläre Insolvenz. Die Aktionäre würden dann aller Voraussicht nach leer ausgehen.

Die Lufthansa ist an der Börse inzwischen weniger als vier Milliarden Euro wert. Sie schreibt angesichts des brachliegenden Flugverkehrs riesige Verluste und braucht in den nächsten Wochen neues Geld. Vorbild für das Schutzschirmverfahren ist die Insolvenz nach „Chapter 11“ in den USA, die in der Vergangenheit zahlreiche US-Fluggesellschaften zur Sanierung genutzt hatten. (Tsp, dpa, Reuters, AFP)

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