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Wirtschaft: Stau auf der Schiene

Arbeitskampf der Lokführer stört Zugverkehr massiv – die Bahn will als Ersatz 500 Busse einsetzen

Berlin - Reisende und Pendler müssen sich ab diesem Donnerstag auf enorme Behinderungen durch den Streik der Lokführer einstellen. Die Gewerkschaft GDL hat bis zum Samstagmorgen zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen, um ein neues Tarifangebot von der Bahn zu erzwingen. Bei Audi musste wegen des bereits seit Mittwochmittag laufenden Ausstands im Güterverkehr die Frühschicht im Brüsseler Werk abgesagt werden.

„Es läuft alles planmäßig“, hieß es bei der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) nach Beginn des Streiks. Der Vorstand der Personenverkehrs-Sparte, Karl-Friedrich Rausch, sagte, im Fernverkehr sollten ab Donnerstag etwa zwei Drittel der ICE-Züge fahren. Außerdem sagte er zu, dass alle grenzüberschreitenden, die Nacht- sowie die Autozüge verkehren. Ein Großteil der IC-Züge dagegen werde nicht fahren. Er sprach von einem „massiven Streik mit gewaltigen Auswirkungen für die Republik“. Mit 500 Bussen wolle man die Zugausfälle abfedern. Im Regionalverkehr rechnet die Bahn nach seinen Angaben wie bereits an den vergangenen Streiktagen mit einem West-Ost-Gefälle, jeder zweite Zug soll verkehren.

Die Lokführer fordern um bis zu 31 Prozent höhere Löhne und einen eigenen Tarifvertrag. Bahn-Logistikvorstand Norbert Bensel erneuerte die Bereitschaft zu Verhandlungen, machte aber kein neues Angebot. „Wichtig ist, dass die Gewerkschaft an den Tisch zurückkommt und wir über die vorgelegten Angebote sprechen. Die Tür ist offen, wir warten.“

Im Güterverkehr werde es „schon bald zu erheblichen Einschränkungen“ kommen, sagte Bensel. Bis zum Abend hätten sich 350 Lokführer am Ausstand beteiligt. Die Bahn rechnete für die späteren Stunden mit einer Verschärfung der Situation. „Die Sorge unserer Kunden vor Versorgungsengpässen und Produktionsausfällen ist größer denn je.“ Es sei fraglich, ob es angesichts des 62-stündigen Streiks gelingen werde, bis zum Schluss versorgungsrelevante Züge zu fahren.

Bereits am Dienstag hatte die Bahn einen Annahmestopp für Güterzüge von und nach Ostdeutschland verhängt. Rückstaus von den neuen in die alten Länder sollten vermieden werden. Beim VW-Konzern kam es zu Engpässen. 800 Mitarbeiter der Frühschicht im Brüsseler Audi-Werk müssten zuhause bleiben, sagte ein Sprecher. Zwei Züge aus Bratislava mit Karosserieteilen seien wegen des Streiks sehr lange aufgehalten worden. „Das bedeutet, dass wir 70 Audi A3 und 150 VW Polo nicht bauen können.“

Ein Regierungssprecher stärkte derweil Bahn-Chef Hartmut Mehdorn den Rücken. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) habe in der vergangenen Woche deutlich gemacht, dass Mehdorn das Vertrauen der Regierung genieße. „Daran hat sich nichts geändert, und daran wird sich nichts ändern.“ Die Wirtschaft forderte die GDL zu Verhandlungen auf. „Ein Streik einer kleinen Berufsgruppe von dieser Dauer ist verantwortungslos“, kritisierte der Bundesverband der Deutschen Industrie. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt warnte vor einer „Gefahr für Wachstum und Beschäftigung“.

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