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Wirtschaft: Stellenabbau bei Opel vorerst ohne Kündigungen

Der angeschlagene Autobauer Opel schafft seine radikale Sanierung und den Abbau jeder dritten Stelle vorerst ohne Kündigungen und Werksschließungen. Bis zum Ende der Frist an diesem Freitag haben 4500 Mitarbeiter Abfindungsverträge unterzeichnet und werden noch in diesem Jahr freiwillig das Unternehmen verlassen.

Rüsselsheim (25.02.2005, 13:06 Uhr) - Am Standort Bochum würden bis 2007 weitere 1500 Mitarbeiter mit Abfindungen ausscheiden, teilten die Adam Opel AG und der Gesamtbetriebsrat in Rüsselsheim mit. «Dann werden wir unser Ziel von 6000 Stellen erreicht haben», sagte Opel-Personalvorstand Norbert Küpper. Die Verhandlungen über die Zukunft der Opel-Standorte seien allerdings noch nicht abgeschlossen.

«Kündigungen sind in diesem Jahr für alle Standorte vom Tisch», sagte ein Opel-Sprecher. Der Mutterkonzern General Motors (GM) hatte damit gedroht, falls sich zu wenige Mitarbeiter freiwillig gemeldet hätten. Bei der Umsetzung der Sparpläne habe man die angekündigten 6500 Stellen des Abfindungsprogramms auf 6000 Stellen reduziert, sagte Küpper. Vor der Sanierung beschäftigte Opel knapp 32 000 Menschen. Mit dem radikalen Stellenabbau will der weltgrößte Autobauer GM die seit Jahren defizitäre Traditionsmarke Opel wieder in die schwarzen Zahlen bringen.

Für das Abfindungsprogramm stellt GM etwa 750 Millionen Euro bereit. «Wir gehen davon aus, dass das Geld reichen wird», sagte ein Opel-Sprecher. Die durchschnittliche Abfindung liege bei etwas über 100 000 Euro und richte sich nach Qualifikation und Alter. Der Gesamtbetriebsrat zeigte sich erleichtert. «Unser Ziel, dieses einschneidende Restrukturierungsprogramm ohne betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen umzusetzen, ist erreicht worden», sagte der Vorsitzende Klaus Franz. Die Mehrzahl der Mitarbeiter werde nun in eine Beschäftigungsgesellschaft wechseln.

Von den 4500 Abfindungsverträgen entfallen 2700 auf das Opel- Stammwerk in Rüsselsheim, 1500 auf Bochum und 300 auf Kaiserslautern. Für Rüsselsheim und Kaiserslautern sei das Programm nun abgeschlossen, in Bochum werde der Personalabbau wie geplant weitergehen, sagte Personalvorstand Küpper. Gemeinsam mit dem Betriebsrat des Bochumer Werks wird das Management nach Unternehmensangaben nun eine Lösung für das weitere Vorgehen suchen. «Es gibt mehrere Optionen. Die Frist könnte verlängert werden, oder eine Einigungsstelle wird über das weiter Vorgehen entscheiden», sagte der Opel-Sprecher. «Es wird einen Weg geben.»

Wie viele Mitarbeiter sich für das Abfindungsprogramm gemeldet hatten, aber zurückgewiesen wurden, gab Opel nicht bekannt. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen hatten sich mehr als 7000 Mitarbeiter gemeldet. Arbeitnehmervertreter hatten wiederholt kritisiert, Opel habe Beschäftigte mit hohen Abfindungsansprüchen abgewiesen. Neben den 6000 Mitarbeitern mit Abfindungen haben bereits 1000 Opelaner Altersteilzeitverträge unterschrieben, 2000 Mitarbeiter sollen in Partnerschaften und Joint-Ventures ausgegliedert werden.

Die Verhandlungen über einen Zukunftsvertrag zur Sicherung der westdeutschen Opel-Werke in Rüsselsheim, Kaiserslautern und Bochum dauern nach Worten Küppers weiter an. Offen ist weiterhin auch die Entscheidung, wo die neue Mittelklasse der GM-Töchter Saab und Opel gebaut wird - ob in Rüsselsheim oder im schwedischen Trollhättan. Eine Entscheidung wird im März erwartet.

Der weltgrößte Autobauer GM schreibt seit 1999 rote Zahlen in Europa. Allein 2004 summierte sich der Verlust bei Opel nach Medienberichten auf bis zu 600 Millionen Euro. Das radikale Sanierungsprogramm soll die Kosten jährlich um 500 Millionen Euro reduzieren. (tso)

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