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Stellenabbau: New Opel macht Ernst

Noch ist nichts unterschrieben, aber gestrichen wird schon. Das russisch-kanadische Magna-Konsortium will in Deutschland 4000 Stellen abbauen und ein Werk in Belgien schließen.

Frankfurt am Main - Der kanadische Autozulieferer Magna und die russische Sberbank wollen die mehrheitliche Übernahme von Opel im November endgültig unter Dach und Fach bringen. Doch die neuen Herren beschäftigen sich bereits intensiv mit der Sanierung des kriselnden Autoherstellers.

In Deutschland sollen 4000 der 25 000 Opel-Mitarbeiter ihren Job verlieren, davon ein großer Teil in der Verwaltung in Rüsselsheim, kündigte Magna-Chef Siegfried Wolf am Montag in Frankfurt am Main an. Das Opel-Werk im belgischen Antwerpen soll geschlossen werden. In Europa insgesamt sollen 10 500 der 50 000 Arbeitsplätze bis Ende 2010 „so weit wie möglich sozialverträglich“ abgebaut werden. Für diesen Dienstag hat die Bundesregierung Vertreter der Länder, in denen ebenfalls Opel-Werke sind, nach Berlin eingeladen.

Magna werde keine Entscheidungen diktieren, sondern sich mit dem Opel-Management und den Betriebsräten um eine Lösung bemühen. „Die Arbeit beginnt jetzt, wir stehen vor einem schwierigen und langen Weg“, sagte Wolf. Aber jetzt gebe es eine Perspektive, während Ende Mai die Insolvenz gedroht habe. Nach den Worten von Wolf und Sberbank-Chef German Gref soll „New Opel“ bei etwa 1,5 Millionen pro Jahr verkauften Autos bis 2015 alle Schulden, auch die von der Bundesregierung bis dahin gezahlten 4,5 Milliarden Euro, zurückgezahlt haben. „Natürlich wird Opel schon vorher Gewinn erwirtschaften, sonst könnten wir die Schulden nicht zurückzahlen“, sagte Wolf.

Magna und Sberbank halten künftig zusammen 55 Prozent, 35 Prozent bleiben bei der Opel-Mutter General Motors, und zehn Prozent hält die IG Metall für die Opel-Mitarbeiter. Magna-Chef Wolf reagierte am Montag erbost auf die Behauptung, dass von den Steuergeldern 600 Millionen Euro nach Russland abflössen. Behauptet hatte das Dirk Pfeil, der im Beirat der Opel-Treuhand die Bundesländer vertritt und sich bei der Entscheidung für Magna der Stimme enthalten hatte. Gegen besseres Wissen verbreite Pfeil Lügen, sagte Wolf. Dem langjährigen FDP-Abgeordneten im hessischen Landtag sei seit Ende Mai bekannt, dass nur 170 Millionen Euro in Russland investiert würden. „Und dieses Geld dient allein der Fertigstellung der neuen Opel-Fabrik in St. Petersburg.“ Der Rest komme aus dem „operativen Cashflow aus Russland“. Die neuen Chefs versicherten, dass kein Know-how nach Russland abfließen werde. „Russland hat großen Respekt vor geistigem Eigentum“, sagte Gref. An dem im Vorvertrag mit der Bundesregierung festgehaltenen Konzept habe sich nichts verändert. Demnach bekommt die „New Opel“ 450 Millionen Euro sofort als Eigenkapital zur Verfügung gestellt. 50 Millionen Euro gibt es als unverzinste Wandelanleihe. „Magna und Sberbank sind sehr wohl bereit, unternehmerisches Risiko zu übernehmen. Wir erhalten keine staatlichen Geschenke.“ Der Kredit der Bundesregierung sei mit einem zweistelligen Zinssatz belegt. „Deshalb wollen wir ihn so schnell wie möglich zurückzahlen.“

Die Entscheidung zum Einstieg bei Opel sei allein nach wirtschaftlichen Kriterien gefallen, sagte Wolf. Vor allem der russische Markt solle Opel wieder auf die Beine helfen. Dabei solle vor allem das Vertriebsnetz des russischen Autoherstellers Gaz helfen. Zugleich will die Sberbank, die größte russische Bank, in ihren 20 000 Filialen massiv für Opel werben. Allerdings muss „New Opel“ auch mit erheblichen Beschränkungen leben. Die USA, der größte Automarkt der Welt, ist ebenso tabu wie Korea. Zudem dürfen in den nächsten fünf Jahren in China die wichtigsten Opel-Modelle Astra und Insignia nicht verkauft werden. In Kanada gilt diese Auflage für zwei Jahre.

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