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Steuerberater: Eine Sache des Vertrauens

Steuerangelegenheiten sind Vertrauenssache. Und höchst kompliziert. Einen guten Steuerberater zu finden, ist deswegen nicht einfach.

Familie W. staunte nicht schlecht. 20 Jahre lang hatte ein alter Freund mit seiner kleinen Kanzlei ihre Steuererklärung sachkundig erledigt. Als er sich zur Ruhe setzte und ein neuer, junger Steuerberater das Büro übernahm, stiegen bei nahezu allen Mandanten plötzlich die Rechnungen, es gab merkwürdige Vorfälle wie Abbuchungen von Mandantenkonten ohne Vollmacht und nachweislich falsche Beratungen mit teuren Folgekosten. Schnell kündigte Familie W. das Mandat.

Steuerangelegenheiten sind Vertrauenssache, und entsprechend gut überlegt will die Entscheidung für einen Steuerberater auch sein. „Das Steuerrecht in Deutschland“, sagt Wolfgang Spindler, der Präsident des Bundesfinanzhofes, „hat sich zu einem derart komplizierten Rechtsgebiet entwickelt, dass auch Fachleute keinen zuverlässigen Überblick mehr über sämtliche Facetten haben können.“ Die Steuererklärung auf dem Bierdeckel war eine Idee des CDU-Experten Friedrich Merz, die Wirklichkeit sieht anders aus. Alleine in der letzten Legislaturperiode hat die Bundesregierung verschiedene Steuergesetze 150-mal geändert.

Wer einen Steuerberater sucht, muss sich vorher gut überlegen, wozu er ihn braucht. Angestellte, Selbstständige und kleine Unternehmen sind bei kleineren Kanzleien in der Regel gut aufgehoben. Diese Allrounder kümmern sich um die Buchführung, den Jahresabschluss, die Bilanz und die Steuererklärung, stoßen aber häufig an ihre Grenzen, wenn die Fälle komplexer werden. Mittelständische Unternehmen mit größeren Aktivitäten im Ausland haben bereits einen deutlich höheren Beratungsbedarf und wenden sich meist an größere, einschlägig spezialisierte Sozietäten, in denen Steuerberater, Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer Hand in Hand arbeiten. Große, global operierende Konzerne oder vermögende Privatleute vertrauen sich häufig renommierten Großkanzleien mit Rundumbetreuung auf höchstem Niveau an.

Einen guten Steuerberater erkennt man nicht zuletzt daran, dass er seine Mandanten regelmäßig über Änderungen im Steuerrecht informiert und rechtzeitig an einzuhaltende Fristen beim Finanzamt erinnert. Außerdem bildet er sich regelmäßig fort – sein Berufsverband empfiehlt mindestens 40 Stunden im Jahr. Wichtig ist, dass die Chemie stimmt. Deshalb sollten sich potenzielle Mandaten auch nicht scheuen, ein längeres Kennenlerngespräch zu führen. Fragt der Steuerberater mehr als sein künftiger Mandant, ist das übrigens ein gutes Zeichen: Um jemanden sinnvoll betreuen zu können, muss er möglichst viel über ihn oder sein Unternehmen wissen. Bei den Gebühren haben Steuerberater jenseits der Basistarife einen gewissen Spielraum, je nach Schwierigkeit und Zeitaufwand der Leistungen.

Berät ein Steuerberater nachweislich falsch, dann kann der Mandant zwar den Steuerbescheid nicht mehr ändern lassen, denn der Fiskus rechnet Beraterfehler dem Steuerbürger zu, der die Steuererklärung ja auch unterschrieben hat. Allerdings kann man den Steuerberater zivilrechtlich in Regress nehmen.

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