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Die Stiftung Warentest lässt Firmen künftig für den Abdruck ihres Siegels zahlen.

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Stiftung Warentest: Firmen sollen für das Siegel künftig zahlen

Die Werbung mit dem Test-Logo der Stiftung Warentest wird ab 1. Juli kostenpflichtig. Maximal zwei Jahren dürfen die Firmen das Siegel dann nutzen.

Berlin - Die Stiftung Warentest schreibt zum ersten Mal in ihrer Geschichte rote Zahlen. Und das bei leicht steigendem Umsatz im Jahr 2012 von knapp 40 Millionen Euro. Grund sei die mangelnde Verzinsung des Stiftungskapitals, teilte Vorstand Hubertus Primus am Mittwoch in Berlin mit. Für 2013 rechnet er mit einem besseren Jahresergebnis. Das Verbraucherschutzministerium habe die Zuwendung um eine halbe Million auf vier Millionen Euro erhöht. Optimistisch stimme Primus auch die positive Entwicklung des Onlineangebots: Im Vergleich zum Vorjahr steigerte test.de den Umsatz um 20 Prozent auf rund 2,7 Millionen Euro. Der Verkauf der Zeitschriften Test und Finanztest ging im vergangenen Jahr allerdings leicht zurück.

Zusätzliche Einnahmen soll ein neues Lizenzsystem für das Test-Siegel der Stiftung bringen. Vom 1. Juli an wird die Werbung damit kostenpflichtig. Bisher wurde lediglich eine einmalige Bearbeitungsgebühr von 500 Euro fällig und die Hersteller konnten das Ergebnis bis zur Erscheinung eines neuen Tests nutzen – also mitunter viele Jahre lang. Die neue Lizenz ist auf ein oder maximal zwei Jahre begrenzt und kostet 7000 beziehungsweise 10 000 Euro. Dafür dürfen Hersteller auf ihren Produkten, in Werbematerialien, in Anzeigen oder im Internet mit dem Test-Logo werben. Kino- oder Fernsehwerbung kostet zusätzlich 25 000 Euro für zwei Jahre.

Mit der Lizenzverwaltung hat die Stiftung ein gemeinnütziges Institut beauftragt. Das Geld würde neben der Abwicklung auch für die Überwachung der Werbung und für Nachtests genutzt werden. An den Abläufen der Tests solle sich nichts ändern. „Die Anbieter erfahren erst mit der Veröffentlichung, wie sie abgeschnitten haben und können sich dann überlegen, ob sie mit den Urteilen werben wollen oder nicht“, sagte Primus. Die Höhe der neuen Einnahmen sei noch nicht absehbar, ein bis zwei Millionen Euro wären denkbar.

Der Handelsverband Deutschland bewertet die Einführung des neuen Systems grundsätzlich positiv. Kunden könnten sich damit besser auf die Aktualität der Testurteile verlassen. „Allerdings ist der Preis für die Logonutzung relativ hoch“, sagte Verbandschef Kai Falk.

Die Gebührenhöhe kritisiert auch der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft. „Es bedarf einer Debatte, ob die Stiftung Warentest sich so kommerziell entwickeln sollte“, sagte Sprecher Volker Nickel. Inwieweit die Unternehmen die Möglichkeit der Logonutzung annehmen, müsse sich erst zeigen. „Aber ich gehe davon aus, dass zumindest die größeren Unternehmen diese Pille schlucken werden. In der schwierigen Wettbewerbssituation kommen sie fast nicht daran vorbei“, sagte Nickel.

Die Zeitschrift Öko-Test will es bei ihrer Bearbeitungsgebühr von 300 Euro belassen. „Wir erlauben die Nutzung des Labels, wollen aber auf keinen Fall in den Verdacht geraten, dass uns das irgendwelche Vorteile bringt“, sagte Chefredakteur Jürgen Stellpflug. Er hält häufigere Klagen von Anbietern, die in Tests schlecht abgeschnitten haben, für wahrscheinlich. Sie könnten die Objektivität infrage stellen. Frederike Roser

Frederike Roser

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