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Wirtschaft: Stimmung in den Firmen lässt nach

China im nächsten Jahr wohl Exportweltmeister

Berlin - Die Unternehmen in Deutschland sehen etwas skeptischer in die Zukunft. Der Geschäftsklimaindex des Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo) in München sank im Juli zum zweiten Mal in Folge: von 107,0 auf 106,4 Punkte. Der Wert 100 beschreibt den Durchschnitt des Jahres 2000. Für den Ifo-Index werden jeden Monat etwa 7000 Firmen des verarbeitenden Gewerbes, der Baubranche sowie des Groß- und des Einzelhandels befragt.

Ifo-Konjunkturexperte Gebhard Flaig sagte dem Tagesspiegel am Donnerstag, man könne trotz des Rückgangs weiter davon ausgehen, dass sich der Aufschwung im zweiten Halbjahr fortsetze. „Die Zahlen heißen auch nicht, dass 2008 schlecht wird.“ Im kommenden Jahr werde der Aufschwung etwas an Dynamik verlieren. Positiv hob das Ifo hervor, dass die Zahl der Firmen des verarbeitenden Gewerbes, die zusätzliches Personal einstellen wollen, weiter gestiegen ist.

Auch der Bundesverband deutscher Banken erwartet von der besseren Beschäftigungssituation mehr Schwung. „Neben der unverändert dynamischen Auftragsentwicklung und der weiterhin boomenden Weltwirtschaft ist es vor allem die deutliche Verbesserung am deutschen Arbeitsmarkt, die die positiven Konjunkturperspektiven für die kommenden Monate stützt“, sagte Manfred Weber, geschäftsführender Vorstand des Bankenverbands. Der Aufschwung sei robust, auch der aktuell hohe Eurokurs ändere daran nichts.

Der deutsche Export steigt jedenfalls weiter an. Das ergab eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter den deutschen Außenhandelskammern (AHKs), Delegierten und Repräsentanten in mehr als 80 Ländern. Axel Nitschke, DIHK-Chefvolkswirt, sagte in Berlin, im Sommer werde der Export wieder anziehen. Im laufenden Jahr sei insgesamt ein Zuwachs von acht Prozent zu erwarten. Im nächsten Jahr werde der deutsche Export voraussichtlich sogar erstmals die Marke von einer Billion Euro durchbrechen und um neun Prozent zunehmen. Damit liegt das Wachstum allerdings unter dem überragenden Ergebnis aus dem vergangenen Jahr, als 14 Prozent erreicht wurden. Grund für den Rückgang sei die langsamere Entwicklung der Weltkonjunktur, die sich aber nach der Schwächephase 2007 wieder spürbar verbessern werde, lautet die Einschätzung der AHKs. Auch der starke Euro mache sich bemerkbar. „Der Euro wird noch weiter steigen“, sagte Nitschke. Mittelfristig werde sich der Dollar gegenüber dem Euro aber wieder erholen. „Das Nachlassen des Ausfuhrwachstums in diesem Jahr dürfte zum Teil auch an der Stärkung der Binnennachfrage liegen“, berichtete Nitschke. „Die Aufträge aus dem Ausland konkurrieren nun mit steigenden Aufträgen aus dem Inland um die derzeit begrenzten Kapazitäten.“

China übertreffe Deutschland in Sachen Export aber bei weitem, hieß es beim DIHK. Das asiatische Land verzeichne bei der Ausfuhr jährliche Zuwachsraten von rund 20 Prozent. Damit verliere Deutschland im kommenden Jahr seinen Rang als Exportweltmeister. Allerdings profitierten auch deutsche Unternehmen von dieser Entwicklung: 60 Prozent des chinesischen Außenhandels liefen schließlich über internationale Unternehmen – darunter viele deutsche –, die in China investiert hätten, sagte Nitschke. B. Hops/C. von La Rosée

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