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Wirtschaft: Stimmung in der Wirtschaft fällt weiter

Die Stimmung in den deutschen Unternehmen wird immer schlechter. Der Index für das Ifo-Geschäftsklima in Westdeutschland sank im Oktober auf ein Acht-Jahres-Tief, nachdem er im September bereits eingebrochen war.

Die Stimmung in den deutschen Unternehmen wird immer schlechter. Der Index für das Ifo-Geschäftsklima in Westdeutschland sank im Oktober auf ein Acht-Jahres-Tief, nachdem er im September bereits eingebrochen war. Viele Fachleute befürchten nun einen Rückgang der Wirtschaftsleistung. Die Europäische Kommission korrigierte ihre Prognose für 2002 drastisch nach unten. Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) hofft nun auf eine Trendwende ab April kommenden Jahres.

Das Stimmungsbarometer, das das Münchner Ifo-Institut jeden Monat per Umfrage unter 7000 Unternehmen ermittelt, gilt als wichtiger Frühindikator für die weitere Wirtschaftsentwicklung in Deutschland. Im Oktober fiel der Index für die westdeutschen Unternehmen von 85,0 auf nur noch 84,7 Punkte, teilten die Wirtschaftsforscher am Mittwoch mit. Etwas besser schnitt der Wert für die neuen Bundesländer ab; dort verbesserte sich die Stimmung von 96,5 auf 96,6 Punkte.

Analysten hatten zuvor erwartet, dass sich das Geschäftsklima nicht weiter eintrüben werde. Nach den Terror-Anschlägen in den USA war die Stimmung bereits in der September-Umfrage drastisch gesunken. Auch die Geschäftserwartungen der Firmen-Manager für die kommenden Monate verschlechterten sich im Oktober - hier fiel der Index für den Westen von 90,5 Punkten im Vormonat auf 89,6 Punkte.

Der Euro stand an den Devisenmärkten nach Bekanntgabe der Daten deutlich unter Druck und fiel unter die Marke von 0,88 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) legte den Referenzkurs mit 0,8791 Dollar fest, im New Yorker Handel verlor die Währung weiter. Die Börse in Frankfurt (Main) verzeichnete zunächst nur mäßige Verluste, die im Laufe des Handels jedoch wuchsen. Am späten Nachmittag lag der deutsche Aktienindex Dax bei 5059 Punkten.

Der Wirtschafts-Sachverständige Wolfgang Wiegard sieht bei der Stimmung und bei der Wirtschaftsleistung nun allmählich die Talsohle erreicht. "Im dritten und vierten Quartal dieses Jahres wird das Bruttoinlandsprodukt noch abnehmen, danach aber beginnt der Aufschwung", sagte er dem Tagesspiegel am Mittwoch in Berlin. Er sprach sich gegen Konjunkturprogramme oder ein Vorziehen der Steuerreform auf Anfang 2002 aus. Derartige Maßnahmen würden frühestens im Sommer wirksam - "dann wird die Wirtschaft ohnehin kräftig zulegen", erwartet Wiegard. Allerdings habe die Europäische Zentralbank bei den Leitzinsen "noch Spielraum nach unten". Viel bewirken werde eine Lockerung der Geldpolitik aber nicht. Die Zahlen über das deutsche Wachstum im dritten Quartal wird das Statistische Bundesamt am Donnerstag vorlegen.

Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) sprach sich erneut gegen eine staatliche Stützung der Konjunktur aus. Mit einer auf Verlässlichkeit angelegten Wirtschaftspolitik könne man mehr für Wachstum und Beschäftigung tun, sagte der Minister auf dem SPD-Parteitag in Nürnberg. Der Ifo-Geschäftsklima-Index habe ein "erwartbares Bild" geliefert. Man dürfe die Ergebnisse der Umfragen und Prognosen der vergangenen Tage aber nicht überbewerten, letztlich seien sie alle "Kaffeesatzleserei". Zuletzt hatten die Wirtschafts-Weisen und die OECD recht pessimistische Erwartungen präsentiert.

Die Europäische Kommission in Brüssel sagte unterdessen für das Jahr 2002 ein Wachstum von 0,7 Prozent in Deutschland voraus. Damit sei die Dynamik hier zu Lande die schwächste in der gesamten EU. Die Arbeitslosenzahl werde im Durchschnitt des nächsten Jahres etwas über vier Millionen liegen, das Finanzdefizit des Staates bei 2,7 Prozent. Für die zwölf Teilnehmerländer der Euro-Währung senkte die Kommission ihre Prognose von 2,9 auf 1,3 Prozent. Währungskommissar Pedro Solbes sagte in Brüssel: "Der Ausblick gibt bis zu einem gewissen Grad Anlass zur Sorge, aber es gibt Licht am Ende des Tunnels." Die Euro-Zone werde jedoch ihr volles Produktionspotenzial erst erreichen, wenn sich die US-Wirtschaft wieder erhole.

brö

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