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Was tun, wenn die Börse einbricht? Stopp-Loss-Orders können helfen, aber nur, wenn man sich gut damit auskennt.

© picture-alliance/ dpa

Stop-Loss-Order: Vorsicht vor der Stopp-Loss-Order bei Aktien

Die Stopp-Loss-Order ist unter Anlegern eine Modeerscheinung. An sich sind solche Verluststopps sinnvoll. Wer aber kein Profi ist, kann sich die Finger verbrennen.

Von Andreas Oswald

Immer mehr Anleger, die keine Profis sind, verwenden sogenannte Stopp-Loss-Orders, um ihre Verluste zu begrenzen, wenn die Aktienkurse in die falsche Richtung laufen. Bei einer solchen Order legt der Anleger einen Kurs fest, zu dem seine Bank oder sein Broker automatisch die Aktie verkauft, wenn die Kurse sinken. Damit sichert sich der Anleger ein Stück vom Gewinn oder verhindert, dass seine Verluste immer größer werden.

Zwar sind Zahlen, wie viele Anleger inzwischen zu diesem Mittel greifen, schwer zu ermitteln. Aber wenn selbst der Fernsehmoderator Jan Böhmermann inzwischen darüber twittert, dann spricht das für eine zunehmende Popularität des Anlageinstruments. Doch viele Anleger haben in den vergangenen Wochen mit dieser Methode enttäuschende Ergebnisse erzielt. Offenbar auch Böhmermann. In einem Tweed stand: „Stopp-Loss-Orders haben nicht nur Vorteile.“

Darauf verweist auch Yann Stoffel, Anlageexperte der Stiftung Warentest. „Wer wenig Ahnung hat, sollte die Finger davon lassen.“ Ein Beispiel ist der „Schwarze Montag“ Ende August, als der Dax um bis zu sieben Prozent sank. Da wurden viele Anleger ausgestoppt – und mussten kurz darauf zusehen, wie die Aktien wieder kräftig stiegen.

Verschärft wurde die Lage dadurch, dass der Dax an jenem Montag mit einem sogenannten „Gap“ eröffnete. Das heißt, die Erstnotiz am Morgen lag weit unter dem Schlusskurs des Freitags. Wer seine Stopp-Loss-Order oberhalb dieser tiefen Erstnotiz gesetzt hatte, musste zusehen, wie seine Bank die Aktien zu einem deutlich niedrigeren Preis verkaufen musste, als er das mit seinem Stopp-Niveau beabsichtigt hatte.

Das ist nur etwas für Profis

„Grundsätzlich sind solche Orders ein sinnvolles Instrument“, sagt Verbraucherschützer Stoffel. Man solle aber keine Wunder erwarten. Vor allem Anleger mit einem längeren Anlagehorizont täten sich mit Stopp-Loss-Orders keinen Gefallen. Nur wer viel handele, für den sei dies sinnvoll.

Das Prinzip des Verluststopps ist alt. Es fand in den vergangenen 30 Jahren vor allem bei Tradern Verbreitung, die wegen ihres zum Teil extrem kurzfristigen Handels gar keine andere Möglichkeit hatten, sich vor extremen Verlusten zu schützen. Wer gar mit einem Hebel handelt, etwa mit Faktor vier, dessen Gewinne steigen zwar mit Faktor vier, aber auf der anderen Seite steigen auch die Verluste mit Faktor vier. Wer in einem solchen Umfeld ohne Stopp-Loss-Order handelt, kann schnell viel Geld verlieren.

Solche Orders sind nur sinnvoll, wenn ein Trader eine Systematik entwickelt hat, bei der er am Ende selbst dann eine Rendite einfährt, wenn er bei sechs von zehn Trades verliert. Da er die Verlusttrades mit Stopp-Loss-Orders begrenzt, sind die Verluste niedriger als die Gewinne. Wenn er sechs Mal 100 Euro verliert und vier Mal 200 Euro gewinnt, hat er am Ende 200 Euro gewonnen. Ein solches Vorgehen lohnt sich aber nur bei vielen Trades.

Ein Anleger, der nur ein bis fünf Trades im Jahr macht, stellt häufig fest, dass er immer dann ausgestoppt wird, wenn der Markt nach einer längeren Aufwärtsphase eine Korrektur erlebt. Dann kann der Dax schon mal um zehn Prozent abstürzen. Viele werden dann ausgestoppt, anschließend geht der Aufwärtstrend weiter. Da ist es besser, die Aktien im Depot einfach liegenzulassen – und gelegentlich Gewinne mitzunehmen.

Einen erklärenden Artikel des Autors über Rebalancing, wie konservative Sparer sich ohne Stopp-Loss-Order vor Crashs schützen und trotzdem mit einer Mischung aus Aktien und Geld höherer Renditen erzielen können, lesen Sie hier.

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