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Wirtschaft: Strahlende Karriere

Sie erhellen den 17. Juni oder die „Linden“: Leuchten der Marienfelder Firma Semperlux. Ein Familienunternehmen mit Erfolgsgeschichte: Seit mehr als 60 Jahren behauptet es sich am Markt

Es gab Zeiten, da gingen Bilder von Semperlux-Leuchten einmal pro Jahr um den Erdball – untermalt von elektronischer Musik, Trillerpfeifen und den Freudenjauchzern der Loveparade-Besucher. Denn im ehemaligen Zentrum der Technoparade, entlang der Straße des 17. Juni, steht „Urbi“, einer der Straßenleuchten-Typen der Berliner Semperlux AG. Und jedes Mal, wenn Raver die Laternen hinaufkraxelten, registrierte man das in der Firmenzentrale in Marienfelde als ungeplanten Belastungstest.

Ach, die Loveparade-Zeiten in Berlin sind lange her. Semperlux-Chef Ulrich Misgeld lächelt das Thema zwar weg, aber zumindest ein Quäntchen Stolz auf die robusten Produkte seines Unternehmens kann der AG-Vorsitzende nicht verhehlen. Ulrich Misgeld weiß, was die Leuchten seiner Firma aushalten müssen. Er sagt Sätze wie: „Es gibt Leuchten, da können Sie mit einem Baseballschläger gegenschlagen, und die leuchten weiter.“ Er kennt die Tests, die solch ein Produkt durchlaufen muss: den Temperaturschwankungstest, den Rütteltest und, nicht zu vergessen, den Dichtigkeitstest. Dabei bearbeitet ein Ingenieur die Leuchte anderthalb Stunden lang mit einem Gartenschlauch, um zu prüfen, ob das Innere trocken bleibt.

Außerdem kennt Misgeld ein weiteres Argument für Qualität: „Die Leuchten stehen bis zu 40 Jahre bei unseren Kunden“, sagt er. Semperlux-Produkte erhellen also nicht nur über Jahrzehnte die Straße des 17. Juni, Unter den Linden oder die Wege rund um das Bundeskanzleramt, sie sind auf diese Weise auch eine langfristig nachwirkende Visitenkarte für die Firma.

Lichtquellen, die stets strahlen – den Effekt hatte Firmengründer Hermann Bansbach im Hinterkopf, als er 1948 einen Namen für sein neues Produkt suchte. Bansbach hatte ein Batterieladegerät entworfen, mit dem die von der sowjetischen Besatzungsmacht blockierten West-Berliner auch in stromlosen Zeiten nicht im Dunkeln sitzen mussten: Das Ladegerät speicherte Strom, und wenn der nicht floss, konnten die Berliner auf Batteriebetrieb umschalten. Semperlux, lateinisch für: immer Licht, nannte Hermann Bansbach schließlich seine Erfindung.

Nach dem Ende der Blockade verlor das Ladegerät seinen Zweck – und Firmengründer Bansbach kurzzeitig seine Geschäftsgrundlage. Aber er blieb dem Licht treu und produzierte ab 1950 verschiedene Fassungen für Leuchtstoffröhren. Mit den Jahrzehnten wurde die Produktpalette größer: Zu den Innenraumleuchten für Büros, Geschäftsräume oder Museen kamen später Außenleuchten. Im Laufe der Jahre wechselten die Formen: Auf die wie Kronen wirkenden Konstruktionen der fünfziger Jahre folgten ein Jahrzehnt später rechteckige oder quadratische Kastenleuchten. Die Siebziger standen dann im Zeichen der Kugel.

Die Leuchten aus Marienfelde gingen in dieser Zeit um die Welt: Heute erhellen Semperlux-Leuchten Museen und Bibliotheken in Deutschland, den USA, Russland oder England, Straßen, Plätze und Boulevards in Frankreich, Australien oder Japan.

Eines blieb über mehr als 60 Jahre gleich: Semperlux gehört bis heute der Familie des Firmengründers. Hermann Bansbachs älterer Sohn Armin ist zwar schon im Ruhestand, kommt aber trotzdem immer noch einmal pro Woche in die Firma, um nach dem Rechten zu sehen. Der jüngere Sohn Udo Bansbach führt als Vorstandsmitglied das Unternehmen mit Ulrich Misgeld und Veit Müller. Die Unternehmensbasis Familie hat laut Misgeld Vorteile: „Wir haben die Chance, langfristig zu planen“, sagt er. Und dann wäre da noch die Erfahrung, die vom Vater auf die Söhne übergegangen ist. „Bei uns kocht der Chef noch selbst“, sagt Ulrich Misgeld. Wenn die Ingenieure neue Leuchten entwickeln, sitzt Udo Bansbach mit am Tisch. „Er schraubt mit rum. Und er hat am Ende meistens Recht“, sagt Misgeld.

An den fünf Standorten in Deutschland, Frankreich und den USA werden die 500 Semperlux-Mitarbeiter in Zukunft nun vor allem mit dem Thema Energiesparen beschäftigt sein. Der Klimawandel ist auch bei Leuchtenproduzenten das beherrschende Thema. Dabei dreht sich fast alles um das Innenleben der Lampen: „Das Know-How steckt in den Glaskörpern“, sagt Ulrich Misgeld. Sie sorgen dafür, dass das Licht stärker gebündelt wird, und so bei niedrigerem Energieverbrauch gleich hohe Leuchtkraft entsteht. Im Gegensatz zu Vertretern anderer produzierender Branchen freut sich Misgeld deshalb auch über EU-Maßnahmen, die das Klima schützen sollen. „Sie kommen uns entgegen“, kommentiert er Brüsseler Regelungen wie das Glühbirnen- oder das Quecksilberverbot.

Denn so lange Brüssel solche Vorgaben macht, lohnt es sich für Leuchtenhersteller wie Semperlux noch mehr, an der Lenkung des Lichts zu arbeiten, um es effizienter auszunutzen.

„Das Know-How unserer Leuchten steckt in den Glaskörpern. Sie bündeln das Licht stärker, so entsteht bei niedrigem Energieverbrauch gleich hohe Leuchtkraft. Klimaschutz und EU-Maßnahmen wie das Glühbirnen- und das Quecksilberverbot kommen uns da entgegen.“

Ulrich Misgeld, Vorstandsmitglied Semperlux AG

Martin Gropp

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