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Nach schwachen Zahlen im Sommer hatten einige Experten Netflix bereits abgeschrieben.

© REUTERS

Streamingdienst: Warum ein Netflix-Film über die Panama-Papers vor Gericht landet

Zwei Anwälte sehen sich durch den Film diffamiert. Derweil verkündet Netflix rasant steigende Abo-Zahlen, die die Börse jubeln lassen.

Im Sommer hatte es bereits die ersten Abgesänge auf Netflix gegeben. Angesichts schwächeren Wachstums der Abo-Zahlen und neuer Konkurrenten am Streaming-Markt wähnten einige Beobachter Netflix vor großen Problemen. Doch die jüngsten Geschäftszahlen des US-Unternehmens sprechen eine andere Sprache; die Erfolgsgeschichte von Netflix scheint vorerst weiterzugehen.

Das US-Filmportal überraschte am Donnerstag mit kräftig gestiegenen Abo-Zahlen. Das Unternehmen profitierte dabei unter anderem vom Start der dritten Staffel der Mystery-Serie "Stranger Things" und "13 Reasons Why." So gewann Netflix im dritten Quartal 6,8 Millionen neue Kunden, während es im Vorquartal lediglich 2,7 Millionen gewesen waren. Der Gewinn schnellte um 65 Prozent auf 665 Millionen Dollar und übertraf die Analysenschätzungen.

Ab November wollen Apple und Walt Disney Netflix mit eigenen Streamingdiensten auf den Pelz rücken. "Die Netflix-Ergebnisse waren gut genug, um Bedenken hinsichtlich der Preissensibilität und der Marktdurchdringung auf den Inlandsmärkten auszuräumen", sagte Fitch-Analyst Patrice Cucinello. Allerdings bleibe abzuwarten, welche Auswirkungen die kommende Konkurrenz haben werde. An der Börse sorgten die Zahlen für einen Kurssprung um mehr als neun Prozent.

Derweil sieht sich der erfolgsverwöhnte Konzern einer Klage ausgesetzt. Der mit Stars wie Meryl Streep, Antonio Banderas und Gary Oldman besetzte Film "Die Geldwäscherei" über den weltweit als "Panama Papers" bekannt gewordenen Steuerskandal wird Thema vor Gericht. Die in den Fall verstrickte Kanzlei Mossack Fonseca hat Klage vor einem Gericht in Connecticut gegen den US-Filmverleiher eingereicht, der den Streifen von Steven Soderbergh in die Kinos bringt.

"In seinem Film werden die Kläger (Mossack und Fonseca) als rücksichtslose, gleichgültige Anwälte diffamiert und porträtiert, die an Geldwäsche, Steuerhinterziehung, Bestechung und/oder anderen kriminellen Handlungen beteiligt sind", heißt es in der Reuters vorliegenden Klageschrift. Die Kanzlei von Jürgen Mossack und Ramon Fonseca wurde 2018 geschlossen. Die beiden Anwälte wollten keine Stellungnahme zu dem Film abgeben. Eine den beiden nahestehende Person sagte Reuters, das Durchstechen der firmeninternen Dokumente sei "Informationsdiebstahl" und illegal.

Bei den sogenannten "Panama Papers" handelt es sich um vertrauliche Unterlagen, die ein internationales Recherchenetzwerk im Frühjahr 2016 durchkämmt hatte. Dabei wurde enthüllt, wie Politiker, Sportfunktionäre, Milliardäre, Prominente und Kriminelle von der Kanzlei Mossack Fonseca gegründete Briefkastenfirmen in Panama nutzten, um Steuern in ihren Heimatländern zu umgehen. In dem offiziellen Trailer zu "Der Geldwäscherei" wird die folgende Frage gestellt und beantwortet: "Wie bleiben 15 Millionen Millionäre in 200 Ländern reich? Mit Anwälten wie diesen." (rtr)

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