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Lufthansa

© dpa

Streik bei Lufthansa: Letzter Aufruf

Ab heute wird die Lufthansa bestreikt. Fluggäste müssen mit erheblichen Verspätungen rechnen. Besser wären neue Verhandlungen, mahnt die Bundesregierung.

Berlin - Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Ernst Hinsken, hat an Verdi und die Deutsche Lufthansa appelliert, schnell wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Ein Streik bei Deutschlands größtem Carrier mitten in der Hauptreisezeit wirft kein gutes Licht auf das Reiseland Deutschland“, sagte der CSU-Politiker dem Tagesspiegel. Dass Verdi gerade jetzt streike, „trifft nicht nur den Arbeitgeber besonders hart, sondern auch viele in- und ausländische Urlauber, die sich auf ihre schönsten Tage des Jahres gefreut haben“.

Am heutigen Montag beginnt Verdi mit unbefristeten Streiks des Boden- und Kabinenpersonals bei Deutschlands größter Fluggesellschaft. Die Gewerkschaft hat alle Mitarbeiter am Drehkreuz Frankfurt am Main, nahezu alle Beschäftigten in Hamburg und in mehreren Bereichen in München – darunter Catering und Technik – aufgerufen, mit Dienstbeginn die Arbeit ruhen zu lassen. Auch an anderen Standorten soll gestreikt werden. Details wollte Verdi aus taktischen Gründen nicht nennen. Berlin soll zunächst nicht bestreikt werden. Dennoch könnten auch Passagiere in Tegel betroffen sein, wenn Flugzeuge wegen des Streiks verspätet oder gar nicht in Berlin ankommen.

Für die Lufthansa könnte der Arbeitskampf sehr teuer werden. „Wir schätzen, dass so ein richtiger Streiktag fünf Millionen Euro kosten wird“, sagte Frank Skodzik, Analyst bei der Commerzbank, dem Tagesspiegel. Verdi-Verhandlungsführer Erhard Ott hatte am Freitag bereits angekündigt, die Gewerkschaft wolle das Unternehmen dort treffen, wo es wirtschaftlich besonders wehtut. Wenn etwa die Mitarbeiter in der Technik streiken, können die Flugzeuge nicht mehr gewartet werden und fallen aus. Da die Lufthansa aber auch die Wartung für andere Fluggesellschaften übernimmt, ist das ein besonders sensibler Bereich.

Die Lufthansa, die normalerweise pro Tag rund 2000 Flüge absolviert, nennt keine Zahlen, was sie der Arbeitskampf kosten könnte. „Wir wissen ja noch nicht, wie sich der Streik auswirken wird“, sagte ein Lufthansa-Sprecher dem Tagesspiegel. Nach Meinung des Luftfahrtexperten Skodzik wird die Lufthansa alles tun, um wieder schnell an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Auch Hinsken sieht Chancen für eine Einigung. Die Tarifparteien seien nicht weit auseinander. „Ohne mich in Tarifauseinandersetzungen einmischen zu wollen, hoffe ich auf eine baldige Einigung“, sagte er. Verdi fordert 9,8 Prozent mehr Lohn und will die Laufzeit des Tarifvertrags auf ein Jahr beschränken, die Lufthansa bietet für 21 Monate gestaffelt 6,7 Prozent und eine Einmalzahlung.

Bei vielen Urlaubern werden Erinnerungen an vergangenen Sommer wach. Damals hatte die Lokführergewerkschaft GDL den Bahnverkehr lahmgelegt. Jetzt trifft es die Lufthansa-Kunden, die bereits in der vergangenen Woche Pilotenstreiks bei den Lufthansa-Töchtern Eurowings und Cityline hinnehmen mussten. GDL-Chef Claus Weselsky zeigte Verständnis für die Gewerkschaften Verdi und die Pilotenvereinigung Cockpit. „Die Beschäftigten wollen von den Lufthansa- Gewinnen partizipieren“, sagte Weselsky dem Tagesspiegel. „Sie haben über lange Zeit Maß gehalten.“ Dass die Streiks gerade während der Hauptreisezeit beginnen, sei das Ergebnis der gescheiterten Tarifverhandlungen. „Beide Seiten tragen die Verantwortung dafür, dass jetzt zur Hauptreisezeit gestreikt wird“, warnte Weselsky vor einer einseitigen Verurteilung der Gewerkschaften.

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