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Wirtschaft: Streiks bei VW immer wahrscheinlicher Gewerkschaft: Konzern provoziert Großkonflikt/Opel-Chef räumt Managementfehler ein

Berlin - Bei Volkswagen wird eine friedliche Lösung des Tarifkonflikts immer unwahrscheinlicher. Der Verhandlungsführer der IG Metall, Hartmut Meine, warf dem Unternehmen vor einen „Großkonflikt“ zu provozieren.

Berlin - Bei Volkswagen wird eine friedliche Lösung des Tarifkonflikts immer unwahrscheinlicher. Der Verhandlungsführer der IG Metall, Hartmut Meine, warf dem Unternehmen vor einen „Großkonflikt“ zu provozieren. Im Deutschlandfunk kritisierte Meine die „brüske“ Zurückweisung des IG-Metall-Angebots durch die Arbeitgeber. Am vergangenen Donnerstag hatte die IG Metall Zugeständnisse bei der Lohnentwicklung angeboten, die jedoch nach Angaben des Unternehmens zusätzliche Kosten von rund 300 Millionen Euro verursachen würden. Deshalb bewertete VW-Personalchef Josel-Fidelis Senn das vermeintliche Entgegenkommen der Gewerkschaft als „völlig unverständlich“.

Am kommenden Donnerstag ist der vorerst letzt Verhandlungstermin. Wenn es da zu keiner Lösung kommt, will die IG Metall von der kommenden Woche an in den sechs westdeutschen VW-Werken mit gut 100000 Beschäftigten zu Protesten aufrufen.

Bei Opel wurden am Montag die Sanierungsverhandlungen in Rüsselsheim fortgesetzt. Betriebsrat und Unternehmensleitung rechnen jedoch erst in einigen Wochen mit einem Ergebnis, das Sanierungsmaßnahmen und Arbeitsplatzsicherheit zu verbinden versucht. Opel-Vorstandschef Hans Demant räumte derweil gegenüber der Zeitschrift „Auto-Motor-Sport“ Fehler ein. „Aus heutiger Sicht haben wir die Entwicklung des Marktes nicht richtig eingeschätzt und nicht früh genug auf die Bremse getreten.“ Demant hatte im Juli die Führung der Adam Opel AG übernommen. „Selbst in unserem pessimistischen Szenario haben wir nicht angenommen, dass es so schlimm wird wie dieses Jahr“, sagte Demant. Opel schreibt seit Jahren rote Zahlen, 2003 betrug der operative Verlust 384 Millionen Euro. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement sagte am Montag in Berlin, er stehe in Kontakt mit der Opel-Mutter General Motors (GM), wollte aber keine Details nennen. Die schwedische Regierung hatte in der vergangenen Woche mehrfach betont, sich direkt bei GM für das Saab-Werk in Trollhättan einsetzen zu wollen.

Bei VW sind vor der heißen Phase der Verhandlungen die Positionen noch weit auseinander. Es wird von keiner Seite damit gerechnet, dass die komplizierte und alles in allem einige Milliarden Euro schwere Materie am kommenden Donnerstag gelöst werden kann. Der VW-Vorstand möchte bis 2011 mit einem Sieben-Punkte-Programm die Arbeitskosten in Deutschland um 30 Prozent oder zwei Milliarden Euro pro Jahr reduzieren sowie die Einkommen in diesem und im nächsten Jahr nicht erhöhen. Dafür hat VW die Sicherheit der 103000 Arbeitsplätze in Aussicht gestellt. Wie es in Unternehmenskreisen heißt, sind „die Positionen meilenweit auseinander“. Vor allem der Vorwurf der IG Metall, die Unternehmensleitung habe die ausgestreckte Hand der Gewerkschaft ausgeschlagen, hat für Missstimmung gesorgt. Den zusätzlichen Aufwand von 300 Millionen Euro, den VW auf Grund des IG–Metall-Vorschlags auf sich zukommen sieht, werde Europas größter Autohersteller auf keinen Fall akzeptieren. VW stellt ebenso wie Daimler-Chrysler am kommenden Donnerstag die jüngsten Quartalszahlen und damit auch das Ergebnis der ersten neun Monate vor. Nach einem operativen Gewinn von 2,5 Milliarden Euro in 2003 erwartet VW in diesem Jahr deutlich weniger.

Dagegen rechnen Analysten bei Daimler-Chrysler mit einem höheren Ergebnis, obwohl sich die Rückrufkosten bei der japanischen Lkw-Tochter Fuso und Modellwechsel bei Mercedes negativ auswirken.

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