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Streiks: Piloten wollen LTU lahmlegen

Das Votum für unbefristete Streiks bei LTU könnte am Ende auch die Übernahme durch Air Berlin gefährden.

Berlin - Wenige Wochen vor der Entscheidung des Bundeskartellamts zur geplanten Übernahme von LTU durch Air Berlin bringt ein Tarifstreit die Fluggesellschaft in Bedrängnis. Nach ersten Warnstreiks am Montag sprachen sich bei einer Urabstimmung 96 Prozent der LTU-Piloten für unbefristete Kampfmaßnahmen aus. Der Chef der wirtschaftlich angeschlagenen LTU, Jürgen Marbach, hatte angekündigt, dass man einen Dauerstreik keine Woche überstehen würde.

Bereits am Montagmorgen kam es zwischen fünf und sieben Uhr zu Warnstreiks in Düsseldorf und München. Zehn Flüge mit insgesamt 2100 Passagieren konnten erst mit Verspätung starten. In München waren außerdem drei innerdeutsche Flüge der bereits von Air Berlin übernommenen Fluglinie dba betroffen.

Im Zuge der Sanierungsmaßnahmen hatte die LTU die bestehenden Tarifverträge zum Ende des vergangenen Jahres gekündigt. Seitdem laufen Neuverhandlungen mit der Pilotengewerkschaft Cockpit. Diese fordert eine sechsprozentige Gehaltserhöhung und Zugeständnisse bei den Flugdienstzeiten. Die Zeiten würden seit 2002 bis an die gesetzlichen Höchstgrenzen ausgereizt, sagte Cockpit-Vizepräsident Niels Stüben. LTU-Sprecher Marco Dadomo bezeichnete die Gehaltsforderung als „wirtschaftlich in keiner Weise darstellbar“. Angeboten werden bisher drei Prozent.

Air Berlin hatte im März beschlossen, LTU zum Preis von 140 Millionen zu kaufen und auch deren Nettoverbindlichkeiten von 190 bis 200 Millionen Euro zu übernehmen. Wegen des noch ausstehenden Kartellamtsbeschlusses wollte sich Firmensprecher Peter Hauptvogel am Montag nicht zum Thema LTU äußern. Bis zum 24. August muss die Behörde entscheiden, ob sie die Übernahme genehmigt, sagte eine Sprecherin des Bundeskartellamts.

LTU-Sprecher Dadomo geht davon aus, dass es vor der nächsten Tarifrunde am Donnerstag keine neuen Arbeitskampfmaßnahmen geben wird. Kabinenpersonal, Techniker und Verwaltungskräfte der Fluggesellschaft fürchten, dass weitere Streiks zum Verlust aller 2900 Stellen führen könnten. Ein Zusammenbruch der LTU würde nicht nur die geplante Übernahme in Frage stellen, sondern hätte auch Auswirkungen auf Berlin, wo die Linie ab Herbst ein drittes Drehkreuz einrichten will.

Auch bei der dba laufen Tarifgespräche. Bei Air Berlin selbst hat die Vereinigung Cockpit bislang vergeblich versucht, Fuß zu fassen. Bisher gibt es in dem Unternehmen keinen Betriebsrat und keine Tarifverhandlungen. Gehaltserhöhungen und Extrazahlungen werden je nach Geschäftslage freiwillig gezahlt. Bei einer Abstimmung hatte sich zwar eine knappe Mehrheit der Piloten jetzt für eine Personalvertretung ausgesprochen, die Gespräche darüber laufen aber noch. Rainer W. During

Rainer W. During

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