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Bankenballung. Deutsche-Bank-Chef Cryan fordert mehr Zusammenschlüsse deutscher Geldhäuser.

© Boris Roessler/dpa

Streit auf Bankentagung in Frankfurt: "Es gibt schlicht zu viele Banken"

Deutsche Topbanker sind über die Konsolidierung der Branche uneins – nur beim Thema Digitalisierung zeigen sie Einigkeit.

Zu viele, zu groß, zu unsicher? Auf einer Tagung in Frankfurt am Main waren sich am Mittwoch die Chefs der größten deutschen Banken über die Zukunft der Geldhäuser uneins. Nach Ansicht von Deutsche-Bank-Chef John Cryan und Commerzbank-Chef Martin Zielke gibt es in Deutschland immer noch viel zu viele Kreditinstitute. Das sei zwar vordergründig gut für die Kunden, aber schlecht für die immer weiter schwindende Ertragskraft der Geldhäuser, betonte Cryan auf der Handelsblatt-Tagung „Banken im Umbruch“.

Im Vorfeld aufgekommene Gerüchte über einen möglichen Zusammenschluss ihrer Häuser wiesen beide Bankchefs aber deutlich zurück. „Wir schauen nicht nach Partnern in Deutschland, wir konzentrieren uns auf unsere eigene Arbeit und Projekte. Wir haben unsere strategischen Hausaufgaben zu machen“, sagte Cryan.

„Wir kennen uns natürlich gut“, betonte Zielke, ließ aber durchblicken, dass es auch bei der Commerzbank derzeit andere Prioritäten gebe. Spekulationen über ein Zusammengehen mit der Deutschen Bank seien müßig. Dagegen wies Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon Forderungen nach weiteren Konsolidierungen zurück. Das halte er für nicht sachgerecht, ja sogar für geschichtsvergessen. „Es ist nicht lange her, dass wir alle die Erfahrung gemacht haben: Zu große Kreditinstitute sind Gift für die Stabilität von Finanzmärkten.“

Deutsche Bank fordert Zusammenschlüsse - von anderen

Cryan hält gleichwohl dagegen. „Wir brauchen weitere Zusammenschlüsse, auf nationaler Ebene, aber eben auch über die Landesgrenzen hinweg.“ Nur dann könnten Banken auch wegen der anhaltend niedrigen Zinsen wirtschaftlich arbeiten und auf Dauer international mithalten. Die Kleinstaaterei in Europa müsse beendet werden. „Es gibt in Deutschland schlicht zu viele Banken. Anders als in Spanien, Frankreich oder Nordeuropa kam es hier nie zu einer großen Welle von Zusammenschlüssen.“

Die Deutsche Bank selbst will bei der Konsolidierung allerdings vorerst keine Rolle spielen. „Wir wollen die Deutsche Bank eigentlich kleiner und einfacher machen.“ Dazu gehört Cryan zufolge vor allem auch der geplante Verkauf der Postbank. Wann dies geschehe, lässt der Brite offen.

Bei der in seinen Augen notwendigen Konsolidierung in Deutschland denkt er an kleinere Banken und damit offensichtlich vor allem an Sparkassen und Volksbanken. „Viele dieser Banken stehen gar nicht unter dem Druck, attraktive Renditen erwirtschaften zu müssen. Sie haben de facto staatliche Eigentümer oder müssen sich nicht am Kapitalmarkt messen lassen.“

Sparkassen-Präsident Fahrenschon wies solche Ideen auf der Tagung entschieden zurück. Von einer Fusion etwa zwischen dem Sparkassen-Investmentfonds-Anbieter Deka-Bank und einer Landesbank hält er nichts. Generell seien weniger Banken nicht automatisch gefahrlosere Banken. Kleinere und einfacher aufgebaute Institute sind nach Ansicht von Fahrenschon sicherer.

Commerzbank will an Filialgeschäft festhalten

Auch Commerzbank-Chef Zielke betonte, es gebe zu viele Banken in Deutschland. Die Commerzbank will aber bei der Konsolidierung vorerst offenbar keine Rolle spielen. Während es Cryan für unumgänglich hält, dass weitere Filialen geschlossen und auch Personal abgebaut wird, will Zielke an Filialen festhalten.

„Banken, die Filialen schließen, können nicht mehr wachsen. Das funktioniert nur mit persönlicher und physischer Präsenz.“ Kunden kämen nach wie vor in die Filialen. „In unserer Pilot-Filiale in Stuttgart hatten wir in eineinhalb Jahren eine Million Besucher. Und 90 Prozent unserer Neukunden gewinnen wir in unseren Filialen.“

Kooperation mit Fintechs erwünscht

Einig sind sich Cryan, Zielke und Fahrenschon, dass die Kreditinstitute noch stärker als bislang auf Digitalisierung und dabei auch auf die Zusammenarbeit mit Finanz-Start-ups, sogenannten FinTechs, setzen sollten. „Wir ergänzen uns hervorragend - FinTechs bringen neue Ideen mit, wir die Erfahrung mit unseren Kunden und den Aufsichtsbehörden“, betont Cryan. Die Digitalisierung sei eine riesige Chance für die Kreditinstitute, glaubt Zielke, allerdings in Verbindung mit Filialen.

„Daten sind der Zins der Zukunft“, glaubt Sparkassen-Präsident Fahrenschon. Niemand wisse über die finanziellen Bedingungen der Deutschen mehr als die Sparkassen. Dies wollen die Sparkassen auch in Kooperation mit Fintechs für die Erarbeitung digitaler Produkte nutzen.

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