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750 Millionen Euro will die Werft, der Käufer Abramowitsch will Rabatt. Foto: dpa

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Wirtschaft: Streit um das Millionenboot

Warum Thyssen-Krupp keine Jachten mehr baut

Frankfurt am Main - Selbst Sorgenkinder können gigantische Ausmaße haben. Das von Thyssen-Krupp ist 162,5 Meter lang und neun Stockwerke hoch. Es schwimmt im Hafen von Hamburg und trägt den Namen „Eclipse“. Die Rede ist von der weltgrößten Megajacht, die der russische Milliardär Roman Abramowitsch bei der Thyssen-Krupp-Tochter Blohm & Voss bestellt hat.

Beim Bau hat es Abramowitsch krachen lassen: Stühle und Tische sind mit Leopardenfell und Reptilienleder bespannt, es gibt ein Fitnessstudio, einen Massageraum, ein Kino, einen zum Simulator umgebauten echten Formel-1-Wagen und sogar ein Flugabwehrsystem.

Für Blohm & Voss ist der Bau der „Eclipse“ ein Prestige-Auftrag – finanziell aber ein Desaster. Die Kosten für das Schiff sollen sich auf rund 750 Millionen Euro summieren. Zum Vergleich: Die neusten Aida-Kreuzer kosten mit einer Länge von 252 Metern gerade einmal die Hälfte davon.

So viel Geld will Abramowitsch nun aber nicht mehr bezahlen. Er verlangt einen kräftigen Abschlag von annähernd 100 Millionen Euro. Seine Forderung begründet er unter anderem mit dem verspäteten Liefertermin. Ursprünglich sollte die „Eclipse“ schon zur Fußball-Weltmeisterschaft vor der Küste Südafrikas ankern. Den Liefertermin konnte Blohm & Voss nicht einhalten, die „Eclipse“ hängt noch immer in Hamburg an der Kette.

Der Streit zwischen dem Russen und Blohm & Voss dreht sich aber auch um die Baukosten. Diese sind durch die vielen Sonderwünsche vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Wie es aussieht, wird die Thyssen-Krupp-Werft einiges davon auf die eigene Kappe nehmen müssen. Grund sind die Verträge, die an vielen Stellen nur vage gehalten sind. So verschlang die Verlegung eines Hubschrauberlandeplatzes mehrere Millionen.

Die Defizite bei den Luxusjachten haben zur Entscheidung von Thyssen-Krupp beigetragen, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen. Die Mehrheit von Blohm & Voss übernimmt die arabische Abu Dhabi Mar. Zuvor soll die Übergabe der „Eclipse“ aber unter Dach und Fach gebracht werden. Bis Mitte Dezember werde das Gefeilsche um die Bezahlung wohl abgeschlossen, heißt es. Martin Murphy (HB)

Martin Murphy (HB)

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