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Wirtschaft: Streit um den ersten Euro an der Kasse

BRÜSSEL (tog).Die belgische Regierung will die Einführung des Euro-Bargelds vorziehen.

BRÜSSEL (tog).Die belgische Regierung will die Einführung des Euro-Bargelds vorziehen.Diesen Vorschlag wird Belgiens Finanzminister Jean-Jacques Viseur seinen Kollegen im EU-Finanzmininsterrat am heutigen Montag erneut in Brüssel unterbreiten.Nach Ansicht der belgischen Regierung und zahlreicher Ökonomen ist die bisher geplante dreijährige Übergangszeit für den Euro unnötig lang.Man könne die Ausgabe des Euro als Bargeld zumindest ein Jahr vorziehen, meinte Viseur nach dem erfolgreichen Start der gemeinsamen europäischen Währung zu Jahresbeginn.Die frühere Einführung von Euro-Scheinen und Münzen wäre ohne Vertragsänderung allein durch den Beschluß der EU-Regierungen möglich.

Europas Bürger können den Euro bisher nur bei Überweisungen und Zahlungen mit Scheck oder Kreditkarte nutzen.Obwohl die Finanzwelt seit dem 1.Januar mit dem Euro arbeitet, Banken und Börsen zum Jahreswechsel ihr Geschäft auf die gemeinsame Währung der 11 EU-Staaten umgestellt haben, ist der Umtausch als bares Zahlungsmittel erst für Anfang 2002 vorgesehen.

Diese lange Übergangs- und Gewöhnungszeit für das gemeinsame Geld sei nicht nötig, meinen jedoch zahlreiche Währungsexperten und Politiker.Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, ist ebenso wie der ehemalige Europa-Minister Werner Hoyer der Ansicht, daß die Verkürzung der Übergangszeit auf ein Jahr technisch durchaus möglich gewesen wäre."Das Jahr 2000 wäre ein symbolisches Datum", meint der außenpolitische Vordenker der Christdemokraten, der CDU-Bundestagsabgeordnete Karl Lamers.Bei intensiver Vorbereitung könnte das Euro-Bargeld durchaus schon an der Jahrtausendwende eingeführt werden.

Die EU-Kommission ist gegen den belgischen Vorschlag.Die Brüsseler Währungsexperten meinen, daß die dreijährige Übergangsfrist nötig sei, damit sich Europas Bürger an das neue Zahlungsmittel gewöhnen und die Scheine und Münzen in ausreichender Menge produziert werden können.Offenbar bremsen vor allem die deutschen Finanzverwaltungen."Aus Gründen der Planungssicherheit" plädiert auch der Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft- und Währung im Europäischen Parlament, der Baden-Württembergische CDU-Europaabgeordnete Karl von Wogau, für die Beibehaltung des Stichdatums 1.1.2002.Doch sowohl von Wogau als auch die EU- Kommission halten die Umtauschperiode vom 1.1.2002 bis Ende Juni 2002 für zu lang.Der Handel muß doppelt auszeichnen und doppelt abrechnen.Der belgische Finanzminister schlägt deshalb vor, die sechs Monate auf zwei zu verkürzen.Der Wirtschafts- und Währungsausschuß des Europaparlaments fürchtet jedoch, daß auch eine zweimonatige Phase der Parallelwährungen zu hohe Kosten verursachen würde.Um die unnötige Belastung durch den doppelten Bargeldverkehr zu vermeiden, schlägt von Wogau die Umstellung am 1.1.2002 auf einen Schlag vor - den sogenannten "Big bang".Die Einführung der D-Mark in den neuen Bundesländern zeige, daß dies technisch möglich sei.Noch vor den Europawahlen will der Straßburger Ausschuß für Wirtschaft und Währung einen entsprechenden Vorschlag einbringen.

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