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Mehr als nur ein Riegel: Mars stellt die gleichnamige Schokolade her, aber auch Katzen-, Hundefutter und Miracoli.

© Federico Gambarini/dpa

Streit um Preise: Edeka macht gegen Mars mobil

Der größte deutsche Lebensmittelhändler streitet mit dem Süßwaren- und Tierfutterproduzenten und verbannt derzeit einige Produkte aus dem Regal.

Wenn es Streit gibt zwischen dem Handel und den großen Markenherstellern, wird dieser meist unter der Decke gehalten. Die Kunden sollen davon nichts erfahren. Die Luft muss daher schon besonders dick sein, wenn die Verbraucher eingeweiht werden.

In der Auseinandersetzung zwischen Edeka und der Firma Mars über Preise und Lieferkonditionen scheint das jetzt der Fall zu sein. So informierte unlängst ein Aufsteller im Edeka-Markt am Südstern die Kunden über Lieferprobleme. Aktuell seien nicht alle Produkte der Firma Mars GmbH verfügbar, hieß es dort. „Diese war nicht gewillt, uns zu Preisen zu beliefern, die es uns ermöglichen, Ihnen das Sortiment von Mars zu einem angemessen Preis anzubieten“, teilte Edeka mit. Und bot den Kunden gleich „erstklassige und preiswerte Alternativen“ an – nämlich den Umstieg auf die Edeka-Eigenmarken.

Ein Kampf der Großen

Edeka und Mars sind nicht irgendwer. Edeka ist der mit Abstand größte Lebensmittelhändler Deutschlands, Mars einer der bedeutendsten Produzenten von Süßwaren und Tierfutter. Zum Unternehmen gehören neben den Mars-, Twix- und Snickers-Riegeln auch Katzen- und Hundefuttermarken wie Sheba, Kitekat, Whiskas, Frolic, Cesar und Pedigree. Miracoli findet man ebenso unter dem Mars-Dach wie Uncle Bens.

Während sich Edeka zu Lieferantenproblemen generell nicht äußern will, räumt man im Umfeld von Mars ein, dass es derzeit „Herausforderungen“ gibt. Weil man in Verhandlungen sei, bestelle der größte deutsche Lebensmittelhändler derzeit einige Produkte nicht. Betroffen ist Edeka bundesweit. Der Streit bezieht sich aber nicht auf das gesamte Sortiment, sondern auf einzelne Produkte und mehrere Marken des Hauses Mars.

Wer die Macht hat

Branchenkenner wissen, dass Auseinandersetzungen zwischen dem Handel und seinen Lieferanten über Mengen und Preise normal sind. Dabei hängt die Verhandlungsposition der Lieferanten stark von deren Marktstellung ab. An den Marken von Marktführern und an Premiummarken kommen die Märkte nicht vorbei. Das gilt vor allem für Vollsortimenter wie Edeka oder Rewe, die mit ihrem großen Markenangebot und der Sortimentsvielfalt werben, während die Discounter traditionell verstärkt auf Eigenmarken gesetzt haben. Doch die Zeiten ändern sich. Auch bei Aldi und Lidl stehen inzwischen immer mehr Markenartikel in den Regalen. Hatte Aldi 2014 nur Eigenmarken im Sortiment, lag der Anteil der Markenprodukte im vergangenen Jahr schon bei 40 Prozent.

Immer mehr Markenprodukte beim Discounter

Für beide Seiten ist das nach Erkenntnissen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ein auskömmliches Geschäft. Aldi kann durch die Markenartikel seine Umsätze erhöhen. Der Discounter verkauft die Produkte im Durchschnitt um knapp vier Prozent billiger als im Lebensmittelhandel üblich. Das setzt für die Produzenten jedoch eine Preisspirale nach unten in Gang, da auch andere Händler bessere Konditionen durchsetzen wollen.

Im Durchschnitt ist mit der Listung bei Aldi für die Markenartikelhersteller ein Preisrückgang um sechs Prozent verbunden. Der wird jedoch durch die riesigen Mengen, die Aldi umsetzt, umsatzmäßig überkompensiert. Doch nicht alle gewinnen. Leidtragende, so weiß die GfK, sind die weniger profilierten Mittelmarken, die zwischen den führenden Marken und den Eigenmarken zerrieben werden.

Marken darf man nicht verschleudern

Der Handel ist an günstigen Einkaufskonditionen interessiert, muss aber auch im Eigeninteresse auf die Markenpflege achten, wissen Branchenkenner. Eine Marke, deren Image für viel Geld aufgebaut worden ist, darf man nicht verschleudern. Das schadet der Marke, aber auf Dauer auch dem Händler, der mit Qualität, Service und Sortimentsbreite punkten will.

Real und Lidl hatten ähnliche Probleme

Kunden bemerken von solchen Konflikten meist nichts. „Es ist die große Ausnahme, dass die Käufer davon erfahren“, sagt ein Markenartikelhersteller, der ungenannt bleiben möchte. 2015 machte die Supermarktkette Real Schlagzeilen, als sie vorübergehend Fertigpizzen von Dr. Oetker und Müller-Milch-Joghurts aus den Regalen verbannte, weil man in Konditionsverhandlungen „nicht sofort auf einen gemeinsamen Nenner“ kam, wie sich eine Real-Sprecherin erinnert. 2014 warf Lidl Coca-Cola für zwei Monate aus dem Sortiment – wegen Streits um ein Vermarktungskonzept. Jetzt sind alle wieder zurück. Und auch Mars hofft auf eine schnelle Rückkehr zur Normalität.

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