zum Hauptinhalt

Strom: Vattenfall garantiert stabile Preise für dieses Jahr

Allem Anschein nach bekommt der Energiekonzern Vattenfall Angst vor den Verbrauchern. Das Unternehmen senkt nun in der Hauptstadt die Preise. Die Preissenkung fällt mit 1,7 Prozent allerdings deutlich geringer aus als 2006. Für die Berliner bedeutet dies eine Entlastung von insgesamt 17 Millionen Euro.

Die Berliner Vattenfall Europe AG senkt die Strompreise deutlich geringer als nach dem letzten Gebührenentscheid der Bundesnetzagentur. Im Herbst 2006 hatte Vattenfall die Preise um knapp fünf Prozent gesenkt, aktuell – nach dem jüngsten Behördenbescheid – gibt es nur eine Reduzierung um 1,7 Prozent. Wurden damals die Berliner um 52 Millionen Euro entlastet, sind es diesmal nur 17 Millionen Euro. Die Netzagentur hatte 2006 die Kosten der Verteilnetze um 15 Prozent gekürzt, aktuell sind es nur zwölf Prozent. Diese Kürzung betrifft die Vattenfall-Netztochter, die dann der Vertriebstochter niedrige Gebühren in Rechnung stellt. Und der Vertrieb wiederum gibt diese Senkung an die Kunden weiter.

Am Montag gab Vattenfall Europe, eine Tochter des schwedischen Staatskonzerns Vattenfall AB, ferner „eine Preisgarantie für das Jahr 2008“. Damit sorge man „für langfristig stabile Preise in der Hauptstadt“. Der seit dem 1. Januar amtierende Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Europe AG, Tuomo Hatakka, betonte in einer Stellungnahme, „dass Kostenentlastungen auch an die Kunden weitergereicht werden. Dies tun wir jetzt selbstverständlich in Berlin“.

Hatakka war auf Hans-Jürgen Cramer gefolgt. Der wiederum hatte als Vertriebsvorstand im vergangenen Frühsommer eine Preiserhöhung um durchschnittlich 6,5 Prozent zu verantworten. Vor allem dieser Preisschritt und eine unglückliche Kommunikation führten dazu, dass Vattenfall im vergangenen Jahr rund 200 000 Kunden in Berlin an die Konkurrenz verlor. Nach Angaben von Unternehmenssprecher Olaf Weidner beliefert Vattenfall derzeit noch knapp 1,6 Millionen private Haushalte und gewerbliche Kunden in Berlin mit Strom.

Vattenfall zufolge werden diese Kunden insgesamt durch die Preissenkung um 17 Millionen Euro entlastet. Nach der letzten Kürzung im Herbst 2006 hatte diese Sparsumme noch bei rund 52 Millionen Euro gelegen. Damals gab es aber auch noch 1,8 Millionen Kunden in Berlin, die wiederum im Durchschnitt 31 Euro pro Jahr weniger Strom zahlen mussten. Aktuell kommt das Unternehmen bei einem Musterhaushalt auf eine Entlastung von elf Euro in diesem Jahr: Bei einem Jahresstromverbrauch von 2900 Kilowattstunden sinkt der Preis beim Bezug von Berlin Basis Privatstrom um elf Euro auf 619 Euro.

Vattenfall will die Preissenkung bei der nächsten Jahresabrechnung berücksichtige. „Hier werden für den Kunden nachvollziehbar die unterschiedlichen Preise während des Abrechnungszeitraums ausgewiesen“, kündigt das Unternehmen an. Eine Meldung des aktuellen Zählerstands sei nicht erforderlich, da der „nach einem anerkannten Verfahren rechnerisch ermittelt wird“.

Der nach Eon und RWE drittgrößte deutsche Energiekonzern teilte ferner mit, nun bundesweit im Internet einen Strom für Privatkunden anbieten zu wollen. Hatakka sagte dazu, „wir haben im vergangenen Jahr viel über unsere Kunden gelernt. Jetzt sind wir bereit, unsere Erfahrungen auch über die alten Vattenfall-Kernmärkte hinaus in neuen Geschäftsbeziehungen mit den Kunden anzubieten.“

Hatakka war bis Ende vergangenen Jahres Chef der polnischen Vattenfall-Tochter. Nachdem der Vorstandsvorsitzende der deutschen Vattenfall, Klaus Rauscher, im Zusammenhang mit den Pannen in den Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel vom schwedischen Konzernchef Lars Josefsson zum Rücktritt gedrängt worden war, übernahm Vertriebsvorstand Cramer den Posten. Allerdings nicht als Vorsitzender, sondern nur als Vorstandssprecher. Cramer wurde dann nach wenigen Monaten von Josefsson demontiert und scheidet Mitte dieses Jahres aus. Hatakka gilt als Vertrauter des schwedischen Konzernchefs. Er solle das Unternehmen noch profitabler machen und dazu das Image korrigieren. Dazu trägt möglicherweise auch die Bereitschaft bei, über die Einführung eines Sozialtarifs für arme Haushalte zumindest nachzudenken. „Wir werden uns der Verantwortung nicht entziehen“, erklärte Hatakka am Montag.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false