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Wirtschaft: Strom wird auch in Berlin teurer

Im Stillen arbeitet die Bewag bereits an einer Preiserhöhung. Doch erst wartet sie den Namenswechsel ab

Berlin - Die Verbraucher in Berlin müssen sich schon in wenigen Monaten auf steigende Strompreise einstellen. Nach Informationen des Tagesspiegels plant der Berliner Versorger Bewag zum 1. Mai 2006 eine Anhebung seiner Tarife. Demnach wird Strom in fast allen Produktgruppen teurer. Im Durchschnitt sollen die Preise um sechs bis sieben Prozent steigen. Insgesamt wären knapp 1,7 Millionen Berliner Haushalte und auch gewerbliche Kunden von der Maßnahme betroffen. Bei der Bewag selbst hält man sich zu den Plänen bedeckt. „Ich kann das nicht bestätigen“, sagte ein Sprecher. Dementieren wollte er eine Preiserhöhung zum 1. Mai allerdings nicht.

In der Öffentlichkeit hatte die Bewag ihre Preispolitik noch vor wenigen Tagen anders dargestellt. „Bis weit in das Jahr 2006 hinein“ würden die Tarife für Haushaltskunden konstant bleiben, erklärte ein Sprecher des Mutterkonzerns Vattenfall Europe. Damit hob sich das Unternehmen von den meisten anderen deutschen Stromversorgern ab, die in den vergangenen Wochen Preiserhöhungen angekündigt hatten. Bei der zuständigen Senatsverwaltung für Wirtschaft ließ sich die Bewag sogar gerade erst ihren gesetzlichen Tarif „Berlin Klassik“ ohne Preisänderungen neu genehmigen – und zwar bis Ende 2006.

Doch das war womöglich nur ein Ablenkungsmanöver. Denn derzeit ist die Bewag vor allem mit einem beschäftigt: der Umbenennung zum 1. Januar. Künftig wird der Berliner Versorger wie der Rest des Konzerns „Vattenfall“ heißen. „Eigentlich wollte man die Preise schon früher anheben, aber dann kam die Namensdiskussion dazwischen“, sagte ein Bewag-Manager dieser Zeitung. „Solange die Werbekampagne für den neuen Namen läuft, braucht man Ruhe an der Preisfront. Deshalb wird man alles tun, um bis 1. Januar gutes Wetter zu machen.“

Nach außen hält sich das Unternehmen daher zurück. Wer die Infohotline der Bewag anruft, erfährt dort, dass sich unter Vattenfall an den Preisen nichts ändern werde. Zwar könne man nicht für das ganze Jahr 2006 eine Garantie geben. „Aber ich persönlich glaube nicht, dass im nächsten Jahr etwas kommt“, sagt eine freundliche Stimme.

Intern hingegen laufen bereits die Vorbereitungen für die Zeit nach dem 1. Januar. So wird derzeit an einem neuen Antrag zur Tarifanpassung gearbeitet, der in Kürze dem Senat zur Genehmigung vorgelegt werden soll. Damit will die Bewag offenbar auf Nummer sicher gehen: Denn in der Vergangenheit musste sie bis zu drei Monate warten, bis die Senatsverwaltung den Antrag geprüft hatte.

Vor allem die Bewag-Abteilung „Produktmanagement“ ist in die Planung involviert. Hier werden bereits Briefe formuliert, die die Kunden über die bevorstehende Preiserhöhung informieren sollen. Ab Februar sollen die Schreiben verschickt werden. Auch ein Callcenter ist bereits gefunden, das Anfragen und Beschwerden von Kunden entgegennehmen soll. Insidern zufolge handelt es sich um den Dienstleister ADM, was das Unternehmen selbst aber zurückweist.

Zurückhaltend äußerte man sich auch beim Bewag-Mutterkonzern Vattenfall. Allerdings räumte hier ein Sprecher ein, dass man sehen müsse, wie sich die Marktbedingungen im kommenden Jahr entwickelten. „Wenn sie sich ändern, müssen wir natürlich reagieren.“

Im bundesweiten Vergleich wären steigende Strompreise in Berlin keine Ausnahme. Im Gegenteil: Laut „Focus“ werden von den 900 deutschen Stromversorgern 700 ihre Tarife anheben. Das habe eine Umfrage bei den Genehmigungsbehörden der Bundesländer ergeben. Auch der Präsident des Bundeskartellamtes, Ulf Böge, befürchtet, dass die Strompreise weiter steigen. Die verschiedenen Stadtwerke hatten für 2006 Strompreiserhöhungen um bis zu neun Prozent beantragt. Je nach Bundesland wurden diese Steigerungsraten teilweise aber von den Genehmigungsbehörden reduziert. In Hessen untersagte das Wirtschaftsministerium die Erhöhungen sogar komplett.

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