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Stromkonzerne: Vattenfall sahnt in Deutschland ab

Der wegen der hohen Strompreise massiv in die Kritik geratene Vattenfall-Konzern macht vor allem in Deutschland satte Gewinne. Die Drohung, seine Investionen hierzulande zu stoppen, nimmt der Konzern zurück.

Stockholm/Berlin - Wie der schwedische Energiekonzern mitteilte, lag das Betriebsergebnis in den ersten neun Monaten 2006 bei 1,2 Milliarden Euro. Das waren 54,4 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Der Umsatz in Deutschland stieg von Januar bis September um 7,6 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro. Das deutsche Geschäft trage maßgeblich zum Gesamtergebnis des Konzerns bei, erklärte der Vorstandschef von Vattenfall Europe, Klaus Rauscher. Damit dies so bleibe, solle auch weiterhin in Deutschland investiert werden.

Rauscher nahm damit frühere Drohungen zurück, Vattenfall könnte seine Investitionen in Deutschland stoppen. Mit diesen Drohungen hatte er auf Pläne von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) reagiert, durch eine gesetzliche Stärkung des Bundeskartellamts den Spielraum der Energiekonzerne für die Erhöhung der Stompreise einzuschränken. Nach Presseberichten aus der vergangenen Woche soll das Kanzleramt die Aussendung dieser Gesetzespläne an andere Bundesministerien sowie die Bundesländer aber vorerst gestoppt haben, um unter anderem die Bedenken der großen Energieversorger prüfen zu können.

Vattenfall betonte bei Vorlage seiner neuen Bilanzzahlen, dass das verbesserte Ergebnis nicht auf die Steigerung der Strompreise für die Endverbraucher zurückzuführen sei. Die Umsatzzuwächse in Deutschland resultierten in erster Linie aus dem höheren Preisniveau am Großhandelsmarkt und der gestiegenen Stromerzeugung. Dagegen liege der Strompreis für die Privathaushalte, wenn die Kosten für Erzeugung, Transport und Vertrieb berücksichtigt würden, heute "netto" unter dem von 1998, dem Beginn der Liberalisierung des Strommarkts. Vattenfall versorgt vor allem Berlin, Hamburg und Ostdeutschland mit Strom.

"Anhaltend gute Ertragslage"

Der Konzern hob auch hervor, dass sich über Steuern und Abgaben der Staatsanteil am Strompreis für die Verbraucher deutlich erhöht habe und mit der Mehrwertsteuererhöhung im Januar noch weiter steigen werde. Zugleich führte das Unternehmen an, dass die von der Bundesnetzagentur verfügten Absenkungen von Gebühren, die Vattenfall von anderen Stromversorgern für die Nutzung seiner Netze erheben kann, im laufenden Jahr mit einem Minus von 100 Millionen Euro im Betriebsgewinn zu Buche schlügen.

Das Unternehmen kündigte zugleich jedoch an, dass die "anhaltend gute Ertragslage" eine gute Ausgangsposition für weitere Investitionen darstelle. Bis 2012 sollten in Deutschland rund sechs Milliarden Euro in den Neubau und die Modernisierung von Kraftwerken sowie den Ausbau des Übertragungs- und Verteilernetzes gesteckt werden. Der Gesamtkonzern konnte seinen Betriebsgewinn in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres um 25,4 Prozent auf umgerechnet 2,3 Milliarden Euro verbessern. Der Umsatz wuchs im selben Zeitraum um 14,2 Prozent auf 11,3 Milliarden Euro. (tso/AFP)

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