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Wirtschaft: Strommarkt: "Der kalifornische Sommer wird wieder finster"

Der kalifornische Strommarkt wird nach wie vor vom Chaos beherrscht: Stromabschaltungen, ein Staat, der Strom kauft, um ihn danach subventioniert an Kleinverbraucher abzugeben und zu allem Übel Konkursgefahren für regionale Stromerzeuger. Sollte Europa, wo die Deregulierung des Strommarktes voranschreitet, von solch abschreckenden Erfahrungen des freien Marktzugangs lernen?

Der kalifornische Strommarkt wird nach wie vor vom Chaos beherrscht: Stromabschaltungen, ein Staat, der Strom kauft, um ihn danach subventioniert an Kleinverbraucher abzugeben und zu allem Übel Konkursgefahren für regionale Stromerzeuger. Sollte Europa, wo die Deregulierung des Strommarktes voranschreitet, von solch abschreckenden Erfahrungen des freien Marktzugangs lernen?

"Mitnichten", meint David A. Rohy, der ehemalige Vizepräsident der kalifornischen Energieagentur. Der kalifornische Strommarkt sei nie dereguliert worden, vom freien Marktzugang sei niemals die Rede gewesen und die akute Knappheit des Rohstoffes Strom habe ihre Ursachen in jahrzehntelanger Inkompetenz der Behörden und übertriebenem Umweltbewusstsein. Vor allem drei Dinge sollte Europa von Kalifornien lernen: "Die Spielregeln des Marktes sollten Experten und nicht Politiker und Lobbyisten bestimmen. Deregulierung muss grenzübergreifend organisiert werden, damit keine Unwuchten im Markt entstehen." "Und letztlich", warnt Rohy, "sollte man sich vor Überregulierung hüten".

Kalifornien muss auch im kommenden Sommer, wenn die Klimaanlagen eingeschaltet werden, wieder mit akuter Stromknappheit rechnen. Der Experte Rohy sieht die Hauptursache dafür im maroden Stromnetz des Landes. Weil sich Kalifornien Umweltgesetze gegeben hat, die den Bau eines Kraftwerkes (unabhängig vom Rohstoff) zu einer zeitaufwendigeren und teureren Angelegenheit als in Deutschland macht, sei seit 1990 nur ein einziges Kraftwerk errichtet worden, sagt Rohy. Das Durchschnittsalter des Kraftwerksparkes liege zwischen 40 und 50 Jahren. Der Strom für die 33 Millionen Kalifornier und ihre Industrie fließt zum überwiegenden Teil aus den Nachbarstaaten, wo man den Erzeugern gestattete, Kraftwerke direkt an der US-Staatengrenze zu errichten. "Niemand", fürchtet Rohy, habe ein Interesse daran, jetzt in Kalifornien zu investieren. Zumal die bürokratischen Hürden für Wasserkraftwerke (20 Prozent Marktanteil) und Kohlekraftwerke immer höher würden, heute selbst für Windräder mindestens zwei Jahre Antragsfristen zu veranschlagen seien. Darüber hinaus habe die Regierung eine ganze Reihe Verordnungen und Gesetze erlassen, wie zum Beispiel ein Einfuhrlimit für Gas oder ein Verbot für längerfristige Verträge mit Industriekunden, die Investoren stark verunsichern würden. Der kommende Sommer, glaubt Rohy, "wird wieder finster".

asi

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