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Strompreise: Berlin ist billiger als Stuttgart

Neuer Preisvergleich: Strom ist in Essen am teuersten, in Düsseldorf am billigsten. Berlin liegt in der Mitte. Verbraucherschützer sagen: Alle zahlen zu viel.

Kunden in Essen zahlen am meisten für ihren Strom, Düsseldorfer am wenigsten, und Berlin liegt im Mittelfeld. Das hat eine neue Analyse des Internet-Vergleichsportals Verivox für den Tagesspiegel ergeben. Die Stromexperten haben die Tarife der Grundversorger in zehn großen deutschen Städten verglichen. Danach zahlt eine vierköpfige Familie mit einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden in Essen 1259 Euro im Jahr, 35 Kilometer südwestlich in Düsseldorf werden gerade einmal 1107 Euro fällig. Berlin liegt mit 1181 Euro im Mittelfeld. Das ist zwar weniger als in Essen oder Stuttgart, aber immer noch zu viel.

Grundlage des Vergleichs sind die Grundversorgungstarife. Sie gelten für alle, die noch nie den Stromtarif gewechselt haben. Auch die Kunden von Pleiteversorgern wie Flexstrom rutschen automatisch in diesen Auffangtarif, bis sie sich einen neuen Anbieter gesucht haben oder zumindest in einen billigeren Tarif des Grundversorgers gewechselt sind. Unterm Strich kommt einiges zusammen: Nach Zahlen der Bundesnetzagentur beziehen derzeit rund 40 Prozent der Bundesbürger ihren Strom aus der teuren Grundversorgung.

Obwohl man in Berlin zwischen 125 Anbietern wählen kann, ist von den 2,2 Millionen Haushalten nach Vattenfall-Angaben noch immer eine sechsstellige Zahl im Grundversorgungstarif „Berlin Basis“. Viele waren schon Kunden bei der Bewag, bevor diese von Vattenfall übernommen wurden, und haben sich seitdem nicht gerührt. Im April kamen 40 000 Berliner neu hinzu – Ex-Kunden der Pleiteversorgers Flexstrom. Viele von diesen haben sich jedoch inzwischen bereits einen neuen Lieferanten gesucht oder sind in einen günstigeren Vattenfall-Tarif gewechselt.

Das ist auch sinnvoll. Denn der Grundversorgertarif ist kostspielig. Wer statt „Berlin Basis“ den günstigsten Vattenfall-Tarif „Easy“ wählt, spart schon allein dadurch 146 Euro im Jahr. Wer zu einem anderen, billigeren Anbieter wechselt, kann seine Haushaltskasse um bis zu 321 Euro im Jahr erleichtern.

In den anderen Städten ist das ähnlich. In Essen, dem Spitzenreiter bei den Stromkosten, lassen sich sogar 374 Euro im Jahr sparen, wenn man von RWE zu einem anderen Anbieter geht.

Nach Meinung von Verbraucherschützern sind die Grundversorgungstarife schlicht zu teuer. „In der Grundversorgung werden die Kunden geschröpft“, sagte der Energieexperte des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Holger Krawinkel, dem Tagesspiegel. „Die Kunden werden nach Strich und Faden ausgenommen“. Krawinkel fordert eine stärkere Überwachung der Grundversorger durch die Aufsichtsbehörden.

Tatsächlich können die Stromversorger derzeit selbst festlegen, wie viel Geld sie für die Grundversorgung verlangen. In die Kalkulation fließen die Netzentgelte ein, die die Stromlieferanten an den Netzbetreiber – in Berlin ist das ebenfalls Vattenfall – dafür zahlen, dass dieser den Strom durch sein Stromnetz leitet. „In der Metropole ist das günstiger als auf dem Land“, sagt Vattenfall-Sprecher Hannes Stefan Hönemann, „in Berlin leben viele Verbraucher auf einem Fleck, die Wege sind kurz“. Allerdings dürfte das auch für die anderen Großstädte im Tarifvergleich gelten. Bei Verivox macht man daher neben den Netzentgelten „die allgemeine Preispolitik des Versorgers“ für die Preisunterschiede verantwortlich. Die Frage: Wie stark ist der Wettbewerb vor Ort, was lassen sich die Kunden gefallen, bevor sie gehen?

An der Spree haben im vergangenen Jahr immerhin 220 000 Kunden ihren Stromanbieter gewechselt, also rund zehn Prozent. Berliner und Brandenburger Haushalte sind besonders wechselfreudig, heißt es beim Internet-Stromvergleichsportal Toptarif. Die als sparsam geltenden Schwaben scheinen dagegen treuer oder träger zu sein: Die Wechselbereitschaft in Stuttgart liege weit unter dem Bundesdurchschnitt, weiß Toptarif.

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