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Studie: 1,5 Millionen junge Menschen haben keinen Berufsabschluss

Ein Berufsabschluss ist heutzutage oft Voraussetzung für einen Arbeitsplatz. 15 Prozent der Erwachsenen zwischen 20 und 29 Jahren erfüllen dieses formale Kriterium nicht.

1,5 Millionen junge Erwachsene zwischen 20 und 29 Jahren in Deutschland sind ungelernt. Der Anteil der Jugendlichen ohne Berufsabschluss liegt seit vielen Jahren fast unverändert bei rund 15 Prozent, heißt es in dem für die SPD-nahe Friedrich- Ebert-Stiftung vorgelegten Gutachten des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB).

Die Studie mit dem Titel "Jugendliche ohne Berufsabschluss - Handlungsempfehlungen für die berufliche Bildung", zeigt auf, dass es etwa jedem siebten Jugendlichen nicht gelingt, "die formellen Voraussetzungen" für einen qualifizierten Arbeitsplatz zu erfüllen.

32 Prozent dieser Ungelernten verfügen über keinen Hauptschulabschluss. Unter den Jugendlichen ohne Berufsabschluss befinden sich jedoch nicht nur schlechte Schüler. So haben 38 Prozent ein Abschlusszeugnis mit einem besseren Notendurchschnitt als 3,0.

Die individuellen Ursachen für die Ausbildungslosigkeit sind neben schlechten Bildungsvoraussetzungen auch die besonderen Lebensumstände der Jugendlichen. Ein fehlendes Interesse an einer Berufsausbildung sei jedoch nicht zu verzeichnen. Etwa ein Drittel der Betroffenen hat eine Berufsausbildung begonnen, diese aber nicht erfolgreich abgeschlossen.

Als wesentliche Ursache für den hohen Anteil an ungelernten Jugendlichen, sehen die Wissenschaftler das knappe Lehrstellenangebot an. Der tatsächliche Bedarf an Ausbildungsplätzen werde viel zu niedrig eingeschätzt. Schulabgänger, die keinen Platz finden und dann im Frühjahr oder im Sommer in verschiedenen Übergangsmaßnahmen einmünden, tauchten in der zum Herbst vorzulegenden politischen Lehrstellenbilanz nicht mehr auf.

31 Prozent der Hauptschüler mit Abschluss haben auch 15 Monate nach Schulende noch keinen Ausbildungsplatz. Gleiches gilt für 19 Prozent der Schüler mit Mittlerer Reife. Statt der vielen Übergangsmaßnahmen empfehlen die Wissenschaftler mehr Angebote für vollwertige Berufsausbildungen.

Nach Angaben von BIBB-Präsident Manfred Kremer investieren Bund, Länder, die Bundesagentur für Arbeit und Kommunen rund vier Milliarden Euro pro Jahr in Übergangsmaßnahmen. Ein Teil dieses Geldes sollte für Berufsausbildungen eingesetzt werden.

Das Institut befürchtet, dass Wirtschaft und Verwaltungen wegen der Wirtschaftskrise in diesem Herbst 50.000 neue Lehrverträge weniger abschließen als noch 2008. Ein Bund-Länder-Ausbildungsplatz-Programm, wie es seit Jahren für den Osten angeboten wird, könnte deshalb auch für den Westen sinnvoll sein.

Nach Überwindung der aktuellen Wirtschaftskrise wird jedoch der demografische Wandel nach Ansicht der Autoren zu einer Umkehrung der Marktverhältnisse führen. Die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe wird steigen, um den bevorstehenden Mangel an Nachwuchsfachkräften zu verhindern.

ZEIT ONLINE, sh, dpa

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