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Yahoo-Chefin Marissa Mayer hält nicht viel von der Arbeit im Home-Office.

© Reuters

Studie: Arbeit ohne Ende

In der digitalen Welt mit mobilen Rechnern ist man immer im Job. Aber Regeln für die Erreichbarkeit und das Abschalten gibt es selten. Das ergab eine Studie, die der IT-Branchenverband Bitkom in Auftrag gegeben hat.

Marissa Mayer hält nichts davon. Wenige Monate nachdem sie den Chefposten beim Internetkonzern Yahoo übernommen hatte, schaffte sie das bei den Mitarbeitern so beliebte Home-Office ab und rief die Mitarbeiter zurück in die Büros – oder besser: zurück an die Arbeit. Sie hatte wohl den Eindruck, dass zu Hause zu wenig Disziplin herrschte. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite ermöglichen mobile Rechner und Smartphones, immer und überall arbeiten zu können. Manche hören gar nicht mehr auf. Mehr als drei Viertel aller Berufstätigen in Deutschland sind außerhalb ihrer regulären Arbeitszeit für Kollegen, Chefs oder Kunden per Handy oder E-Mail erreichbar. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie des IT- Branchenverbands Bitkom über „Arbeiten in der digitalen Welt“. Dazu befragte das Meinungsforschungsinstitut Aris 505 Erwerbstätige und 854 Personalverantwortliche von Firmen ab drei Mitarbeitern.

Arbeit und Freizeit vermischen sich immer mehr. Das Problem ist, dass es in den meisten Unternehmen (62 Prozent) gar keine Regeln dafür gibt, wann ein Mitarbeiter erreichbar sein muss und wann er auch mal abschalten kann. Der Bitkom rät Unternehmen daher, klare Vereinbarungen über Arbeitszeiten und Erreichbarkeit zu treffen. Feste Arbeitszeiten und ortsgebundene Arbeitsplätze seien dank neuer Technologien in vielen Jobs nicht mehr zeitgemäß, sagt Bitkom-Präsident Dieter Kempf. Eine gesetzliche „Antistress-Verordnung“ oder auch Betriebsvereinbarungen zu dem Thema lehnt der Verband jedoch ab. „Sonst haben wir am Ende zu viele Regelungen, die keiner liest“, meint Kempf.

Nach den Ergebnissen der Umfrage haben sich Computer und Handy in nahezu allen Berufen durchgesetzt und fast 80 Prozent aller Erwerbstätigen verwenden für ihre tägliche Arbeit mobile Geräte – oft sogar ihre eigenen. Nur 30 Prozent der Befragten gaben an, keine privaten Geräte zu nutzen. Dabei wird an nahezu jedem Ort gearbeitet: Mehr als die Hälfte der Befragten arbeitet auch unterwegs, unter Umständen sogar im Bus.

Ein Drittel der Befragten arbeitet regelmäßig von zu Hause aus, jeder Fünfte täglich. Die meisten Arbeitnehmer (79 Prozent) glauben, dass sie so Arbeit und Familie besser vereinbaren können, viele (26 Prozent) befürchten aber, dass es ihrer Karriere schadet. Chefs schätzen am Home-Office, dass es Arbeiten flexibler macht (79 Prozent), einige (16 Prozent) befürchten wie Marissa Mayer, dass die Leistung sinkt. Der Bitkom rät Mitarbeitern unter anderem, sich selbst zu managen, und den Firmen, die Führung nicht zu vernachlässigen. Dann klappt’s auch mit dem Home-Office.

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