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Biotechunternehmen warten vielfach immer noch auf den großen Durchbruch.

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Studie: Biotech-Firmen verbrennen mehr Geld

Nach wie vor halten sich Geldgeber bei Biotech-Firmen zurück. Experten raten den innovativen aber kostenintensiven Unternehmen zu Allianzen mit Pharmakonzernen.

Frankfurt am Main - Die deutschen Biotechnologie-Firmen haben 2012 ihre Verluste deutlich ausgeweitet. Trotz eines leicht höheren Umsatzes von gut 1,1 Milliarden Euro stieg der Fehlbetrag um 17 Prozent auf fast eine halbe Milliarde Euro. Grund dafür ist nach Ansicht von Siegfried Bialojan, Branchen-Experte bei Ernst&Young, die zu starke Konzentration auf die teure und mit hohen Risiken behaftete Entwicklung neuer Wirkstoffe und Medikamente. „Die Firmen sollten sich stärker als Ideenschmiede und strategischer Zulieferer positionieren und Allianzen etwa mit Pharmaunternehmen eingehen“, rät er.

Doch fehlten den großen Konzernen oft die Flexibilität und die Strukturen, klagen viele Biotech-Firmen. Die Folge: Die Zahl neuer Bündnisse zwischen finanzschwachen Biotech-Unternehmen und zahlungskräftigen Konzernen stagniert. Im vergangenen Jahr wurden dem am Mittwoch von Bialojan vorgestellten Biotechnologie-Report 2013 zufolge nur 86 solcher Allianzen geschlossen – weniger als im schon enttäuschenden Vorjahr. Als Ausnahme nennt Bialojan etwa den Chemie- und Pharmakonzern Merck, der mit Biotech-Firmen in Heidelberg kooperiere. Solche Allianzen böten den rund 400 Biotech-Firmen mit ihren gut 10 000 Mitarbeitern bessere Chancen als die Entwicklung eines Wirkstoffs bis zur Marktreife, glaubt Bialojan.

Denn nach wie vor halten sich Geldgeber für die Biotech-Firmen, die sich vor allem im Rhein-Neckar-Gebiet, im Großraum Freiburg, in Bayern, in Berlin und zwischen Leverkusen und Aachen angesiedelt haben, zurück. Zwar war das Investitionsvolumen mit 287 Millionen Euro 2012 doppelt so hoch wie im Vorjahr. Vom Rekord 2006, als mehr als eine halbe Milliarde Euro flossen, ist die Branche aber weit entfernt. Die jüngste Umfrage im Auftrag des Bundesforschungsministeriums verweist darauf, dass einige Biotech-Investoren 2012 gute Geschäfte gemacht haben: Sie konnten durch den Verkauf von Firmen rund eine Milliarde Euro einnehmen.

Die Analyse zählt gut 560 deutsche Biotech-Firmen mit 17 500 Mitarbeitern, die 2013 einen Rekord-Umsatz von 2,9 Milliarden Euro machten. Allerdings werden auch rund 130 Firmen hinzugerechnet, für die Biotechnologie nur ein Teil des Geschäfts ist. In Berlin gab es demnach 2012 zwei Neugründungen, die Zahl der Firmen stieg auf 59. Die Umsätze der Branche, die in der Hauptstadt rund 1500 Menschen beschäftigt, legten um 14 Prozent auf 114 Millionen Euro zu.Rolf Obertreis

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