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Wirtschaft: Studie: Gesundheit ist nicht zu teuer

Unternehmer durch Kassenkosten nur mäßig belastet / TK senkt Beitrag nicht

Berlin - Die Bedeutung der Gesundheitsausgaben für die Arbeitgeber in Deutschland wird überschätzt. Diese Ansicht vertrat Norbert Klusen, Vorstandschef der Techniker-Krankenkasse (TK), am Dienstag in Berlin. „Wir haben ein Lohnkostenproblem, kein Lohnnebenkostenproblem“, sagte er. Einen Zusammenhang zwischen Beschäftigungsentwicklung und den Gesundheitskosten der Unternehmer gebe es nicht. Zugleich kündigte Klusen an, dass die TK ihren Beitragssatz vorerst nicht senken werde.

Klusen berief sich auf ein neues Gutachten des Berliner Instituts für Gesundheits- und Sozialforschung Iges, das im Auftrag der TK entstand. Darin schreiben die Iges-Ökonomen, dass die Gesundheitskosten, welche die Arbeitgeber über die gesetzliche Krankenversicherung tragen, nur bei 1,2 Prozent des Bruttoproduktionswertes liegen. Diese Größe – also die Summe der hier zu Lande produzierten Güter und Dienstleistungen – lag im Jahr 2000 bei 3650 Milliarden Euro.

„Den Gesundheitskosten kommt gegenüber den gesamten Produktionskosten eine untergeordnete Bedeutung zu“, urteilte Iges-Direktor Bertram Häussler. Als Beleg führte er die Wirkung der jüngsten Gesundheitsreform auf die Preise einzelner Produkte an. Werde das Ziel, die Senkung der Kassenausgaben um acht Milliarden Euro, am Ende der Reform erreicht, gingen die Produktionskosten nur um 0,22 Prozent zurück. Ein Auto zum bisherigen Preis von 20000 Euro werde dadurch um knapp 29 Euro billiger, ein derzeit 400 Euro teurer Anzug um 69 Cent. Zudem liege Deutschland im internationalen Vergleich im Mittelfeld, wenn es um die Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben gehe, die der Arbeitgeber tragen müsse. Für die Jahre 1995 bis 2000 habe sein Institut in mehreren Branchen keinen Zusammenhang zwischen den Gesundheitskosten und der Beschäftigung feststellen können, befand Häussler.

TK-Chef Klusen sagte, die Reformen im Gesundheitswesen müssten zwar weitergehen. Die Veränderungen müssten sich aber auch auf andere Bereiche erstrecken, erklärte er mit Blick auf die Diskussion um Reformkonzepte wie die Bürgerversicherung (SPD) oder die Kopfpauschale (CDU). Beitragssenkungen seien kein Patentrezept für mehr Beschäftigung. Weitere Einschnitte bei den Kassenleistungen müssten deshalb genau geprüft werden.

Eine Senkung der Beiträge für die 3,7 Millionen TK-Mitglieder werde es in diesem Jahr nicht geben, sagte Klusen. Dafür gebe es keinen finanziellen Spielraum. Ohne die Gesundheitsreform hätte die Kasse ihren Beitragssatz von 13,7 auf 14,5 Prozent heraufsetzen müssen, begründete er dies.

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