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Wirtschaft: Studie rät zu deutschem Bankenmodell

Für Finanzinvestoren ist die Sache klar: Deutschland zählt zu viele Banken, und die sind ineffizient, nicht besonders profitabel und zu häufig in staatlicher Hand. Zeit für einen Umbau nach britischem Vorbild.

Für Finanzinvestoren ist die Sache klar: Deutschland zählt zu viele Banken, und die sind ineffizient, nicht besonders profitabel und zu häufig in staatlicher Hand. Zeit für einen Umbau nach britischem Vorbild. Dass diese Sicht nicht im Sinne der Kunden sein dürfte, schreibt ein britisch-deutsches Forscherteam in einer noch unveröffentlichten Studie, die dem Tagesspiegel vorliegt.

Das deutsche System biete allen Bevölkerungsgruppen Zugang zu einfachsten Finanzdienstleistungen, schreiben Andy Mullineux, Wirtschaftsprofessor in Birmingham, und seine Heidelberger Kollegin Eva Terberger in der Studie. Vor allem öffentlich-rechtliche Anbieter kümmerten sich um die kleinsten und ärmsten Kunden, während die großen Geschäftsbanken – mit Ausnahme der Postbank – nur wenig Interesse zeigten.

Anders in Großbritannien: „Für die ärmsten und die geografisch abgelegensten Bürger bleibt der Zugang zum Zahlungssystem und den Bankendienstleistungen insgesamt ein Thema“, heißt es in der von der Deutsch-Britischen Stiftung geförderten Studie. Kredite und Versicherungen seien für Bewohner ärmerer Regionen quasi nicht erhältlich. „Die Armen haben mit anderen Worten entweder wenig oder gar keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen oder können sie nur zu einem viel höheren Preis erwerben als die Reichen, zum Beispiel von Kredithaien oder anderen Kreditgebern unterhalb des Markts.“ Erst durch diesen Umstand seien die britischen Banken profitabler als ihre deutsche Konkurrenz. In Großbritannien sei offen, „wer die öffentlichen und sozialen Aufgaben wahrzunehmen hat, die in Deutschland von öffentlich-rechtlichen und genossenschaftlichen Banken wahrgenommen werden“.

Ein Umbau des deutschen Systems nach britischem Vorbild werde Arbeitsplätze kosten. „Man kann annehmen, dass die Non-Profit-Spieler sich für die Filialschließungen entscheiden würden, wenn ihre Mission in eine auf Gewinn ausgerichtete geändert würde.“ Die Autoren lehnen einen Verkauf von Sparkassen an private Banken daher ab. Es gebe „keinen überzeugenden Grund oder mindestens einige Zweifel“, dass man die Rechtslage so ändern sollte, dass private Banken Sparkassen übernehmen können.

Wolle man eine stärkere Konzentration im deutschen Bankenmarkt, seien Fusionen zwischen den privaten Banken – unter Einbeziehung der Postbank – der beste Weg. Allerdings üben die Autoren auch Kritik am öffentlich-rechtlichen System: „Es gibt durchaus Gründe zu fragen, ob die Zentralinstitute des Sparkassensektors, die Landesbanken, noch eine Funktion im deutschen Markt haben.“ Zudem verließen sich die deutschen Unternehmen zu sehr auf Bankkredite und vernachlässigten andere Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung, wie Fonds und Finanzinvestoren.

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