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Wirtschaft: Studie: Zinsen bei Lebensversicherungen bleiben niedrig

Die Unternehmen leben von der Substanz, sagt die Investmentfirma Goldman Sachs / Steuergeschenk vom Vermittlungsausschuss

Berlin (hej). Der Vermittlungsausschuss hat den deutschen Lebensversicherern ein Steuergeschenk in Millionenhöhe beschert. Der Ausschuss beschloss in der Nacht zum Montag, dass die Versicherungsgesellschaften ihre Börsenverluste nicht nur für das Jahr 2003, sondern auch rückwirkend für die Jahre 2001 und 2002 zu 80 Prozent steuerlich absetzen können. Schätzungen zu Folge bewegen sich die Entlastungen in einer Größenordnung zwischen mehreren hundert Millionen Euro und zehn Milliarden Euro. Im Gegenzug müssen die Unternehmen jedoch Steuern auf ihre Beteiligungserträge zahlen.

Dennoch bleibt die Lage der Lebensversicherer weiter angespannt. Viele Unternehmen hätten in diesem Jahr von der Substanz gelebt, heißt es in einer aktuellen Branchenstudie der Investmentbank Goldman Sachs, die am Montag vorgestellt wurde. Die Lebensversicherer zahlten ihren Kunden für das laufende Jahr eine Gesamtverzinsung von 4,8 Prozent, kritisierte der Autor der Studie, Dirk Popielas. Viele Unternehmen realisierten dies jedoch nur dadurch, indem sie noch vorhandene stille Reserven oder ihre Rückstellungen für die Beitragsrückgewähr aufgelöst hätten. Für 2004 Jahr rechnet Popielas mit einer durchschnittlichen Gesamtverzinsung von vier Prozent, die in den kommenden Jahren auch nicht weiter steigen werde: „Aus dem Tal der Tränen kommt man so schnell nicht wieder heraus.“

Bei der Gewinnbeteiligung der Kunden wird es 2003 jedoch große Spannen geben. Während die Axa ihre Gesamtverzinsung von 4,7 Prozent bis fünf Prozent auf 3,5 bis 4,3 Prozent (je nach Vertragstyp) senkt, zahlt die Debeka 2004 immerhin noch 5,1 Prozent. Das ist zwar deutlich mehr als die Konkurrenz, aber verglichen mit der aktuellen Überschussbeteiligung von 6,8 Prozent eine kräftige Einbuße. Die Huk Coburg lässt – wie erwartet – die Gesamtverzinsung bei 4,5 Prozent. Auch Marktführerin Allianz Lebensversicherung zahlt 4,5 Prozent.

Nach Meinung Popielas werden die großen Unternehmen ihre Finanzkraft weiter ausspielen und weiter Marktanteile gewinnen. Das gelte auch für den Verkauf kapitalbildender Lebensversicherungen. Nach den Plänen der Bundesregierung sollen nur noch bei Versicherungen, die vor dem 1. Januar 2005 abgeschlossen werden, die Erträge steuerfrei bleiben. Konsequenz: Im kommenden Jahr dürfte die Kapitallebensversicherung noch einmal boomen. „2004 wird das letzte Jahr der klassischen Lebensversicherung“, so Popielas, „aber es könnte eines ihrer besten Jahre werden“.

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