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Roboter werden für die Produktion montiert. Der Roboterhersteller Kuka wurde unterdessen vom chinesischen Investor Midea übernommen.

© dpa/ Karl-Josef Hildenbrand

Studie zu chinesischen Übernahmen in Deutschland: "Angst vor dem technologischen Ausverkauf"

Immer mehr chinesische Investoren übernehmen Firmen in Deutschlands Schlüsselsektoren. Wird sich Angela Merkel bei ihrem Besuch in Peking für einen faireren Wettbewerb einsetzen?

Deutschland und die EU müssen sich einer Studie zufolge entschlossener für fairen einen Wettbewerb mit China einsetzen. Während Investoren aus der Volksrepublik hierzulande freier Marktzugang geboten werde, schütze die chinesische Regierung ihrerseits strategische Industrien bewusst vor ausländischem Zugriff, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung.

Zwei Tage vor dem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Peking kommt die Analyse zu dem Ergebnis, dass mehr denn je Technologiefirmen das Ziel chinesischer Investoren sind. Von 175 Übernahmen oder Beteiligungen im Zeitraum von 2014 bis 2017 entfielen demnach 112 auf Branchen, die China mit seiner Strategie „Made in China 2025“ besonders stark ausbauen will.

Der ehrgeizige Regierungsplan sieht vor, in vielen Sektoren mit massiven staatlichen Subventionen die Technologielücke zu westlichen Firmen zu schließen und selbst Weltmarktführer hervorzubringen. Produktionsanlagen sollen modernisiert werden und ausländische Technologieexporte durch eigene Innovationen ersetzt werden. Bis 2049, zum 100. Geburtstag der Volksrepublik, soll das Land dann zu einer Industrie-Supermacht aufsteigen.

"keine Wirtschaftsbeziehungen auf Augenhöhe"

Laut Studienautorin Cora Jungbluth ist dabei problematisch, dass es auch 17 Jahre nach Chinas Beitritt zur Welthandelsorganisation „keine Wirtschaftsbeziehungen auf Augenhöhe“ gebe: „Weder Deutschland noch die EU haben der industriepolitischen Strategie Chinas momentan etwas entgegenzusetzen.“

Wenn staatlicher Einfluss den Wettbewerb verzerre oder es zu einer Ungleichbehandlung von Unternehmen komme, sollten die Europäer mit einer Stimme einschreiten. Ein wichtiger Schritt für faireren Wettbewerb sei der Abschluss eines bilateralen Investitionsabkommens zwischen der EU und China, das bereits seit 2014 verhandelt wird.

Für Deutschland schlägt Jungbluth zudem vor, dass die Regierung künftig bei sicherheitsrelevanten Sektoren mit einem Prüfverfahren schon bei Anteilskäufen von 10 Prozent eingreifen kann - statt wie aktuell erst ab 25 Prozent.

Beteiligungen vor allem in NRW und Baden-Württemberg

Deutschland und Europa müssten entschlossen auftreten. Das Geld aus China dürfe aber auch nicht verteufelt werden. „Gegenwärtig dominiert die Angst vor dem technologischen Ausverkauf. Doch ausländische Direktinvestitionen bringen auch Kapital nach Deutschland und schaffen Arbeitsplätze“, erklärt Jungbluth.

Der Großteil der relevanten chinesischen Beteiligungen verteilt sich laut der Studie auf nur drei Bundesländer: Baden-Württemberg (23 Prozent), Nordrhein-Westfalen (20 Prozent) und Bayern (16 Prozent). Dies sind demnach auch genau diejenigen Regionen, in denen die Mehrheit der „Hidden Champions“ - also Deutschlands technologische Weltmarktführer - angesiedelt sind.

Besonders großes Interesse zeigten Käufer aus China der Untersuchung zufolge an Unternehmen, die sich mit „energiesparenden Autos und Autos mit alternativer Antriebstechnik“ (21 Prozent), „Energiesystemen“ (19 Prozent), „Biomedizin“ (16 Prozent) sowie „Maschinen mit computergestützter numerischer Steuerung und Robotern“ (15 Prozent) beschäftigen. (dpa)

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