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Lernen mit Hilfsmittel. Von den 5000 MBA-Studenten an der Open University sind 500 aus Deutschland. Foto: dpa

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Wirtschaft: Studium mit Dictionary

An der britischen Fernuni „Open University“ kann man auch von Deutschland aus studieren. Beliebt sind berufsbegleitende MBAs.

Für Dirk Brennemann war die wissenschaftliche Arbeit in einer fremden Sprache zunächst eine große Herausforderung: „Mit meinem damals mittelguten Englisch war das wie Eistauchen. Zuerst war es hart, aber dann bin ich schnell reingekommen. Und die Effizienz, die ich mit der Sprache gewonnen habe, ist einfach gut." Dirk Brennemann, 34, IT-Fachmann aus München, der es bereits vor seinem MBA-Studium zum IT-Manager einer mittelständischen Firma gebracht hatte, erinnert sich noch gut an die Kräfte, die es ihn kostete, neben seiner 50- bis 60-Stundenwoche zu studieren.

Selbst ganze Urlaube opferte er dem Studium, das er auf englisch absolvierte: Denn dass er seinen MBA im Fernstudium an der britischen Open University Business School absolvieren würde, war für Dirk Brennemann schnell klar. „An einer normalen deutschen Uni Vollzeit zu studieren kam schon zeitlich gar nicht in Frage, und außerdem wollte ich die dreifache Akkreditierung - wenn schon, denn schon.“ Das MBA-Studium der Open University kann die drei wichtigsten Akkreditierungsgütesiegel vorweisen: Die eher kryptisch klingenden Abkürzungen EQUIS, AMBA und AACSB gelten unter Kennern als sehr hohe Messlatte – von den weltweit knapp 10 000 Business Schools haben nur weniger als ein Prozent diese auch „Triple Crown" genannte Dreifach-Akkreditierung. Mittlerweile kann zwar auch die BWL-Fakultät in Mannheim und die Berliner Niederlassung der französischen Business School ESCP diese Auszeichnung vorweisen. Doch für ein Fernstudium kommt nach wie vor vor allem die Open University Business School in Frage.

Diese 1983 gegründete Fakultät der staatlichen Open University gehört zu den größten MBA-Anbietern weltweit, jährlich streben etwa 5000 Studenten den MBA-Abschluss an, rund 500 davon stammen aus Deutschland. Mit durchschnittlich 30 bis 40 Jahren stehen die meisten von ihnen fest im Beruf, und bilden sich abends, auf Dienstreisen, oder auch mal in den Büro-Pausen weiter, mit einem durchschnittlichen Arbeitspensum von 12 bis 15 Arbeitsstunden pro Woche.

Beatrix Polgar-Stüwe, die für die Öffentlichkeitsarbeit der Universität in Deutschland zuständig ist, weist auf eine Besonderheit des Studiums hin. „Bei uns ist der MBA-Programm allgemein gehalten, es ist also nicht auf Technik, Ingenieurswesen oder Ähnliches festgelegt. Somit können sich die Studierenden in alle Richtungen spezialisieren, und die jeweiligen Fragestellungen auf ihre eigenen Firmen direkt anwenden.“ Ein Pluspunkt für die vielen internationalen Studierenden, die aus den unterschiedlichsten kulturellen Kontexten und beruflichen Positionen kommen.

Rund 21 000 Euro kostet das MBA-Studium an der Business School der Open University. Durchschnittlich drei Jahre lernen die Fernstudenten mit virtuellen Lehrprogrammen und klassischen Materialien und treffen sich während mehrtägiger Präsenzphasen in verschiedenen europäischen Städten. Das Herzstück des Studiums aber ist die intensive persönliche Betreuung durch Tutoren. Ob telefonisch, per Email, Skype oder dem universitätseigenen Intranet: Stets stehen die Studierenden mit ihren Betreuern im Kontakt, diskutieren unterschiedlichste Problemstellungen, besprechen eingereichte Essays, stellen Fragen - und alles selbstverständlich auf Englisch. Das sollte man schon gut beherrschen, auch wenn die Zulassung ohne Test erfolgt.

Während in der Regel ein Bachelor oder Diplom einer anerkannten Hochschule für den MBA vorausgesetzt wird, konnte der IT-Fachmann Dirk Brennemann das Studium auch ohne vorherigen Studienabschluss absolvieren. Dies ist eine Besonderheit, die die Open University Managern mit Berufserfahrung zugesteht, die keine oder sehr lange zurückliegende Abschlüsse haben - in diesen Ausnahmefällen kommt allerdings ein zusätzliches Ausbildungsjahr hinzu, das sogenannte „Certificate of Management“.

Anders sieht es bei den Bachelor-Studiengängen der Open University aus: Es steht eine breite Palette von Fächern zur Auswahl, die ohne Abitur und damit ohne Numerus Clausus frei wählbar sind. Einzige Bedingung: Man muss gut Englisch sprechen und über 16 Jahre sein. Dieser ungewöhnlichen Aufnahmepraxis liegt die Grundidee der Open University zugrunde, die ihre Philosophie schon im Namen trägt: Universität für alle. Die Fernuni wurde 1967 gegründet, in einer Zeit, als die britische Labour-Regierung ein großes Problem hatte - es gab zu wenig Akademiker. Bildung für alle war die Losung, zur Not auch für den einfachen Arbeiter.

IT-Experte Brennemann, war zwar vor dem Studium nicht gerade ein einfacher Arbeiter, hat dem MBA aber einen Aufstieg zu verdanken: „Vorher war ich im operativen Teil der Firma tätig, aber ich wollte einfach weiter nach oben kommen und mehr strategisch arbeiten. In Firmen herrscht ja meistens so ein Tunnelblick, da macht oft jeder nur seins. Durch das Studium konnte ich dann den entscheidenden Helicopter-View trainieren und habe jetzt eine Brückenfunktion. Jetzt erkenne ich besser und schneller, wie etwas funktioniert und ob in meiner Firma alles Hand in Hand läuft".

Die Open University lädt zu einer Informationsveranstaltung am 19. März (17 bis 20 Uhr) ins The Mandala Hotel, Potsdamer Straße. 3, 10785 Berlin, ein. Bewerbungen für den Studienstart am 1. Mai werden noch angenommen. Infos: www.openuniversity.edu, Tel.: 040/86 64 74 51

Judith Hyams

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