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Wirtschaft: Suche Geld - biete Mitsprache

BERLIN .Die Weltausstellung in Hannover gerät zwischen die Fronten: Während die Veranstalter der Expo 2000 daran feilen, das Konzept der Veranstaltung beim Massenpublikum bekannt zu machen, fordern Vertreter der deutschen Wirtschaft vehement einen Richtungswechsel.

BERLIN .Die Weltausstellung in Hannover gerät zwischen die Fronten: Während die Veranstalter der Expo 2000 daran feilen, das Konzept der Veranstaltung beim Massenpublikum bekannt zu machen, fordern Vertreter der deutschen Wirtschaft vehement einen Richtungswechsel.

Zwar stellt niemand das Thema "Mensch - Natur - Technik" in Frage, weil die Hannoveraner damit den Zuschlag für die Weltausstellung bekommen haben und es jetzt nicht einfach ändern können.Aber die Beteiligungsgesellschaft der Deutschen Wirtschaft (BDW), die 20 Prozent der Expo-Anteile hält, wünscht sich konkretere Aussagen.BDW-Geschäftsführer Wilfried Prewo hatte schon im August vergangenen Jahres gefordert, die Expo müsse für "das gewisse Etwas" sorgen, das schließlich zum Engagement von Sponsoren führe.Aber bislang, so die Kritik aus den Wirtschaftskreisen, sei nichts passiert - mit der drastischen Folge, daß nach wie vor nur wenige Unternehmen zu Geldgebern für die Schau geworden sind.

Dabei geht die Expo unwiderruflich am 1.Juni 2000 los - gleichgültig, wie viele Sponsoren die Organisatoren um Geschäftsführerin Birgit Breuel bis dahin gefunden haben.Schon nach derzeitiger Planung kostet die Expo den Steuerzahler mindestens 200 Mill.DM.Ob die Einnahmen indes wie beabsichtigt fließen, ist sogar unter den Machern umstritten.Zwar verweist Marketing- und Vermarktungschef Thomas Borcholte auf die jüngsten Erfolge der Sponsorensuche.Aber Insider bezeichnen die Ziele als zu hoch gesteckt: "Das schaffen die nie."

Vor allem der Themenpark, die Hauptattraktion neben Länderpavillons und Ereignisprogramm vor Ort, steht nach Medienberichten auf der Kippe.Die Expo dementiert eiligst: Keinesfalls sei daran gedacht, auf den Themenpark zu verzichten.Borcholte zufolge sind inzwischen Sponsoren für 50 Mill.DM gefunden - beispielsweise IBM Deutschland, die das Thema "Planet of Visions" unterstützen.Aber Borcholte gibt zu: "Wir haben bisher noch nicht so viele Partner für den Themenpark gewonnen, wie wir uns vorgestellt hatten." Offenbar ist der ursprüngliche Plan gescheitert, erst den Themenpark fertigzustellen und anschließend finanzkräftige Firmen zu finden.Jetzt denkt die Expo daran, Unternehmen stärker an den Inhalten zu beteiligen: Die Sponsoren sollen möglichst bald bezahlen, dafür dürfen sie größeren Einfluß nehmen.Dazu sollen neue Slogans endlich die dringend notwendigen Geldgeber anlocken.Peter Biesenbach, Expo-Verbindungsmann des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) in Köln, kann sich "Schlagwörter" vorstellen, die die Expo besser erklären als bisher und potentielle Sponsoren überzeugen - nach dem Vorbild des Begriffs vom "Informationszeitalter".

Allerdings ist die neue Strategie heiß umstritten: Noch immer ist die Angst davor groß, die Weltausstellung werde womöglich zu einer zu wirtschaftsfreundlichen Veranstaltung.

Borcholte hat davor keine Angst."Die Wirtschaft ist für große Bestandteile der Expo verantwortlich", stellt der Chef-Vermarkter fest - während Expo-Sprecher Michael Sasse betont: "Die Weltausstellung ist keine Selbstdarstellungsschau der deutschen Wirtschaft." Ausgerechnet der Themenpark, gegenüber den Vorgänger-Ausstellungen eine Innovation der Niedersachsen, könnte nun ob der Finanzlücke ein ganz anderes Gesicht erhalten.

Sonst nämlich "könnte es schwierig werden, mit dem knappen Budget einen für die Gesamtausstrahlung der Expo 2000 ausreichend attraktiven Themenpark zu gestalten", warnt Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) in seinem jüngsten Fortschrittsbericht über die Expo.

Doch ist fraglich, ob sich sogleich neue Sponsoren finden werden: Der Themenpark orientiert sich an den Inhalten der Umweltkonferenz "Agenda 21" vor sieben Jahren in Rio de Janeiro.Schon aus diesem Grund gilt das Konzept vielen Unternehmen als zu kritisch und zu belehrend.

Gleichwohl zielen die Kreativen weiter auf das Massenpublikum."Wir machen keine Werbung für die Sponsoren", sagt Expo-Werber Peter Figge von der Agentur KNSK in Hamburg, "wir machen Werbung für eine attraktive Marketing-Plattform mit Millionen Besuchern."

Allerdings hat der Themenpark da ein Problem: Anstatt der 200 000 Tagesbesucher, die Wirtschaftsminister Müller gerne im Herz der Expo sähe, werden es nach Berechnungen der Ausstellungsmacher lediglich 33 000 sein.Nur jeder vierte der wohl 40 Millionen Gäste hat überhaupt die Chance, in den Park zu kommen.Was sie sehen, bleibt entgegen der Wünsche aus der Wirtschaft unklar - ein Dilemma, wie Werber Figge findet."Die Expo soll uns überraschen, und trotzdem wollen wir alles jetzt schon wissen."

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