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Wirtschaft: Suche nach einem neuen Telekom-Chef

Berlin (Tsp). Die Bundesregierung will noch vor dem Wochenende einen Nachfolger für Telekom-Chef Ron Sommer präsentieren.

Berlin (Tsp). Die Bundesregierung will noch vor dem Wochenende einen Nachfolger für Telekom-Chef Ron Sommer präsentieren. Aus Kreisen des Aufsichtsrats verlautete am Donnerstag, ein neuer Chef für Europas größten Telekommunikations-Konzern solle möglichst noch am Freitag vorgestellt werden. Der seit Monaten in der Kritik stehende Telekom-Chef selbst bestand in einem Interview nicht mehr explizit darauf, an der Spitze des Unternehmens zu bleiben: Es gehe um das Unternehmen, nicht um seine Person, sagte Sommer. An der Börse wurden diese Aussagen als Bereitschaft zum Rückzug interpretiert. Der Kurs der Telekom-Aktie legte gegen den Markttrend deutlich zu.

Aus Aufsichtsratskreisen hieß es, die aussichtsreichsten Kandidaten für die Sommer-Nachfolge seien der Vorstandsvorsitzende der Daimler-Chrysler-Services, Klaus Mangold, und der mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) befreundete Chef des Touristik-Unternehmens TUI, Michael Frenzel. Bis zum Nachmittag blieb unklar, ob einer der gehandelten Kandidaten für den Telekom-Chefposten bereits zugesagt hat. „Dieser Job ist eigentlich ein Himmelfahrtskommando – und viel Geld wird da auch nicht verdient, sonst gibt es Ärger mit den Kleinaktionären“, fasste ein mit der Kandidatensuche Vertrauter die Situation zusammen. Die Gewerkschaftsvertreter im Telekom-Aufsichtsrat „könnten mit beiden Managern leben“, hieß es mit Blick auf Mangold und Frenzel. Der neue Telekom-Chef müsse das Vertrauen der Kapitalmärkte zurückgewinnen und sich wenn nötig auch als Sanierer beweisen.

„Politik soll sich nicht einmischen“

Telekom-Chef Ron Sommer setzte sich unterdessen massiv gegen Versuche der Bundesregierung zur Wehr, ihn aus dem Amt zu drängen. „Die Politik soll sich nicht bei uns einmischen“, sagte Sommer der „Bild"-Zeitung vom Donnerstag. Die öffentliche Diskussion über seine Person sei „unerfreulich“ und schade dem Unternehmen. Die Frage seiner Führungsfähigkeit müsse von Management und Aufsichtsrat geklärt werden, sagte Sommer weiter. Kritik an seiner Geschäftsführung wies er zurück und verbat sich Einmischung der Politik. „Grundsätzlich bin ich der Meinung, der Staat sollte sich darauf beschränken, die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu schaffen.“ Sommer betonte, er sei angetreten, um die Telekom voranzubringen. Zu den Rücktrittsforderungen sagte der Telekom-Vorstandschef: „Für alle Betroffenen wäre es die beste Lösung, wenn solche Debatten hinter verschlossenen Türen stattfinden.“ Sein Hauptinteresse sei es, dass das Unternehmen nicht geschädigt werde. „Insofern bin ich interessiert daran, dass es zu einer Lösung zum Wohle des Unternehmens kommt.“ Sommer kündigte an, im August „positive Geschäftszahlen“ für das erste Halbjahr vorzulegen. Den knapp drei Millionen T-Aktionären sagte er zu, dass es „aufwärts“ gehe.

T-Aktie steigt

Die Telekom-Aktie setzte am Donnerstag ihre Erholung gegen den Trend und am dritten Tag in Folge fort. Am späten Nachmittag lag der Kurs um 3,40 Prozent höher bei 11,53 Euro. Experten bezeifelten allerdings, dass ein Führungswechsel allein der darniederliegenden T-Aktie dauerhaft aufhilft. Die T-Aktie hatte bereits in den vergangenen Tagen von den Spekulationen um eine Ablösung Sommers profitiert, nachdem das Papier im Juni auf ein Rekordtief von 8,14 Euro gefallen war. Nach Ansicht von Aktionärsschützern könnten Großinvestoren nun versucht sein, die Papiere abzustoßen und Gewinne mitzunehmen. Für die Anleger, die die Aktie beim dritten Börsengang im Jahr 2000 für Preise über 60 Euro gekauft haben, sei daher wahrscheinlich keine Hoffnung in Sicht.

Als „unwürdig“ hat der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Michael Rogowski, die öffentliche Debatte über eine eventuelle Ablösung von Telekom-Chef Sommer kritisiert. „Ich verfolge das Schauspiel mit großer Sorge", sagte Rogowski am Donnerstag in Berlin. Trotz einzelner Fehler habe es Sommer in den vergangenen sieben Jahren geschafft, die Telekom vom reinen Staatsunternehmen zum modernen Dienstleister zu machen. Die Telekom sei mittelfristig „strategisch ordentlich" positioniert.

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