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Wirtschaft: Südostasien ist noch lange nicht über den Berg

KUALA LUMPUR .Die internationalen Finanzmärkte können sich von ihren Asien-Ängsten nicht befreien.

KUALA LUMPUR .Die internationalen Finanzmärkte können sich von ihren Asien-Ängsten nicht befreien.Immer wieder taucht das Gespenst einer Weltwirtschaftskrise auf und drückt auf Wechselkurse und Börsen.Die Währungshändler und Investoren schauen nach Südostasien.Dort begann vor vierzehn Monaten die Krise, dort liegt auch das Zenrum des Taifuns.Dabei ist Südostasien natürlich nicht homogen.Auch die Krise in den einzelnen Volkswirtschaften ist unterschiedlich, so wie die Strategien der Politiker, sie zu bekämpfen.

Den Regierungen in der Region gelingt es offensichtlich nicht oder nur schwer, solche Signale zu senden, die das Vertrauen der Kapitalmärkte stabilisieren könnten.Thailand und Indonesien stecken in der Rezession, Malaysia und Singapur stehen davor.Alle Regierungen haben Expansionsprogramme aufgelegt, eine wirtschaftliche Erholung ist aber bislang nirgendwo auszumachen.Weder stimmen die Grundaten der Volkswirtschaften positiv, auch nicht immer der wirtschaftspolitische Kurs in den einzelnen Ländern.

Man scheut sich fast, die Plattheit zu wiederholen.Doch die Wirtschaftskrise in Südostasien ist und bleibt im Kern eine Vertrauenskrise.Deshalb reagieren die Marktteilnehmer nervös, oft übernervös.Und das schafft neues Mißtrauen, schürt neue Ängste - der ideale Nährboden für eine Spirale nach unten.Dabei stecken einige Regierungen der Krisenländer in einer fast verzweifelten Zwickmühle.

Zum Beispiel Thailand: Seit Anfang der Woche verhandeln Bangkok und der Internationale Währungsfonds (IWF) über die fünfte Tranche von 810 Mill.Dollar aus dem IWF-Sanierungspaket von 17,2 Mrd.Dollar.Die Regierung konnte sich schon jetzt die Rückendeckung des IWF für eine Schuldenpolitik sichern, die auf den Erhalt unrentabler Arbeitsplätze zielt.Bei einem solchen "Shareholder-Value" wenden sich ausländische Investoren mit Grausen ab.Doch die Regierung hat keine andere Wahl.Bald sind in Thailand 2,2 Mill.Menschen arbeitslos.Will die Regierung ein "Indonesien" im eigenen Land vermeiden, dann bleibt keine Alternative.

Obwohl aber bereits über 10 Mrd.Dollar ausgegeben wurden, bewegt sich wenig.Die Krise sitzt tiefer als angenommen.Die Privatisierung kommt nur schleppend voran.Die Politik, wieder global wettbewerbsfähig zu werden und die internationale Kreditwürdigkeit zurückzugewinnen, bleibt ein Hochseilakt ohne Netz.Das sehen auch die Geldhändler in aller Welt.

DIETMAR PETERSEN (HB)

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