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Wirtschaft: Swissair: Rettung kostet Milliarden

Berlin (mo). Ohne zusätzliche Finanzhilfe wird die Integration des Swissair-Flugbetriebs in die Basler Crossair nicht gelingen.

Berlin (mo). Ohne zusätzliche Finanzhilfe wird die Integration des Swissair-Flugbetriebs in die Basler Crossair nicht gelingen. Mehrere Milliarden Schweizer Franken müssen aufgebracht werden, wenn die vom Crossair-Management bevorzugte Variante des in groben Zügen ausgearbeiteten Businessplanes verwirklicht werden soll. Die sieht vor, dass Crossair, wie von Anfang an geplant, 26 Langstrecken- und 26 Kurzstreckenflugzeuge der Swissar-Flotte - übernimmt. Damit verbunden wäre auch die Übernahme von 5000 Swissair-Mitarbeitern und 1000 Piloten.

Um dieses Konzept umzusetzen, müsste Crossair aber über Eigenkapital von gut 2,2 Millarden Franken verfügen, sagte Crossair-Sprecher Manfred Winkler gegenüber dem Tagesspiegel. Zurzeit verfügt Crossair über 450 Millionen Schweizer Franken Eigenkapital. Außerdem haben die Banken der Airline eine Garantie für eine Kapitalerhöhung in Höhe von 350 Millionen Franken zugesagt. Wie der restliche Finanzbedarf gesichert werden kann, will der Schweizer Bundesrat auf einer Sitzung am Mittwoch klären.

Eine ernstzunehmende Alternative zu dem bevorzugten Lösungsplan gibt es nach Einschätzung von Crossair-Chef André Dosé nicht. Die Übernahme von nur 15 Langstrecken- und 26 Kurzstreckenflugzeugen würde das Überleben von Crossair langfristig nicht sichern. Die dritte Option, die einen Flugbetrieb ohne Swissair-Flugzeuge vorsieht, wäre mit inakzeptablen volkswirtschaftlichen Kosten verbunden. Rund 27 000 Swissair-Mitarbeiter wären betroffen, ein entsprechender Personalabbau würde 2,7 Milliarden Franken kosten. Dem Vernehmen nach laufen die Bemühungen um eine nationale Lösung zur Rettung der Marke Swissair auf vollen Touren. Rund ein Dutzend Schweizer Industrielle sollen ihre Unterstützungsbereitschaft angekündigt haben; darunter der Autoimporteur Amag und der Pharmakonzern Roche. Verbindliche Zusagen liegen aber bisher nicht vor. Die Bereitschaft der texanischen Beteiligungsgesellschaft Texas Pacific Group, mit mehreren Milliarden US-Dollar einzuspringen, werde zurzeit weder von der Berner Regierung noch von den beiden involvierten Schweizer Großbanken und Crossair mit Vorrang behandelt, bestätigte ein UBS-Sprecher.

Selbst im günstigsten Fall, wenn also das notwendige Kapital im erforderlichen Zeitraum zur Verfügung gestellt werden kann, könnte die neue Airline die "industrieübliche Profitabilität" aber erst 2004 erreicht werden, sagte Winkler. Unabhängig davon ist schon jetzt klar, dass Crossair bis zum Inkrafttreten des Winterflugplans Ende Oktober nicht rechtzeitig die nötigen Fluglizenzen erhalten wird. Aus diesem Grund muss Swissair länger als geplant weiterfliegen. Allein dafür sind zusätzlich zwischen einer und 1,7 Milliarden Franken aufzubringen.

Eine Bereitstellung zusätzlicher Mittel durch die Schweizer Regierung würde die Kritik an der Subventionspolitik Berns noch lauter werden lassen. Das bilaterale Luftverkehrsabkommen zwischen der Schweiz und der EU ist zwar von einigen Mitgliedsländern noch nicht ratifiziert. Die Berner Regierung muss aber schon jetzt ihre Hilfsaktion für Swissair von der EU genehmigen lassen. Während mehrere Airlines - darunter auch Lufthansa - Kritik an der Staatshilfe für Swissair geübt hatten, setzt die Schweiz darauf, dass Brüssel auf Grund der bestehenden Notsituation grünes Licht geben wird.

mo

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