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Wirtschaft: T-Aktie: Das Wertpapier kommt noch nicht in Schwung

Telekom-Aktionäre sind in diesem Jahr nicht zu beneiden. Der Euphorie mit Rekordkursen im März folgte der Abstieg - zunächst im Zuge der allgemeinen Technologieskepsis, dann wegen der hohen Lizenzkosten für den künftigen Mobilfunkstandard UMTS.

Telekom-Aktionäre sind in diesem Jahr nicht zu beneiden. Der Euphorie mit Rekordkursen im März folgte der Abstieg - zunächst im Zuge der allgemeinen Technologieskepsis, dann wegen der hohen Lizenzkosten für den künftigen Mobilfunkstandard UMTS. Ist die Talfahrt nun beendet? Bis Anfang dieser Woche schien es so, die T-Aktie und ihre nahen Verwandten in Europa wie France Télécom und andere legten einige Tage lang eine rasante Erholung hin. Die T-Aktie kletterte um gut 13 Prozent. Viele Analysten waren von Ausmaß und Schnelligkeit der Kurserholung überrascht - sie sind skeptisch, dass es schon wieder dauerhaft aufwärts geht. An den letzten beiden Tagen geriet der Wiederaufstieg auch schon ins Stocken.

"Die geplante Übernahme von Powertel durch die Telekom war wieder eine positive Nachricht, das hat den Kurs beflügelt", sagt Hans Huff, Analyst bei der Bankgesellschaft Berlin. Powertel sei in den USA eine gute Ergänzung zum Mobilfunkkonzern Voicestream, für den die Telekom ebenfalls ein Kaufangebot vorgelegt hat. Dazu stoße T-Online mit dem Kauf der Yacom das Tor zum Wachstumsmarkt Spanien auf. Huff glaubt, dass die T-Aktie bei ihrem Zwischentief von 42 bis 43 Euro ihren Boden gefunden hat. Sein Urteil lautet "akkumulieren", neben der France Télécom sei die T-Aktie das attraktivste Investment unter den großen Telekomgesellschaften Europas. Die Branche insgesamt sieht er eher "neutral".

Robert Halver von der Privatbank Delbrück & Co sieht ebenfalls die Talfahrt der T-Aktie beendet, glaubt aber nicht an eine baldige Erholung, sondern an eine "stabile Seitenlage - vielleicht mit einem ganz leichten Aufwärtstrend". Er zieht die Aktien der britischen Vodafone und der spanischen Telefónica vor.

Vergangene Woche schrieb Frank Wellendorf von WestLB Panmure: "Die Kurse werden sich in den nächsten Wochen wahrscheinlich nicht so schnell erholen." Er war von der kurzen Kursrallye überrascht. "Das ist reine Psychologie. Die Stimmung hat gewechselt, nachdem der Markt die Aktien nach dem jüngsten Kursverfall für preiswert hält." Er warnt davor, den jüngsten Aufschwung schon als Beginn eines dauerhaften Trends zu sehen. "Ich glaube, die Versteigerung der UMTS-Lizenzen in Italien wird wieder Unsicherheit in den Markt bringen." Experten rechnen auch im Oktober in Italien mit einem Milliarden-Ergebnis bei der Versteigerung. Dort gibt es schon jetzt mehr Handys als Festnetzapparate.

Auch Roland Pfänder, Telekom-Analyst der BHF-Bank, sucht nach einem stichhaltigen Grund für die Erholung von Telekommunikations-, Technologie- und Medienaktien. "Es gibt keinen Auslöser dafür", sagt Pfänder. Die Vorliebe der Anleger für bestimmte Branchen sei auch Moden unterworfen. Nachdem die Kosten für die UMTS-Lizenzen bekannt und in den Kursen berücksichtigt seien, seien die Chancen der neuen Technologie wieder etwas nach vorne gerückt.

Monatelang zeigten sich die Kurse der Telefongesellschaften wegen der Versteigerung von UMTS-Lizenzen in Europa schwach. Anleger waren besorgt, dass der Erwerb einer der teuren Lizenzen die Gewinne stark belasten. Mit UMTS (Universal Mobile Telecommunications System) wird der mobile Zugriff auf das Internet wesentlich schneller. Bei der Versteigerung in Deutschland Mitte August stieg der Preis je Lizenz für die sechs bis zum Schluss mitbietenden Unternehmen auf jeweils rund 16,5 Millarden Mark. Weitere zehn Milliarden Mark wird die Betreiber der Ausbau des Funknetzes kosten.

Als Gewinner der UMTS-Einführung sahen Analysten deshalb in den vergangenen Monaten vor allem die Hersteller von Mobilfunkgeräten und Netzwerkausstatter wie die skandinavischen Anbieter Nokia und Ericsson. Sie können bereits verdienen, während die Telefongesellschaften noch mindestens zwei Jahre auf erste Umsätze warten müssten, lautete die gängige Begründung. Allerdings hätten sich inzwischen die Unternehmen darauf geeinigt, die Netze vollständig auf gegenseitiger Kreditbasis aufzubauen, sagt Christoph Vogt, Analyst der Privatbank MM Warburg. Diese müssten erst zurück gezahlt werden, wenn die Telefongesellschaften die ersten Einnahmen erzielten. Firmen wie Siemens, Alcatel oder Nokia seien gezwungen, Kredite aufzunehmen. Dennoch: Für Delbrück-Analyst Halver sind nach wie vor die Aktien der Netzausrüster kaufenswert. Für seine Favoriten Nokia, Ericsson und Alcatel sieht er bessere Kursschancen als für die Aktien der Telekom-Konzerne.

bfr

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