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Wirtschaft: T-Aktie: Die Deutsche Bank hat unglücklich agiert

Die Zeitung mit den großen Buchstaben und einige Politiker in Berlin haben sich den Frust der Telekom- Aktionäre zu eigen gemacht und die Wut auf die Deutsche Bank abgelassen. Auch Aktionärsschützer reagieren sauer.

Die Zeitung mit den großen Buchstaben und einige Politiker in Berlin haben sich den Frust der Telekom- Aktionäre zu eigen gemacht und die Wut auf die Deutsche Bank abgelassen. Auch Aktionärsschützer reagieren sauer. Auf den ersten Blick verständlich: Steht doch das größte deutsche Geldhaus dafür, dass die T-Aktie erneut deutlich abgerutscht ist. Auch beim Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) in Frankfurt schaut man sich den Vorgang genauer an. Schließlich ist die T-Aktie am Dienstag nach dem Verkauf von 44 Millionen Aktien, den die Deutsche Bank im Auftrag eines Kunden zu einem Festpreis von 23,60 Euro an mehrere institutionelle Anleger abwickelte, auf den tiefsten Stand seit Anfang 1999 gerutscht. Und das, nachdem die Bank am Montag die T-Aktie noch zum Kauf empfohlen hatte.

Auf den zweiten Blick aber ist der Vorgang ein Beleg dafür, dass bei der Deutschen Bank die Organisation formal in Ordnung ist. Das betont auch eine Sprecherin des BAWe. Die sogenannten "Chinese Walls" waren in diesem Fall scheinbar - wie gefordert - unüberwindlich. Sie trennen die mit dem Börsengeschehen befassten Abteilungen einer Bank räumlich und funktional voneinander. Seit 1995 ist diese Trennung im Wertpapierhandelsgesetz indirekt festgeschrieben, um Interessenskonflikte zu vermeiden. Also haben die Aktienanalysten der Deutschen Bank die T-Aktie hervorgehoben, während ein paar Etagen tiefer die Experten in der Handelsabteilung die große Verkaufsorder des Kunden hereingeholt und den Deal einfädelt haben. Die Deutsche Bank sieht folglich in dem Vorgang nichts Anrüchiges. Sie hat nicht selbst, sondern im Auftrag eines Kunden verkauft.

Damit allerdings machen es sich die Banker in den Türmen an der Frankfurter Taunusanlage zu einfach. Denn in den Großbanken gibt es sogenannte Compliance-Abteilungen, die über die für die Börse sensiblen Vorgänge in den einzelnen Bereich informiert sind. Dies war, so wird bei der Deutschen Bank eingeräumt, auch im Fall Telekom so. In der Bank war also Anfang der Woche klar, dass es zum einen die Studie mit der Kaufempfehlung für die T-Aktie gab, und dass zum anderen eine dicke Verkaufsorder eines Kunden abgewickelt werden musste. Zwei Dinge, die sich widersprechen: Das eine hebt den Kurs, das andere aber muss für ein Minus sorgen.

Erstaunlicherweise sahen die Banker keinen Konflikt. Schließlich, so Deutsche Bank-Sprecher Ronald Weichert, sei es ja auch keine neue Bewertung der T-Aktie, sondern die Wiederholung einer älteren Aussage gewesen. Andererseits ging es aber nicht um irgendein Papier, sondern um die deutsche Volksaktie schlechthin, von der rund 2,4 Milliarden umlaufen. Deshalb hätten die Banker den Konflikt und den aufkommenden Ärger der Kleinanleger sehen müssen. Zwar hätte die Bank ihren Kunden kaum davon abbringen können, das Aktienpaket nicht abzustoßen. Aber die Studie hätten sie zurückhalten können. So kletterte der Kurs der T-Aktie am Montag um 1,7 Prozent, rutschte aber am Dienstag nach dem Verkauf der Aktien um 3,5 Prozent ab. Auch der weitere Kurssturz am Mittwoch um neun Prozent und der erneute Rutsch um 4,5 Prozent am Donnerstag auf den tiefsten Stand seit Anfang 1998 ist auf das ungeschickte Verhalten der Frankfurter Banker zurückzuführen.

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