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Wirtschaft: T-Aktien sollen Eichels Etat retten

Kreditanstalt für Wiederaufbau begibt milliardenschwere Wandelanleihe auf Telekom-Papiere /Kurs gibt nach

Berlin (vis). Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bereitet sich offenbar darauf vor, weitere TelekomAktien vom Bund zu übernehmen. Die KfW begab am Dienstag eine Wandelanleihe im Volumen von mindestens 4,5 Milliarden Euro und einer Laufzeit bis August 2008. Sie kann frühestens in zwei Jahren in Aktien der Deutschen Telekom getauscht werden. Es ist die größte Wandelanleihe, die weltweit jemals aufgelegt wurde. Der Erlös fließt der KfW zu. Damit verschafft sich die staatliche Bank frische Mittel, um weitere T-Aktien aus dem Bestand von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) kaufen zu können.

Die KfW gehört zu 80 Prozent dem Bund, zu 20 Prozent den Ländern. Sie hatte seit 1997 als Platzhalter (siehe Lexikon, Seite 16) in drei Tranchen rund zwölf Prozent der Telekom-Anteile vom Bund übernommen. Das Volumen der Wandelanleihe entspricht einem Anteil an der Telekom von 5,8 Prozent. Rund 30 Prozent der Telekom-Anteile hält der Bund direkt – er möchte aber weitere Anteile verkaufen. Denn mit den Privatisierungserlösen will er zu einem Teil das Vorziehen der dritten Stufe der Steuerreform auf das Jahr 2004 finanzieren. Einen direkten Verkauf der T-Aktien an der Börse hatte das Finanzministerium zuletzt aber wegen des aktuell schwachen Marktumfeldes ausgeschlossen. Also bleibt nur der Weg der Zwischenfinanzierung über die KfW, die mit der Begebung der Wandelanleihe zunächst einmal 4,5 Milliarden bis maximal fünf Milliarden Euro bei Investoren einsammelt.

Für die Kreditanstalt ergebe sich durch die Emission der Umtauschanleihe eine Zinsersparnis über die gesamte fünfjährige Laufzeit in Höhe von mehr als 0,5 Milliarden Euro. Diese Summe komme dem Bund zugute, teilte die KfW mit. Ab August 2005 kann der Bund mit weiteren Einnahmen aus der Wandelanleihe rechnen. Ab dann haben Anleger das Recht, Anleihen in Telekom-Aktien zu tauschen. Sollte die KfW durch den Umtausch Kursgewinne realisieren können, fließen diese zum Großteil an den Bund.

Die Wandelanleihe stieß nach Angaben der KfW auf großes Interesse. Sie richtete sich ausschließlich an institutionelle Investoren wie Banken und Versicherungen. Privatanleger können nur über entsprechende Fonds daran partizipieren. Das Auftragsvolumen habe deutlich über acht Milliarden Euro gelegen, teilte die KfW mit. Die Anleihe wird nominal mit 0,75 Prozent (Kupon) verzinst. Der Umtauschkurs liegt bei 17,526 Euro, die Umtauschprämie beträgt damit 38 Prozent. Für den Investor macht der Tausch ab August 2005 nur dann Sinn, wenn die Aktie zum Wandlungszeitpunkt an der Börse einen Kurs von mehr als 17,526 Euro hat. Allerdings kann der Anleger nicht unbegrenzt vom Kursanstieg profitieren. Die KfW kann die Umtauschanleihe ihrerseits nach Ablauf von drei Jahren kündigen – für den Fall, dass der Kurs der T-Aktie dann bei mehr als 21,03 Euro liegt, also den Umtauschkurs um mehr als 20 Prozent übersteigt.

Die Deutsche Telekom begrüßte die Entscheidung der Kreditanstalt als eine „marktschonende Maßnahme“. Tatsächlich ist der jetzt von der KfW gewählte Weg unter den gegebenen Umständen – der Finanznot des Bundes – für die Telekom eine gute Lösung. „Zum einen ist die Begebung der Wandelanleihe nicht mit einem Kapitalverwässerungseffekt für die Altaktionäre verbunden“, urteilen die Analysten von SES Research. Das heißt, der Anteil der übrigen Investoren am Aktienkapital der Telekom bleibt gleich, da keine neuen Aktien auf den Markt kommen.

Zum anderen könne sich später durch die Wandlung der Anleihe in T-Aktien der Streubesitz um etwa sechs auf mehr als 60 Prozent erhöhen, hoben die Analysten hervor. Das würde dann die Bedeutung der T-Aktie im Dax und im Eurostoxx heben. „Positiv ist, dass in Form der Wandelanleihe eine direkte Platzierung der Aktien am Markt vermieden werden konnte“, hieß es weiter. Die negative Kursreaktion der Börse am Dienstag nannten die Analysten daher überzogen.

Bei sehr hohen Umsätzen büßte die T-Aktie in der Spitze fast fünf Prozent ein, konnte aber im Handelsverlauf wieder etwas zulegen. Zum Schluss stand die T-Aktie bei 12,87 Euro und war mit einem Minus von 2,87 Prozent größte Verliererin im Dax.

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