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Wirtschaft: T-Mobile sagt UMTS-Start vorerst ab

Telekom-Vorstand Obermann will sich auf keinen neuen Termin festlegen / Gerätehersteller weisen Kritik zurück

Berlin (vis). Nun macht auch TMobile einen Rückzieher und verschiebt den Marktstart seines Mobilfunknetzes der dritten Generation (UMTS). „Ich kann keine Prognose für einen konkreten Starttermin abgeben“, sagte T-Mobile-Chef René Obermann auf der Internationalen Funkausstellung (Ifa) in Berlin. Bisher hatte T-Mobile den Herbst 2003 als Starttermin genannt. Die Vermarktung von UMTS werde erst beginnen, wenn ein breites Angebot an Diensten und auch die entsprechenden Handys zur Verfügung stünden. „Wir starten erst, wenn die Leistungsmerkmale von heute auch in der dritten Generation zur Verfügung stehen“, sagte Obermann. Das sei bisher nicht der Fall.

Da T-Mobile mit den bereits auf dem Markt befindlichen UMTS-Telefonen nicht starten will, wartet das Unternehmen auf die Nachfolgeprodukte der Hersteller. Unternehmensintern hieß es: „Wir rechnen nicht damit, dass in diesem Jahr noch ein UMTS-Endgerät auf den Markt kommen wird, das den Ansprüchen von T-Mobile genügt.“ Offenbar wird jetzt die Computermesse Cebit im Frühjahr 2004 als Starttermin für den Massenmarkt angepeilt. „Die Cebit ist immer ein guter Termin, um Innovationen in den Markt zu bringen“, hieß es.

T-Mobile war der letzte der vier verbliebenen Netzbetreiber in Deutschland, der noch einen Starttermin für UMTS in 2003 genannt hatte. Die kleineren Betreiber O2 und E-Plus hatten bereits zuvor angekündigt, UMTS erst 2004 vermarkten zu wollen. Vodafones Deutschland-Chef Jürgen von Kuczkowski hatte sich jüngst im Tagesspiegel-Interview ähnlich wie nun Obermann geäußert: Vodafone werde mit UMTS erst loslegen, wenn UMTS-Handys in ausreichender Qualität und Stückzahl zur Verfügung stünden.

Die Hersteller von UMTS-Telefonen wehren sich jedoch gegen die Kritik an ihren Geräten: „Wir haben die Produkte, aber in Deutschland gibt es keine funktionierenden UMTS-Netze“, sagte ein Sprecher des koreanischen Herstellers Samsung im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Der Hersteller Samsung wolle auf jeden Fall vermeiden, dass Kunden von seinem Produkt enttäuscht würden. Das sei der Fall, wenn die Netze so fehlerhaft arbeiteten wie bisher. Auf der Cebit habe Samsung bereits ein UMTS-Gerät präsentiert, auf der Ifa werde dagegen keines gezeigt. „Es macht keinen Sinn, mit Telefonen zu kommen, die mehr können als die Netze“, sagte der Sprecher. Die Gerätehersteller seien bei ihrer Entwicklung deutlich weiter als die Netzbetreiber. „Die Hersteller sind bereit: Sobald die Netze fertig sind, haben wir am selben Tag die Geräte da“, sagte der Samsung-Sprecher.

Nokia, nicht nur der weltgrößte Hersteller von Mobiltelefonen, sondern mit der Sparte Nokia Networks auch Lieferant für die Netztechnik, hält sich mit Kritik etwas zurück: Immerhin sind die Netzbetreiber Kunden von Nokia. „Es ist die Entscheidung der Netzbetreiber, wann sie mit UMTS an den Start gehen wollen“, sagte Kai Konola, Director Marketing&Sales von Nokia im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Derzeit arbeiteten die Netzbetreiber in Deutschland an der Optimierung der Netze und an der Entwicklung der Dienste. In acht anderen Ländern laufe UMTS dagegen schon auf kommerzieller Basis, und in Japan, Großbritannien, Österreich und Schweden sei Nokia mit dabei.

Konola rechnet damit, dass bis Jahresende etwa zehn marktfähige UMTS-Modelle verschiedener Hersteller auf dem Markt sein werden. Zudem gehe er davon aus, dass bis Jahresende weltweit 15 bis 20 UMTS-Netze im kommerziellen Betrieb sein werden. Ob Deutschland dabei sein werde, wollte er nicht vorhersagen. „Es gibt eine Vielzahl von Gründen, warum UMTS nicht so schnell kommt, wie es viele vielleicht erwartet haben. Aber wir sind mit dem Aufbau von UMTS schneller, als wir es mit der jetzigen GSM-Technologie waren“, sagte Konola.

Die Netzbetreiber haben ganz offenbar die Komplexität des UMTS-Netzaufbaus unterschätzt. Denn sie müssen nicht nur eine ganz neue Technologie zum Laufen bringen. Da fast alle Betreiber gleichzeitig mit Technik verschiedener Hersteller arbeiten, gibt es hier noch Abstimmungsprobleme – ebenso wie zwischen der neuen und der alten GSM- Technik. Er sehe sich dabei nicht unter Zeitdruck, sagte T-Mobile-Chef Obermann. „Wir starten erst, wenn wir ein überzeugendes Angebot haben.“

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