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Wirtschaft: T-Online: Verlust trotz Internetboom

Trotz rasanten Umsatz- und Kundenwachstums schreibt der führende deutsche Internet-Anbieter T-Online tiefrote Zahlen. Wie das Unternehmen am Mittwoch in Darmstadt unter Berufung auf vorläufige Zahlen mitteilte, fuhr es im vergangenen Jahr einen Verlust vor Steuern von 125 Millionen Euro (244,5 Millionen Mark) ein.

Trotz rasanten Umsatz- und Kundenwachstums schreibt der führende deutsche Internet-Anbieter T-Online tiefrote Zahlen. Wie das Unternehmen am Mittwoch in Darmstadt unter Berufung auf vorläufige Zahlen mitteilte, fuhr es im vergangenen Jahr einen Verlust vor Steuern von 125 Millionen Euro (244,5 Millionen Mark) ein. Grund seien "Anlaufverluste" bei ausländischen Tochtergesellschaften sowie die Kosten für die im dritten Quartal eingeführte Internet-Flatrate. Die Flatrate ist ein Pauschaltarif, mit dem T-Online-Kunden zeitlich unbegrenzt im Internet surfen können. Die T-Online-Aktie, Schwergewicht am Neuen Markt der Frankfurter Börse, legte nach der Veröffentlichung der Zahlen klar zu. Analysten hatten noch höhere Verluste erwartet.

Mit dem Verlust von 125 Millionen Euro liegt T-Online um 142,6 Millionen Euro schlechter als 1999, als das Unternehmen ein Plus von 17,6 Millionen Euro (34,4 Millionen Mark) verzeichnet hatte. Branchenexperten hatten angesichts des verschärften Wettbewerbs unter den Internet-Anbietern mit einem Negativergebnis gerechnet.

Der Umsatz im Geschäftsjahr 2000 stieg gegenüber 1999 um gut 86 Prozent auf 797,2 Millionen Euro (1,56 Milliarden Mark). Die Zahl der Kunden legte europaweit um 70 Prozent auf insgesamt 7,94 Millionen zu. In Deutschland wurde ein Zuwachs von 57 Prozent auf 6,53 Millionen Kunden verzeichnet; im Ausland kaufte T-Online den französischen Club Internet und die spanische Ya.com hinzu. Endgültige Bilanzzahlen will das Unternehmen am 29. März vorlegen.

Die Jahresdaten zeigten bei T-Online steigende Umsätze mit Werbung und E-Commerce; sie versechsfachten sich den Angaben zufolge auf 110 Millionen Euro. Die Kunden in Deutschland surften demnach durchschnittlich 580 Minuten pro Monat im Internet und im abgeschlossenen T-Online-Bereich; dies entsprach täglich 19 Minuten. Zum Jahresende surften rund 512 000 Kunden mit dem Flatrate.

T-Online hat am Mittwoch jeden Kommentar zu Gerüchten um ein mögliches Interesse an dem britischen Internet-Dienst Line-One abgelehnt. Nach Meinung eines Analysten könnte ein Kauf oder Einstieg bei Line-One, einem Joint Venture von British Telecom und einem Medienunternehmen, für T-Online strategisch durchaus Sinn machen. Line-One verfüge über 1,4 Millionen registrierte Kunden und sei der fünftgrößte britische Internet-Service-Provider, erklärte der Analyst. Seinen Angaben zufolge möchte British Telecom seinen 50-prozentigen Anteil an Line-One verkaufen. Im vergangenen Jahr war der Einstieg von T-Online beim britischen Internet-Unternehmen Freeserve geplatzt.

Nach einem Bericht des Kölner Wirtschaftsmagazins "Capital" soll die Zentrale von T-Online nach Berlin verlegt werden. In ihrer neuen Ausgabe zitierte die Zeitschrift ein Mitglied des Telekom-Aufsichtsrates: "T-Online muss nach Berlin, um die Redaktionen auszubauen und eine Telekom-Tochter in der Hauptstadt zu haben." Es gebe weder einen Vorstandsbeschluss noch einen entsprechenden Tagesordnungspunkt auf der kommenden Aufsichtsratssitzung Ende Februar, sagte ein Telekom-Sprecher.

Die Telekom hatte ihren Internet-Dienst T-Online erst im vergangenen April mit großem Werbeaufwand an die Börse gebracht. Der Anteilsschein war zu 27 Euro (52,81 Mark) ausgegeben worden und kletterte gleich am ersten Tag auf 37,50 Euro (73,34 Mark). Später erreichte er mit 48 Euro (93,88 Mark) einen Höchststand und bröckelte seitdem ab. Nach wenigen Monaten warfen mehrere Topmanager um Firmenchef Wolfgang Keuntje das Handtuch, ihren Tiefststand erreichte die Aktie erst bei zwölf Euro (23,47 Mark). Zum Jahreswechsel übernahm der einstige Deutsche-Bank-Manager Thomas Holtrop die Firmenspitze. An dem Unternehmen hält die Telekom noch rund 81 Prozent.

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