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Wirtschaft: Tabak-Lobby formiert sich neu

Industrie gründet Verband ohne Branchenführer

Berlin - Sie ist blond, attraktiv und ein bekannter Name in der Politik: Marianne Tritz soll künftig das angeschlagene Image der Tabakindustrie in Deutschland aufpolieren. Ihren neuen Posten als Chef-Lobbyistin trat die Grünen-Politikerin am Freitag offiziell bei der Gründung des Deutschen Zigarettenverbandes (DZV) in Berlin an. Der alte Verband war nach internen Streitigkeiten über das Tabakwerbeverbot im vergangenen Jahr aufgelöst worden.

Mit Tritz ist der Tabakindustrie ein Überraschungscoup gelungen. Denn wenn sich irgendeine Partei in Deutschland als Nichtraucherpartei bezeichnen kann, dann die Grünen. So betonte die 44-jährige Tritz, die zuletzt als rechte Hand des Grünen-Fraktionschefs Fritz Kuhn tätig war, dann auch am Freitag, dass der Tabakverband „nicht am Nichtraucherschutz rütteln“ wolle. Zugleich dürften aber auch die Raucher nicht ausgegrenzt werden. „Unser Ziel ist es, wieder in einen Dialog mit der Gesellschaft zu treten und verhärtete Fronten aufzulösen“, sagte Tritz. Konkrete Positionen nannte sie nicht. Bei Themen wie Rauch- oder Werbeverbote müsse zunächst einmal eine Bestandsaufnahme erfolgen.

Die fünf Verbandsmitglieder, zu denen British American Tobacco, Reemtsma, JT International und zwei kleine, deutsche Tabakhersteller gehören, hoffen mit der Neugründung nun wieder zu alter Stärke zurückzufinden. Der Ausstieg des Branchengrößten, Philip Morris, aus dem alten Verband im vergangenen Jahr hatte zu einer finanziellen Krise und der letztendlichen Auflösung geführt. Die Konzerne wollen diese nun auch dafür nutzen, gleichzeitig ihren schlechten Ruf abzustreifen. Dass sie mit Tritz eine Nichtraucherin für sich gewonnen haben, könnte dabei helfen. Yasmin El-Sharif

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