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Tagesspiegel Cloud Forum II: Kleine Firmen stochern im Nebel

Mittelständler sind verhältnismäßig zurückhalten beim Auslagern von Daten in die Cloud. Dabei lassen sich mit Anwendungen Kosten sparen.

Berlin - Bislang hat der Mittelstand sich noch nicht richtig mit der Cloud angefreundet. Laut einer Studie des Unternehmens HP sehen zwei Drittel aller kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland in den technischen Lösungen keine Vorteile. Folgerichtig drehte sich die Diskussionsrunde „Der Mittelstand in der Wolke“ am Donnerstag lange um die Frage, warum das so ist. Das liege auch an der Schwierigkeit, die Cloud zu erklären, sagte Helmut Burger, Leiter IT-Management beim deutschen Industrie- und Handelskammertag. „Die Experten in diesem Bereich bedienen sich einer Fachsprache, eines Denglisch. Der Mittelstand muss da herangeführt werden.“

Dem entgegnete Michael Korbacher, so weit sei die Wolke von kleinen Unternehmen nicht entfernt. Die Cloud-Anwendungen seines Unternehmens Google hätten seit 2007 allein in Deutschland zur Gründung von 28 000 Unternehmen geführt. Zu diesem Schluss kam kürzlich eine von Google in Auftrag gegebene Studie. Unter den Kunden von Andreas Günther dürften eher wenige dieser neuen Betriebe sein, seine Firma Telecomputer GmbH betreut vor allem Kommunen. Für die, aber auch für viele Betriebe sei der Wechsel in die Cloud aus Datenschutzgründen schwierig, sagt Günther: „Wir müssen bei unseren Anwendungen 17 verschiedene Datenschutzgesetze beachten“. Die von ihm gewünschte deutschlandweite Harmonisierung der Gesetze gehen Bernd Becker nicht weit genug. Der Vorstandssprecher des Verbandes Eurocloud Deutschland eco spricht sich mindestens für eine europaweite Angleichung aus, bis ein weltweites „Kyoto-Abkommen über Datenschutz“ erreicht sei.

Während es aus dem Plenum mehrere Fragen zur Datensicherheit bei Cloudlösungen gab, überwogen insgesamt positive Stimmen zur digitalen Wolke. Denn schließlich müsse man seine Daten ja nicht in die Cloud verlagern, so Korbacher, der bei Google für Unternehmenslösungen zuständig ist, sondern könne nur Software dort benutzen – wie zum Beispiel ein befreundeter Unternehmer, der ein Synchronstudio betreibe. Mittels Cloud könne der Videos direkt vom Kunden ins Netz laden und dort nach Bearbeitung in jedes gewünschte Format übertragen. Mit einer anderen Anwendung bekomme der Sprecher via iPad Textänderungen ins Aufnahmestudio übermittelt.

Ein Marketing- und Vertriebs-Berater mit vielen mittelständischen Kunden pochte wie Dienstleister Günther auf die Einsparungen. Es sei günstiger, Speicherplatz in der Wolke zu mieten, als einen Server zu kaufen und zu warten. Außerdem biete die Cloud technische Lösungen, die ein kleiner Betrieb nicht stemmen könne. Weil diese Anwendungen sehr komplex seien, sollten sich Unternehmen beraten lassen, meldete sich eine Mitarbeiterin des Berliner Systemhauses Dynabit zu Wort. Langfristig führe kein Weg an der Cloud vorbei, so Becker, der zertifizierte Dienstleister empfiehlt. Die wachsende Datenmenge werde irgendwann alle Anwender dazu bringen, Daten ins Netz zu übertragen. „Die Cloud ist unumkehrbar“, sagte er. Constance Frey

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